Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Am 29. Oct. 1807 reiste Müller aus dem Hause Alexanders von 30. Sept. 1807- "In Ansehung des Ganzen sind meine Aussichten heiter. Es ist eine Zeit; des Ilcbcrgangs; sie mußte kommen, viel auszumerzen,> zu wecken. Keime des Bessern zu streuen. Letzteres geschieht auf mancherlei Weise <die neuen Constitutionen enthalten viele, viele entwickelt das Treibhaus der Noth> und eine Reife wird kommen. Die Geschichte war mir nie interessanter; wie hat sie in diesem Jahr mich gestärkt, wie belehrt! So daß ich die falschen Hoffnungen schnell aufgab, und mit höchstem Interesse das große Schauspiel mit an¬ sehe." -- An Nicolai. 14. Oct. 1807: "Wer kann sagen, was gut ist oder böse? Wir wissen die Gegenwart kaum recht, geschweige die Zukunft. Wer nicht gutwillig dem Schick¬ sal folgt, der muß. Ich folge ohne weibische Klagen: Keime des Bessern find mitten in der Zerstörung unverkennbar, und ich verzweifle nicht an einer endlich guten Entwicklung. In¬ deß hilft unser einem die Wissenschaft durch, zerstreuend, stärkend, empfehlend; vornehmlich die Erinnerung und Uebersicht der Welthistorie." ") Noch interessanter wird diese Gemüthsverfassung im Brief an Bonstetten vom 1. April 1809
beschrieben. II 1'sIIut oben'; es n'est pss vu'su routs <1ej", ne ssntisso prakonäement Huem Nelpaliivne semel! ^ussi jef ins pi-opnslü" wi"v wurnnres, xour me rsvenäi- "zusr d, mes pi-ins in'irmtits- N"i8 I'Lmpsreur etg.it psi'ti. Lieu er,e vonvuineu <1s plus en plus qiie es obangement ne me oonviendi-sit pg.5, i> ksllnt s'z? pröter. -- Das war eben Müllers Elend, daß er nie im Stande war. Nein zu sagen. -- Ebenso an Wetter, 24. Nov. Am 29. Oct. 1807 reiste Müller aus dem Hause Alexanders von 30. Sept. 1807- „In Ansehung des Ganzen sind meine Aussichten heiter. Es ist eine Zeit; des Ilcbcrgangs; sie mußte kommen, viel auszumerzen,> zu wecken. Keime des Bessern zu streuen. Letzteres geschieht auf mancherlei Weise <die neuen Constitutionen enthalten viele, viele entwickelt das Treibhaus der Noth> und eine Reife wird kommen. Die Geschichte war mir nie interessanter; wie hat sie in diesem Jahr mich gestärkt, wie belehrt! So daß ich die falschen Hoffnungen schnell aufgab, und mit höchstem Interesse das große Schauspiel mit an¬ sehe." — An Nicolai. 14. Oct. 1807: „Wer kann sagen, was gut ist oder böse? Wir wissen die Gegenwart kaum recht, geschweige die Zukunft. Wer nicht gutwillig dem Schick¬ sal folgt, der muß. Ich folge ohne weibische Klagen: Keime des Bessern find mitten in der Zerstörung unverkennbar, und ich verzweifle nicht an einer endlich guten Entwicklung. In¬ deß hilft unser einem die Wissenschaft durch, zerstreuend, stärkend, empfehlend; vornehmlich die Erinnerung und Uebersicht der Welthistorie." ") Noch interessanter wird diese Gemüthsverfassung im Brief an Bonstetten vom 1. April 1809
beschrieben. II 1'sIIut oben'; es n'est pss vu'su routs <1ej», ne ssntisso prakonäement Huem Nelpaliivne semel! ^ussi jef ins pi-opnslü» wi»v wurnnres, xour me rsvenäi- «zusr d, mes pi-ins in'irmtits- N»i8 I'Lmpsreur etg.it psi'ti. Lieu er,e vonvuineu <1s plus en plus qiie es obangement ne me oonviendi-sit pg.5, i> ksllnt s'z? pröter. — Das war eben Müllers Elend, daß er nie im Stande war. Nein zu sagen. — Ebenso an Wetter, 24. Nov. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0462" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186875"/> <p xml:id="ID_1043" next="#ID_1044"> Am 29. Oct. 1807 reiste Müller aus dem Hause Alexanders von<lb/> Humboldt, der sich in der schweren Zeit auf das freundschaftlichste seiner<lb/> angenommen hatte, von Berlin ab. Seine Bücher, an 120 Ctr., wurden über<lb/> Nürnberg nach Tübingen geführt; für die Reisekosten hatte ihm der König<lb/> von Würtemberg eine ansehnliche Entschädigung bewilligt. Böse Wege ver¬<lb/> anlaßten einige verdrießliche Zufälle. Inzwischen waren ihm zwei Couriere<lb/> von Paris aus nachgeschickt, der eine hatte ihn in Tübingen und Stuttgart<lb/> gesucht, eilte hierauf nach Berlin, traf in Gotha die Spur seiner Durchreise<lb/> und erreichte ihn selbst am Abend des 5. November zu Frankfurt. Er über¬<lb/> brachte ihm die Einladung, schleunigst nach Fontainebleau zu kommen, er sei<lb/> zum Minister-Staatssecretair des neuen Königreichs Westphalen ernannt.<lb/> „Beim Schatten unserer Mutter! schreibt er an seinen Bruder, nie hatte ich davon<lb/> die entfernteste Idee; bisweilen wünschte ich eine mäßige literarische Stelle in<lb/> Paris, hatte aber niemanden, auch nur dieses geschrieben. Der erste Eindruck<lb/> war nach dem Erstaunen. Freude, daß der große Mann, den, wie du weißt,<lb/> ich seit jener Unterredung am 20. Nov. 1806 hoch verehrte, meiner nicht ver¬<lb/> gessen. Das hat sich auch nachher bestätigt: der Fürst Primas hat nichts<lb/> davon gewußt, König Hieronymus kannte mich nicht, alles ist aus Jupiters<lb/> Haupt: er wollte seinem Bruder einen der Nation angenehmen Minister geben.<lb/> Also in einer Viertelstunde der Courier abgefertigt: „ich komme." Und<lb/> ich kam. Tag und Nacht in fünf Tagen. Am 12. war ich zu Fontainebleau,<lb/> sah hier den Minister-Staatssecretair, und eben, als ich mich in den<lb/> Wagen setzen wollte, den König, der von der Jagd heim kam.' Er hat<lb/> etwas ungemein Einnehmendes und ich wußte aus Schlesien mehre<lb/> selonc Züge. In Paris sah ich fast niemand, als den Fürsten Primas und<lb/> eilte schnell zurück. Aber lange schon war ich bei Besinnung") — an</p><lb/> <note xml:id="FID_106" place="foot"> 30. Sept. 1807- „In Ansehung des Ganzen sind meine Aussichten heiter. Es ist eine Zeit;<lb/> des Ilcbcrgangs; sie mußte kommen, viel auszumerzen,> zu wecken. Keime des Bessern zu<lb/> streuen. Letzteres geschieht auf mancherlei Weise <die neuen Constitutionen enthalten viele,<lb/> viele entwickelt das Treibhaus der Noth> und eine Reife wird kommen. Die Geschichte war<lb/> mir nie interessanter; wie hat sie in diesem Jahr mich gestärkt, wie belehrt! So daß ich die<lb/> falschen Hoffnungen schnell aufgab, und mit höchstem Interesse das große Schauspiel mit an¬<lb/> sehe." — An Nicolai. 14. Oct. 1807: „Wer kann sagen, was gut ist oder böse? Wir<lb/> wissen die Gegenwart kaum recht, geschweige die Zukunft. Wer nicht gutwillig dem Schick¬<lb/> sal folgt, der muß. Ich folge ohne weibische Klagen: Keime des Bessern find mitten in der<lb/> Zerstörung unverkennbar, und ich verzweifle nicht an einer endlich guten Entwicklung. In¬<lb/> deß hilft unser einem die Wissenschaft durch, zerstreuend, stärkend, empfehlend; vornehmlich<lb/> die Erinnerung und Uebersicht der Welthistorie."</note><lb/> <note xml:id="FID_107" place="foot" next="#FID_108"> ") Noch interessanter wird diese Gemüthsverfassung im Brief an Bonstetten vom 1. April 1809<lb/> beschrieben. II 1'sIIut oben'; es n'est pss vu'su routs <1ej», ne ssntisso prakonäement<lb/> Huem Nelpaliivne semel! ^ussi jef ins pi-opnslü» wi»v wurnnres, xour me rsvenäi-<lb/> «zusr d, mes pi-ins in'irmtits- N»i8 I'Lmpsreur etg.it psi'ti. Lieu er,e vonvuineu <1s plus en<lb/> plus qiie es obangement ne me oonviendi-sit pg.5, i> ksllnt s'z? pröter. — Das war eben<lb/> Müllers Elend, daß er nie im Stande war. Nein zu sagen. — Ebenso an Wetter, 24. Nov.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0462]
Am 29. Oct. 1807 reiste Müller aus dem Hause Alexanders von
Humboldt, der sich in der schweren Zeit auf das freundschaftlichste seiner
angenommen hatte, von Berlin ab. Seine Bücher, an 120 Ctr., wurden über
Nürnberg nach Tübingen geführt; für die Reisekosten hatte ihm der König
von Würtemberg eine ansehnliche Entschädigung bewilligt. Böse Wege ver¬
anlaßten einige verdrießliche Zufälle. Inzwischen waren ihm zwei Couriere
von Paris aus nachgeschickt, der eine hatte ihn in Tübingen und Stuttgart
gesucht, eilte hierauf nach Berlin, traf in Gotha die Spur seiner Durchreise
und erreichte ihn selbst am Abend des 5. November zu Frankfurt. Er über¬
brachte ihm die Einladung, schleunigst nach Fontainebleau zu kommen, er sei
zum Minister-Staatssecretair des neuen Königreichs Westphalen ernannt.
„Beim Schatten unserer Mutter! schreibt er an seinen Bruder, nie hatte ich davon
die entfernteste Idee; bisweilen wünschte ich eine mäßige literarische Stelle in
Paris, hatte aber niemanden, auch nur dieses geschrieben. Der erste Eindruck
war nach dem Erstaunen. Freude, daß der große Mann, den, wie du weißt,
ich seit jener Unterredung am 20. Nov. 1806 hoch verehrte, meiner nicht ver¬
gessen. Das hat sich auch nachher bestätigt: der Fürst Primas hat nichts
davon gewußt, König Hieronymus kannte mich nicht, alles ist aus Jupiters
Haupt: er wollte seinem Bruder einen der Nation angenehmen Minister geben.
Also in einer Viertelstunde der Courier abgefertigt: „ich komme." Und
ich kam. Tag und Nacht in fünf Tagen. Am 12. war ich zu Fontainebleau,
sah hier den Minister-Staatssecretair, und eben, als ich mich in den
Wagen setzen wollte, den König, der von der Jagd heim kam.' Er hat
etwas ungemein Einnehmendes und ich wußte aus Schlesien mehre
selonc Züge. In Paris sah ich fast niemand, als den Fürsten Primas und
eilte schnell zurück. Aber lange schon war ich bei Besinnung") — an
30. Sept. 1807- „In Ansehung des Ganzen sind meine Aussichten heiter. Es ist eine Zeit;
des Ilcbcrgangs; sie mußte kommen, viel auszumerzen,> zu wecken. Keime des Bessern zu
streuen. Letzteres geschieht auf mancherlei Weise <die neuen Constitutionen enthalten viele,
viele entwickelt das Treibhaus der Noth> und eine Reife wird kommen. Die Geschichte war
mir nie interessanter; wie hat sie in diesem Jahr mich gestärkt, wie belehrt! So daß ich die
falschen Hoffnungen schnell aufgab, und mit höchstem Interesse das große Schauspiel mit an¬
sehe." — An Nicolai. 14. Oct. 1807: „Wer kann sagen, was gut ist oder böse? Wir
wissen die Gegenwart kaum recht, geschweige die Zukunft. Wer nicht gutwillig dem Schick¬
sal folgt, der muß. Ich folge ohne weibische Klagen: Keime des Bessern find mitten in der
Zerstörung unverkennbar, und ich verzweifle nicht an einer endlich guten Entwicklung. In¬
deß hilft unser einem die Wissenschaft durch, zerstreuend, stärkend, empfehlend; vornehmlich
die Erinnerung und Uebersicht der Welthistorie."
") Noch interessanter wird diese Gemüthsverfassung im Brief an Bonstetten vom 1. April 1809
beschrieben. II 1'sIIut oben'; es n'est pss vu'su routs <1ej», ne ssntisso prakonäement
Huem Nelpaliivne semel! ^ussi jef ins pi-opnslü» wi»v wurnnres, xour me rsvenäi-
«zusr d, mes pi-ins in'irmtits- N»i8 I'Lmpsreur etg.it psi'ti. Lieu er,e vonvuineu <1s plus en
plus qiie es obangement ne me oonviendi-sit pg.5, i> ksllnt s'z? pröter. — Das war eben
Müllers Elend, daß er nie im Stande war. Nein zu sagen. — Ebenso an Wetter, 24. Nov.
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
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