Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.welchen vormals Etlichen geholfen worden, gegen einen so mächtigen, wohl^ Die nächsten Tage pwvarirte sich wohlgemeldeter Herr Dechant so viel als Unterdes; begab sich, daß ein junges lutherisches Predigerkäuzleiu, Johan¬ Grenzboten U. 18ö8. 48
welchen vormals Etlichen geholfen worden, gegen einen so mächtigen, wohl^ Die nächsten Tage pwvarirte sich wohlgemeldeter Herr Dechant so viel als Unterdes; begab sich, daß ein junges lutherisches Predigerkäuzleiu, Johan¬ Grenzboten U. 18ö8. 48
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welchen vormals Etlichen geholfen worden, gegen einen so mächtigen, wohl^
verschanzten Feind gar nichts waren, stellte er die Sache diesmal ein, bis
Gottes Gnade bessere Zeit und Gelegenheit gäbe. Er befahl, man sollte Tag
und Nacht gar fleißig Achtung geben, damit sie nur nichts croisade, womit sie
sich oder einem andern einen Leibesschaden zufügen könnte, er bat auch die
Benachbarten und ihre bestellten Wärter, für sie zu sorgen, wie denn auch Tag
und Nacht aus brüderlichem und schwesterlichen Mitleide» geschah.
Die nächsten Tage pwvarirte sich wohlgemeldeter Herr Dechant so viel als
möglich mit allem Fleiß zu der Haupthandlung und hatte genug für das zu
sorgen, was bei einem solchen spitzigen, hochgefährlichen Handel nothwendig ist.
Unterdes; begab sich, daß ein junges lutherisches Predigerkäuzleiu, Johan¬
nes Bäuerlein, eines hiesigen Kürschners Sohn, welcher erst nagelneu vom
Examen hierher kam und schon, wie ihm dünkte, dieselbe volle Gewalt em¬
pfangen hatte, wie der Dichter seiner leidigen Tragödie, welcher Anno 1545
in der Pfarrsacristei zu Wittenberg die Teufel von den Besessenen ein- und
ausgetrieben hatte; dieser Prädicant hatte von seiner Mutter, die grade
Geißlbrechts Haus gegenüber wohnt, solchen Jammer erfahren und uns etliche
Mal ein- und ausgehn gesehen, hatte auch wol unter dem Volk in der Stube
gestanden, aber wegen seinem großen Bart, worin all seine Kunst wie Sam-
sons Starke steckte, hatten wir ihn nicht erkannt. Er geht nun etliche Male
in unserer Abwesenheit hinüber und sieht, wie jämmerlich und erbärmlich die
arme Frau von dem bösen Geist gequält und zermartert wird. Er spricht ihr
zu, aber lieber Gott! auf seine todten, kraftlosen Worte wollte Hans nicht
hervorkommen, sondern der Böse trieb nur sein Affenspiel mit ihm. Zuletzt
forderte er den Mann der elenden Frau zu sich und redete ihn mit diese»
Worten an: „Mein lieber Hans Geißlbrecht, daß Eure päpstlichen Pfaffe»
Eure», Weibe helfen und den leidigen Satan, womit sie gar hart gestraft ist,
von ihr treiben sollte», das geschieht nimmermehr, es ist ihm» unmöglich.
Aber ich," sagte der kühne Degen, „würde noch einen Diener des Amtes zu
mir nehmen und ihn mit dem klaren Wort Gottes austreiben." Solches
wurde uns durch gedachten Geißlbrecht geoffenbart. Das verdroß alle Geist¬
lichen, und nicht unbillig, vo» eurem, der hier geboren, getauft, confirmirt,
ccmsitirt, communicirt und erzogen worden, dessen Vater. Mutter und Geschwister
hier gut katholisch gelebt und zum Theil schon gestorben, er aber allein vou
ihnen npostasirt war! so daß wir alle entschlossen waren, bei dem Act der
Beschwörung, der in aller Stille aus deu Donnerstag angesetzt war, hätte er
mit in die Kirche gemußt, und sollten wir ihn gebunden, wie das arme Weibs¬
bild, mit hineingeschleppt haben. Nicht daß ihm etwas Leides widerfahren
sollte, sondern nur damit er sähe, was dies für eine sorgliche, große, gefähr¬
liche Arbeit sei, und nicht, wie er vielleicht vermeinte, so ein Ding, als wenn
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