Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Johannes von Miiller und seine Zeit. 8. Müllers Abfall. "Schauderhaft ist die Epoche. Die Sache ist über alle menschliche Cnl- ') Er motivirt seinen Entschluß verschiedenartig: "Wer kann dem entflieh", den die Hand
des Höchsten über schlaftrunkene Völker führt!" (An Wachler, 7. Mai 1807). ^0. vo^tus Pik vivu Ä annus I" iiwncls Ä, Naxolüon; on in'kMinuir, sans I" i.iouvör? D'gillizurs,js u'"iMug.is oriünt im Komme snpüriLni'; mo iis-is vu wi. (Nu Bon stellen, Sommer 1807.) Johannes von Miiller und seine Zeit. 8. Müllers Abfall. „Schauderhaft ist die Epoche. Die Sache ist über alle menschliche Cnl- ') Er motivirt seinen Entschluß verschiedenartig: „Wer kann dem entflieh», den die Hand
des Höchsten über schlaftrunkene Völker führt!" (An Wachler, 7. Mai 1807). ^0. vo^tus Pik vivu Ä annus I» iiwncls Ä, Naxolüon; on in'kMinuir, sans I« i.iouvör? D'gillizurs,js u'»iMug.is oriünt im Komme snpüriLni'; mo iis-is vu wi. (Nu Bon stellen, Sommer 1807.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0423" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186836"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Johannes von Miiller und seine Zeit.</head><lb/> <div n="2"> <head> 8.<lb/> Müllers Abfall.</head><lb/> <p xml:id="ID_963" next="#ID_964"> „Schauderhaft ist die Epoche. Die Sache ist über alle menschliche Cnl-<lb/> culs hinaus und fällt in die Reihe der Geheimnisse Gottes." „Ich preise die<lb/> Fügung, welche mich von der Geschästslaufbahn entfernte; ich wäre, bei dem<lb/> reinsten Willen, in das Unglück hineingerissen worden. Jetzt wird mehr und<lb/> mehr Livius mein Muster, welcher die hohe Gestalt aller Zeiten so verewigte,<lb/> daß . , . August politisch fand, sein Freund zu sein." —Am offen¬<lb/> sten spricht sich Müller seinem Bruder gegenüber aus; er sieht in dem all¬<lb/> gemeinen Umsturz zunächst doch nur seine eigene Gefahr. „Gewaltig, schreibt<lb/> er am 21. Oct., hat es mich- ergriffen: kaum daß die Beine mich zu tragen,<lb/> kaum daß ich eine Zeile zu schreiben vermochte. Aber obwol so viele mir<lb/> anlagen, wegzugehn, und ich selbst eine Weile zweifelhaft war, ich bleibe/)<lb/> Ich habe den Kaiser nie persönlich, namentlich angegriffen; in dieser letzten<lb/> Zeit häusig aufgefordert, schwieg ich: es war. als ob eine unsichtbare Kraft<lb/> meine Hand zurückhielt. Nun das Alte offenbar vergangen, die Welt hin¬<lb/> gegeben, eine lange Periode der Universalgeschichte geschlossen ist. so ergebe<lb/> ich mich, ohne Heuchelei noch Zurückhaltung. Sollte ich wegen der vorigen<lb/> Dinge ums Leben kommen, so verliere ich dadurch nicht viel . . . Aber ich<lb/> glaube nicht, daß mir etwas geschehen wird; ich bin gefaßt, ohne ein Vor¬<lb/> gefühl zu haben. Ich bleibe und bin ruhig, ja heiter." An den Geh. Rath<lb/> von Salis in Königsberg 24. Oct.: „Ich war in den ersten Tagen wie phy¬<lb/> sisch gelähmt . . . denn unermeßlich ist das Unglück; ruit. g.1r>o -r euliuinö<lb/> IrvM; der Name, die Hoffnungen selbst. Alles Alte ist hin; siehe, etwas<lb/> Neues wird; die große Periode der mancherlei Reiche seit dem Untergang des<lb/> römischen ist geschlossen. Uns bleibt, wenn wir es fassen wollen, zu Ruhm<lb/> und Glück kein anderer Weg, als durch Künste des Friedens ; Krieg zu machen<lb/> gelingt nicht." - „Die anfängliche Erschütterung meiner ganzen Lebenskraft<lb/> hat sich gelegt; die Betrachtung so vieler Revolutionen in der Geschichte, etwas<lb/> guter Glaube und eine natürliche Neigung zur Heiterkeit erleichtert es einem."<lb/> „Ich finde in der Geschichte, daß, wenn zu einer großen Veränderung die<lb/> Zeit da war. alles dawider nichts half; die wahre Klugheit ist Erkenntniß<lb/> der Zeichen der Zeit; wer sich selbst nicht vergißt, wer durch Geschicklichkeit</p><lb/> <note xml:id="FID_96" place="foot"> ') Er motivirt seinen Entschluß verschiedenartig: „Wer kann dem entflieh», den die Hand<lb/> des Höchsten über schlaftrunkene Völker führt!" (An Wachler, 7. Mai 1807). ^0. vo^tus<lb/> Pik vivu Ä annus I» iiwncls Ä, Naxolüon; on in'kMinuir, sans I« i.iouvör? D'gillizurs,js<lb/> u'»iMug.is oriünt im Komme snpüriLni'; mo iis-is vu wi. (Nu Bon stellen, Sommer 1807.)</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0423]
Johannes von Miiller und seine Zeit.
8.
Müllers Abfall.
„Schauderhaft ist die Epoche. Die Sache ist über alle menschliche Cnl-
culs hinaus und fällt in die Reihe der Geheimnisse Gottes." „Ich preise die
Fügung, welche mich von der Geschästslaufbahn entfernte; ich wäre, bei dem
reinsten Willen, in das Unglück hineingerissen worden. Jetzt wird mehr und
mehr Livius mein Muster, welcher die hohe Gestalt aller Zeiten so verewigte,
daß . , . August politisch fand, sein Freund zu sein." —Am offen¬
sten spricht sich Müller seinem Bruder gegenüber aus; er sieht in dem all¬
gemeinen Umsturz zunächst doch nur seine eigene Gefahr. „Gewaltig, schreibt
er am 21. Oct., hat es mich- ergriffen: kaum daß die Beine mich zu tragen,
kaum daß ich eine Zeile zu schreiben vermochte. Aber obwol so viele mir
anlagen, wegzugehn, und ich selbst eine Weile zweifelhaft war, ich bleibe/)
Ich habe den Kaiser nie persönlich, namentlich angegriffen; in dieser letzten
Zeit häusig aufgefordert, schwieg ich: es war. als ob eine unsichtbare Kraft
meine Hand zurückhielt. Nun das Alte offenbar vergangen, die Welt hin¬
gegeben, eine lange Periode der Universalgeschichte geschlossen ist. so ergebe
ich mich, ohne Heuchelei noch Zurückhaltung. Sollte ich wegen der vorigen
Dinge ums Leben kommen, so verliere ich dadurch nicht viel . . . Aber ich
glaube nicht, daß mir etwas geschehen wird; ich bin gefaßt, ohne ein Vor¬
gefühl zu haben. Ich bleibe und bin ruhig, ja heiter." An den Geh. Rath
von Salis in Königsberg 24. Oct.: „Ich war in den ersten Tagen wie phy¬
sisch gelähmt . . . denn unermeßlich ist das Unglück; ruit. g.1r>o -r euliuinö
IrvM; der Name, die Hoffnungen selbst. Alles Alte ist hin; siehe, etwas
Neues wird; die große Periode der mancherlei Reiche seit dem Untergang des
römischen ist geschlossen. Uns bleibt, wenn wir es fassen wollen, zu Ruhm
und Glück kein anderer Weg, als durch Künste des Friedens ; Krieg zu machen
gelingt nicht." - „Die anfängliche Erschütterung meiner ganzen Lebenskraft
hat sich gelegt; die Betrachtung so vieler Revolutionen in der Geschichte, etwas
guter Glaube und eine natürliche Neigung zur Heiterkeit erleichtert es einem."
„Ich finde in der Geschichte, daß, wenn zu einer großen Veränderung die
Zeit da war. alles dawider nichts half; die wahre Klugheit ist Erkenntniß
der Zeichen der Zeit; wer sich selbst nicht vergißt, wer durch Geschicklichkeit
') Er motivirt seinen Entschluß verschiedenartig: „Wer kann dem entflieh», den die Hand
des Höchsten über schlaftrunkene Völker führt!" (An Wachler, 7. Mai 1807). ^0. vo^tus
Pik vivu Ä annus I» iiwncls Ä, Naxolüon; on in'kMinuir, sans I« i.iouvör? D'gillizurs,js
u'»iMug.is oriünt im Komme snpüriLni'; mo iis-is vu wi. (Nu Bon stellen, Sommer 1807.)
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