Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.tischer Gewandtheit, welcher sich auf feine Beurtheilung der Personen und Weil gegenwärtig eine große Schwäche, nicht des Protestantismus, wol Grmzliotm II. 13SL. JZ
tischer Gewandtheit, welcher sich auf feine Beurtheilung der Personen und Weil gegenwärtig eine große Schwäche, nicht des Protestantismus, wol Grmzliotm II. 13SL. JZ
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tischer Gewandtheit, welcher sich auf feine Beurtheilung der Personen und
genaue Kenntniß fremder Zustände gründet, haben die Führer des Cardinal-
cvllegiums schon längst verloren, und es ist den erfahrensten von ihnen wenig
mehr geblieben, als die äußere Form und Ansprüche. Die Berichte, welche
sie aus der Fremde erhalten, müssen nur geringen politischen Werth haben,
es wäre sonst unmöglich, daß man in Rom sich den unglaublichsten Täuschungen
über die Stellung der ketzerischen Nationen zum Vnticnn hingeben konnte. Da
nun die Cardinäle als Militärs unverwendbar und als Beamte selbst nach
italienischen Begriffen bis zur untersten Stufe der Unbrauchbarkeit gekommen
sind, so darf man wol fragen, was ihnen noch geblieben ist. Doch die
Hauptsache, die Kirche.
Weil gegenwärtig eine große Schwäche, nicht des Protestantismus, wol
aber seiner Kirche, diese fast überall ans die Defensive gestellthat, so erscheinen
dem Protestanten die Operationen der katholischen Hierarchie zur Vergröße¬
rung ihres Einflusses häusig als planvoll, großartig und bedrohlich. Bei
schärferer Betrachtung wird er ganz ähnliche Halbheit, Unsicherheit und Kraft¬
losigkeit finden, wie er um der eignen Kirche beklagt. Schicksale, LeideNß-und
Freuden beider Kirchen sind im letzten Grunde seit drei Jahrhunderten gemein¬
sam, wie ungern dies auch der religiöse Eiser auf beiden Serien zugeben
wird. Beide können ihre volle Bedeutung für die Christenheit nur durch Re¬
formen von Grund aus erhalten, und diese Reformen an Haupt und Gliedern
werden den protestantischen Gemeinden leichter werden, als der alten ehrwürdigen
Gemeinschaft, welche seit dem tridentinischen Concilium so stillgestanden hat,
daß sie in der Lage ist. fast alles, was das Menschengeschlecht seitdem gedacht, ge¬
funden und geschaffen hat, zu negiren. So wenig man bezweifeln darf, daß das
Große und Ewige in beiden Kirchen, die gottgläubige Gemeinde der Christen, aus
der gegenwärtigen Zerfahrenheit siegreich hervorgehen wird, so wenig darf man
sich darüber täuschen, daß beide Kirchen Vieles von ihren alten Formen und Dog¬
men der Herrin des modernen Lebens, der Wissenschaft, werden opfern müssen.
Ueber die Stellung der Hierarchie zur Gegenwart geben einzelne Operationen
der Kirche überraschenden Aufschluß. Es ist bekannt, daß man zu Rom
lange Zeit geschwankt hat, ob es an der Zeit sei, das von einer Partei
eifrig geforderte Dogma av iimmieulat-z. eouelzMoni; IZ. V. zu proclamiren; der
verstorbene Cardinal Diepenbrock war z. B. Einer von denen, welche besorgt
abriethen. weil Lärm. Scandal und der heftigste Angriff der Weltlichen zu
befürchten wären. Das neue Mysterium wurde doch demselben Jahrhundert
octroyirt. in welche», die Naturwissenschaften ihre glänzendsten Triumphe
feiern, und siehe, es blieb full; ein kaum hörbares Murmeln innerhalb der
Kirche, ein Achselzucken außerhalb, und die große Frage war erledigt. In
Rom feiert man diese gehorsame Ergebenheit der Christen, namentlich der
Grmzliotm II. 13SL. JZ
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