Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Verbreche" trat nackt und schamlos auf. Ivsv Gregorio nämlich, sei es von Diese Rotte begann einen Vernichtungskrieg gegen den Staat und die 04
Verbreche» trat nackt und schamlos auf. Ivsv Gregorio nämlich, sei es von Diese Rotte begann einen Vernichtungskrieg gegen den Staat und die 04
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Verbreche» trat nackt und schamlos auf. Ivsv Gregorio nämlich, sei es von
Geburt, sei es vom Handwerk, erinnerte in seiner ganzen Erscheinung an die
Ochsen, mit denen er als Herdenbesitzer vertraulich gelebt hatte. Beschränkten
Geistes, ohne jede Bildung und gesellschaftliche Form, so daß er in einiger¬
maßen anständigen Familien gar nicht zugelassen wurde, vergrub er sich ganz
in seine Wohnung, gab in Unterhosen Audienzen und überließ, selbst des
Schreibens nicht recht kundig, die Regierung der soi-lliLimt. Camarilla,. welche,
aus Menschen aller Art zusammengesetzt, er theilweise schon in Barcelona als
Militärcommandant um sich geschart hatte. Den unbeschränktesten Einfluß
hatte ein früherer Plantagenverwalter. Obrego», der anfänglich so arm, daß
er um einer Summe von 800 !I,ir. mulier das alle» Gaunern wohlthätige
Esperagesetz in Anspruch nahm, plötzlich ein reicher Grundeigenthümer wurde;
nächst ihm der Minister Planas, ein Bank'erotteur. und der Gouverneur von
Caracas, ein durch Erbschleichern berüchtigter Advocat, beides Männer von
Schliff und Glätte, und von jener Geriebenheit und Geschmeidigkeit südlichen
Temperaments, die schreckhaft gefährlich wird, wo sie sich mit Gemeinheit
und Verworfenheit paart. Tue rechte Hand von Jost Gregorio, Ebef seiner
farbigen Leibgarde in grauer Leinwand und bloßen Füßen, war der rohe Ne¬
ger Pinedcr, unterstützt von des ersteren vier ruchlosen Söhnen. deren Frech¬
heit und Gewalt selbst Töchtern gebildeter Familien gefährlich. deren übrige
Mord- und Schandthaten grausenerrcgend wurden.
Diese Rotte begann einen Vernichtungskrieg gegen den Staat und die
Gesellschaft. Die reichen Einkünfte der Zollämter fanden jeden andern Weg,
nur nicht den in den Staatsschatz. Im I. l>> wurde durch den noch nicht
ganz unterwürfigen Congreß zuerst an die Öffentlichkeit gezogen, was schon
uuter Jos<; Tadeo aus den Einnahmen der Douancn von La Gnaira, die —
iieiläusig gesagt - monatlich fast 30V,000 Pesos (zu l Franken) betrugen, ge¬
worden war. Einfache Befehle des Präsidenten hatten genügt, bedeutende
Summen fremden Speculanten, welche mit enormen Interessen ihre Gelder
vorgestreckt, oder Günstlingen zuzuweisen, oder für ganz ungesetzliche Bestim¬
mung zu verwenden: der größte Theil war verschwunden, und doch harrten
viele Beamte umsonst ihres Soldes. Zwar wurden der Dvuauenverwalter und
der Finanzminister in Anklagestand versetzt, aber der gehorsame Gerichtshof
sprach sie frei. Diese Unterschlagungen wurden von nun an förmlich autorisire:
das Verbrechen erhielt einen Freibrief. So erhielt ein Creole, aus Rücksicht
aus die Verdienste seines deutschen Vaters im Befreiungskriege, auf wieder¬
holtes Gesuch den Douaneposten von Maracaibo aus sechs Monate. Nachdem
der glatte, durchtriebene Mann dem Präsidenten verbindlich die Hand gedrückt,
rief dieser beim Hinausgehu des-Günstlings lachend aus: „El was der Blond¬
kopf für ein Hauptspitzbube sein muß." Nach Ablauf der Frist wendete sich
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