Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.und Muth Werth hat, den wird auch der Weltherrscher (Vollzieher der und Muth Werth hat, den wird auch der Weltherrscher (Vollzieher der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0424" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186837"/> <p xml:id="ID_964" prev="#ID_963" next="#ID_965"> und Muth Werth hat, den wird auch der Weltherrscher (Vollzieher der<lb/> Verhängnisse Gottes nennt er ihn anderswo.) nicht verachten." Darauf<lb/> wird — sehr zeitgemäß! — versichert, die preußische Armee habe aus Prü-<lb/> gelgcbenden und Prügclempfangenden bestanden; Müller kam etwas spät<lb/> darauf. — An Füßli, seinen ältesten Freund. 25. Oct.: „Da nun entschieden,<lb/> daß das Alte in Europa als unhaltbar vergangen, daß etwas Neues wird,<lb/> und kein Staat mehr existirt, der es hindern könnte (nulla, f-z.in xublica. al ma),<lb/> so muß man sich fügen wie unser Freund Horaz: Wun ü-acta oil-of et mi-<lb/> rmevs turxs solum tetigerö mento. .. Am Ende ist doch nichts anziehender,<lb/> als so an einer Schlußperiode der Welthistorie den Zusammenhang zu über¬<lb/> schauen, und aus den alten Beispielen zu lernen, wie es so hat kommen<lb/> müssen. Dann lüpft der kühne Historiker wol auch einen Zipfel des die Zu¬<lb/> kunft bedeckenden Schleiers, und meint etwas Besseres im Hintergrund zu er¬<lb/> blicken . . . Es wird sich nun zeigen, wie viele Ressourcen uns bleiben, um<lb/> nach abgespielter Militärrolle in Friedcnskünsten andern Ruhm und Flor zu<lb/> suchen; worüber ich mancherlei Ideen hätte. Ich, wenn der König reich ge¬<lb/> nug bleibt, um die literarischen Institute aufrecht zu halten, werde dessen froh<lb/> sein; wo nicht, ein anderes Nestchen suchen. Rom, Paris, die Schweiz<lb/> reizen wechselweise ..." — Seinem Bruder berichtet er (8. Nov.) mit stiller<lb/> Verklärung von dem Wohlwollen, mit dem die Franzosen ihn behandeln.<lb/> „Vom Kaiser habe ich in Ansehung meiner nichts Anderes erfahren, als was<lb/> mich zu den besten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt. Gott, ich sehe es,<lb/> hat ihm das Reich, die Welt gegeben. Da das Alte, Unhaltbare, Verrostete<lb/> einmal untergehn sollte, so ist das größte Glück, daß der Sieg ihm und eurer<lb/> Nation gegeben ward, welche doch milde Sitten und für Wissenschaften, mehr<lb/> als andere, Empfänglichkeit und Schätzung hat. So wenig Cicero, Livius,<lb/> Horaz dem großen Cäsar oder dem glücklichen August verborgen haben, daß<lb/> sie vormals wider ihn gewesen, so wenig habe ich verhehlt, bisher von einer<lb/> andern Partei oder vielmehr in einer andern Ansicht gewesen zu sein, die ich,<lb/> da nun Gott entschieden, willig aufgebe, bereit, bei der großen Weltumschas-<lb/> sung wa nicht mitzuwirken, doch sie wenigstens ganz unparteiisch zu beschrei¬<lb/> ben. Es ist eine unaussprechlich erhebende Beschäftigung des Geistes, von<lb/> den Trümmern des gefallenen Europa den Blick auf den ganzen Zusammen¬<lb/> hang der Universalgeschichte zu werfen, die Ursachen der Dinge aufzusuchen,<lb/> und kühn den Schleier ein wenig tupfen, der die wahrscheinliche Zukunft deckt.<lb/> Diese Betrachtungen sind so groß und befriedigend für mich, als sie einst für<lb/> das Publicum interessant sein werden, wenn ich sie zu Papier bringen kann<lb/> . . . Es sind mir ehrenvolle und sehr angenehme Vorschläge gemacht wor¬<lb/> den, und ich erwarte zu vernehmen, wiefern sie vom Kaiser bestätigt werden<lb/> dürsten . . . Im Fall jene Ideen Anstand finden sollten, so müßte ich suchen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0424]
und Muth Werth hat, den wird auch der Weltherrscher (Vollzieher der
Verhängnisse Gottes nennt er ihn anderswo.) nicht verachten." Darauf
wird — sehr zeitgemäß! — versichert, die preußische Armee habe aus Prü-
gelgcbenden und Prügclempfangenden bestanden; Müller kam etwas spät
darauf. — An Füßli, seinen ältesten Freund. 25. Oct.: „Da nun entschieden,
daß das Alte in Europa als unhaltbar vergangen, daß etwas Neues wird,
und kein Staat mehr existirt, der es hindern könnte (nulla, f-z.in xublica. al ma),
so muß man sich fügen wie unser Freund Horaz: Wun ü-acta oil-of et mi-
rmevs turxs solum tetigerö mento. .. Am Ende ist doch nichts anziehender,
als so an einer Schlußperiode der Welthistorie den Zusammenhang zu über¬
schauen, und aus den alten Beispielen zu lernen, wie es so hat kommen
müssen. Dann lüpft der kühne Historiker wol auch einen Zipfel des die Zu¬
kunft bedeckenden Schleiers, und meint etwas Besseres im Hintergrund zu er¬
blicken . . . Es wird sich nun zeigen, wie viele Ressourcen uns bleiben, um
nach abgespielter Militärrolle in Friedcnskünsten andern Ruhm und Flor zu
suchen; worüber ich mancherlei Ideen hätte. Ich, wenn der König reich ge¬
nug bleibt, um die literarischen Institute aufrecht zu halten, werde dessen froh
sein; wo nicht, ein anderes Nestchen suchen. Rom, Paris, die Schweiz
reizen wechselweise ..." — Seinem Bruder berichtet er (8. Nov.) mit stiller
Verklärung von dem Wohlwollen, mit dem die Franzosen ihn behandeln.
„Vom Kaiser habe ich in Ansehung meiner nichts Anderes erfahren, als was
mich zu den besten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt. Gott, ich sehe es,
hat ihm das Reich, die Welt gegeben. Da das Alte, Unhaltbare, Verrostete
einmal untergehn sollte, so ist das größte Glück, daß der Sieg ihm und eurer
Nation gegeben ward, welche doch milde Sitten und für Wissenschaften, mehr
als andere, Empfänglichkeit und Schätzung hat. So wenig Cicero, Livius,
Horaz dem großen Cäsar oder dem glücklichen August verborgen haben, daß
sie vormals wider ihn gewesen, so wenig habe ich verhehlt, bisher von einer
andern Partei oder vielmehr in einer andern Ansicht gewesen zu sein, die ich,
da nun Gott entschieden, willig aufgebe, bereit, bei der großen Weltumschas-
sung wa nicht mitzuwirken, doch sie wenigstens ganz unparteiisch zu beschrei¬
ben. Es ist eine unaussprechlich erhebende Beschäftigung des Geistes, von
den Trümmern des gefallenen Europa den Blick auf den ganzen Zusammen¬
hang der Universalgeschichte zu werfen, die Ursachen der Dinge aufzusuchen,
und kühn den Schleier ein wenig tupfen, der die wahrscheinliche Zukunft deckt.
Diese Betrachtungen sind so groß und befriedigend für mich, als sie einst für
das Publicum interessant sein werden, wenn ich sie zu Papier bringen kann
. . . Es sind mir ehrenvolle und sehr angenehme Vorschläge gemacht wor¬
den, und ich erwarte zu vernehmen, wiefern sie vom Kaiser bestätigt werden
dürsten . . . Im Fall jene Ideen Anstand finden sollten, so müßte ich suchen
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