Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.^I>A>i^Mi" Q!^)!^ "Und llutit'^' "^7ijüimnÄ>K ZZ<L/ vvltZv I?ten6 Diese Thatsachen reden von selbst. Noch einmal hat sich das Land aus ^I>A>i^Mi» Q!^)!^ »Und llutit'^' »^7ijüimnÄ>K ZZ<L/ vvltZv I?ten6 Diese Thatsachen reden von selbst. Noch einmal hat sich das Land aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186937"/> <p xml:id="ID_1187" prev="#ID_1186"> ^I>A>i^Mi» Q!^)!^ »Und llutit'^' »^7ijüimnÄ>K ZZ<L/ vvltZv I?ten6<lb/> mußte alles auf scheinbar legalem Wege geschehen, und der Congreß war das<lb/> gehorsame Organ dazu. Durch allerlei Kniffe erlangte er eine ihm günstige<lb/> Reform der Konstitution, die alle Macht in seiner Hand centralisirte und i.hin<lb/> vorläufig sein Amt auf 6 Jahr verlängerte. Dem dienstbaren Congreß brachte<lb/> aus Dank der Finanzminister Gutierrcz folgenden Toast, der höchst naiv<lb/> die allgemeine Lage in Einem Punkte zusammenfassend spiegelt: „den gesetz¬<lb/> gebenden Kammern, die nichts gethan zu haben scheinen, weil sie weder Ge-<lb/> setze über Finanzen, noch über Verwaltung, noch über Zollämter votirt. die<lb/> aber in Wirklichkeit alles gethan, indem sie der Negierung die nöthigen Voll¬<lb/> machten ertheilt haben, um:c.: dem Congreß. der nichts thuend, alles gethan<lb/> hat. ein Hoch!!" Neben einzelnen ganz äußerlichen Fortschritten, wie öffentlichen<lb/> Bauten, Wegeverbesserung, elektrischen Telegraphen, Eisenbahn, wobei überdem<lb/> die Fremden das meiste Verdienst haben, stehen Thatsachen wie folgende: Ein<lb/> Mann aus Barquisimeto forderte 10.000 Thlr. Entschädigungsgelder für in<lb/> der Revolution erlittene Schäden von der Regierung. Als wiederholte Recla-<lb/> mationen nichts fruchteten, wendet er sich persönlich an Gutierrez. „Sie<lb/> müssen das gescheuter anfangen," entgegnet ihm dieser vertraulich. „Lassen Sie<lb/> uns ein Geschäft machen. Fordern Sie 200,000 Thlr. davon bekommen Sie<lb/> 30,000 Thlr. und der Rest gehört mir." Von den sehr beträchtlichen Ein¬<lb/> nahmen der Zollämter von Puerto-Cabello und La Guaira flössen notorisch<lb/> 75 Proc. direct in den Beutel des Präsidenten, dessen Frau Donna Luisa und<lb/> Schwiegersöhne. Der Rest war theils Beute der Beamten, theils verpfändet an<lb/> mercantilc Häuser. Die in den letzten 11 Jahren vergeudeten und entwen¬<lb/> deten Summen schätzt man auf 26 Millionen Thaler. Dabei flehten Witwen<lb/> und Invaliden um ihre Pension, Nachtwächter und Polizisten um ihren geringen<lb/> Sold; die Straßen wurden unfahrbar, Sümpfe und Unrath behelligten den<lb/> Fußgänger, eine Gesundheit bedrohende Atmosphäre lagerte über der Stadt.<lb/> Die höhern Beamten erhielten als Bezahlung Anweisung auf die leeren Kassen.<lb/> Gegen Verlust von 30—40 Proc. zahlten ihnen dann die Agenten des Vicepräsi-<lb/> denten und Ministers, beides Schwiegersöhne von Monagas, baares Geld aus,<lb/> und der volle Betrag ging natürlich in die Tasche der letzteren. Die Posten<lb/> der auswärtigen Schuld ließen sich seit Jahren gar nicht mehr ermitteln. Und<lb/> zur Charakteristik der Gerechtigkeitspflege diene, daß in unmittelbarer Nachbar¬<lb/> schaft der Stadt ungestraft Mordthaten verübt, die Wege unsicher wurden, daß<lb/> nur die gemeinsten Subjecte sich zu Advocaten hergaben, um verlassenen Wit¬<lb/> wen ihr Eigenthum und Waisen ihr Erbtheil zu entreißen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1188" next="#ID_1189"> Diese Thatsachen reden von selbst. Noch einmal hat sich das Land aus<lb/> der Tiefe seines Elends aufgerafft, diese Administration zu stürzen. Das Glück,<lb/> seit lange abgewendet von den Schicksalen der Venezolaner, hat ihnen dieses</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
^I>A>i^Mi» Q!^)!^ »Und llutit'^' »^7ijüimnÄ>K ZZ<L/ vvltZv I?ten6
mußte alles auf scheinbar legalem Wege geschehen, und der Congreß war das
gehorsame Organ dazu. Durch allerlei Kniffe erlangte er eine ihm günstige
Reform der Konstitution, die alle Macht in seiner Hand centralisirte und i.hin
vorläufig sein Amt auf 6 Jahr verlängerte. Dem dienstbaren Congreß brachte
aus Dank der Finanzminister Gutierrcz folgenden Toast, der höchst naiv
die allgemeine Lage in Einem Punkte zusammenfassend spiegelt: „den gesetz¬
gebenden Kammern, die nichts gethan zu haben scheinen, weil sie weder Ge-
setze über Finanzen, noch über Verwaltung, noch über Zollämter votirt. die
aber in Wirklichkeit alles gethan, indem sie der Negierung die nöthigen Voll¬
machten ertheilt haben, um:c.: dem Congreß. der nichts thuend, alles gethan
hat. ein Hoch!!" Neben einzelnen ganz äußerlichen Fortschritten, wie öffentlichen
Bauten, Wegeverbesserung, elektrischen Telegraphen, Eisenbahn, wobei überdem
die Fremden das meiste Verdienst haben, stehen Thatsachen wie folgende: Ein
Mann aus Barquisimeto forderte 10.000 Thlr. Entschädigungsgelder für in
der Revolution erlittene Schäden von der Regierung. Als wiederholte Recla-
mationen nichts fruchteten, wendet er sich persönlich an Gutierrez. „Sie
müssen das gescheuter anfangen," entgegnet ihm dieser vertraulich. „Lassen Sie
uns ein Geschäft machen. Fordern Sie 200,000 Thlr. davon bekommen Sie
30,000 Thlr. und der Rest gehört mir." Von den sehr beträchtlichen Ein¬
nahmen der Zollämter von Puerto-Cabello und La Guaira flössen notorisch
75 Proc. direct in den Beutel des Präsidenten, dessen Frau Donna Luisa und
Schwiegersöhne. Der Rest war theils Beute der Beamten, theils verpfändet an
mercantilc Häuser. Die in den letzten 11 Jahren vergeudeten und entwen¬
deten Summen schätzt man auf 26 Millionen Thaler. Dabei flehten Witwen
und Invaliden um ihre Pension, Nachtwächter und Polizisten um ihren geringen
Sold; die Straßen wurden unfahrbar, Sümpfe und Unrath behelligten den
Fußgänger, eine Gesundheit bedrohende Atmosphäre lagerte über der Stadt.
Die höhern Beamten erhielten als Bezahlung Anweisung auf die leeren Kassen.
Gegen Verlust von 30—40 Proc. zahlten ihnen dann die Agenten des Vicepräsi-
denten und Ministers, beides Schwiegersöhne von Monagas, baares Geld aus,
und der volle Betrag ging natürlich in die Tasche der letzteren. Die Posten
der auswärtigen Schuld ließen sich seit Jahren gar nicht mehr ermitteln. Und
zur Charakteristik der Gerechtigkeitspflege diene, daß in unmittelbarer Nachbar¬
schaft der Stadt ungestraft Mordthaten verübt, die Wege unsicher wurden, daß
nur die gemeinsten Subjecte sich zu Advocaten hergaben, um verlassenen Wit¬
wen ihr Eigenthum und Waisen ihr Erbtheil zu entreißen.
Diese Thatsachen reden von selbst. Noch einmal hat sich das Land aus
der Tiefe seines Elends aufgerafft, diese Administration zu stürzen. Das Glück,
seit lange abgewendet von den Schicksalen der Venezolaner, hat ihnen dieses
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