Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.wofür er die Verpflichtung übernahm. die Vorlesungen über allgemeine Ge¬ Und Schliessen handelte an ihm als wahrer Freund. Mit der Wärme echter ") In alle" Briefen rühmt er die Aufmerksamkeit seiner Offiziere: "Auch Abends bringe >es eine oder zwo Stunde" im Clubb mit vielen Offiziers zu i den" das gestehe ich, das! ich zum Offizier allezeit "och eine besondere Vorliebe habe; dieser Stand ist fast noch allein offen, unerschrocken, treugesinnt und unsern Voreltern ähnlich." Damals legte er sich auch mit großem Eifer auf die Kriegswisseuschaft. Schlözer antwortete ihm (16. Jan. t?8t) als gebildeter und erfahrener Mann, indem
er ihn wegen seiner ttmrpsmdlichkeit verspottete; das gute Verhältniß scheint sich aber nicht wieder hergestellt zu haben. schreibt von ihm, 22^ März i?7!>! "?.">' Staatsrechenknnst wofür er die Verpflichtung übernahm. die Vorlesungen über allgemeine Ge¬ Und Schliessen handelte an ihm als wahrer Freund. Mit der Wärme echter ") In alle» Briefen rühmt er die Aufmerksamkeit seiner Offiziere: „Auch Abends bringe >es eine oder zwo Stunde» im Clubb mit vielen Offiziers zu i den» das gestehe ich, das! ich zum Offizier allezeit »och eine besondere Vorliebe habe; dieser Stand ist fast noch allein offen, unerschrocken, treugesinnt und unsern Voreltern ähnlich." Damals legte er sich auch mit großem Eifer auf die Kriegswisseuschaft. Schlözer antwortete ihm (16. Jan. t?8t) als gebildeter und erfahrener Mann, indem
er ihn wegen seiner ttmrpsmdlichkeit verspottete; das gute Verhältniß scheint sich aber nicht wieder hergestellt zu haben. schreibt von ihm, 22^ März i?7!>! „?.»>' Staatsrechenknnst <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186523"/> <p xml:id="ID_251" prev="#ID_250"> wofür er die Verpflichtung übernahm. die Vorlesungen über allgemeine Ge¬<lb/> schichte zu wiederholen, und von Zeit zu Zeit die antiquarische Gesellschaft,<lb/> an deren Spitze der Landgraf stand, durch eine beliebige Abhandlung zu unter¬<lb/> halten; die Professur in Schaffhausen gab er seitdem auf. Man war scho<lb/> höflich gegen ihn und er schrieb in der ersten Freude an Bonstetten: „Ich bin<lb/> wie neu geboren; ich gleiche der Mainatur." Selbst die militärische Wirth¬<lb/> schaft entzückte den Republikaner, der in seinem Auditorium nichts als Uni¬<lb/> formen vor sich sah.') Von dem zerstreuenden Leben in Gens und Berlin<lb/> l'onnte er sich nun erholen, er nahm auf das eifrigste seine Studien wieder<lb/> aus und verkehrte enger nur mit Schliessen.</p><lb/> <p xml:id="ID_252" next="#ID_253"> Und Schliessen handelte an ihm als wahrer Freund. Mit der Wärme echter<lb/> Zuneigung verband er die Strenge eines Mannes, der bestimmt weiß was er<lb/> will und der auch an dem Freunde Wankelmuth nicht duldet. Zuerst mun¬<lb/> terte er ihn auf, seine sehr reiche, aber zerstreute Lectüre einer strengen Regel<lb/> zu unterwerfen. Von dieser Zeit an bis >7»2 hat Müller mit bewunderns¬<lb/> würdiger Ausdauer sämmtliche Schriftsteller des Alterthums in chronologischer<lb/> Reihenfolge durchgelesen und ezcerpirt, nicht etwa blos die Historiker, sondern<lb/> Dichter, Philosophen, Grammatiker, kurz die gesammte Literatur. In seinen<lb/> Heften war ein Schatz von Gelehrsamkeit, über den in diesem Umfange viel¬<lb/> leicht kein Schriftsteller jener Periode disponiren konnte. Als er den Homer<lb/> studirte, machte ihn Schliessen zugleich auf das Nibelungenlied aufmerksam, das<lb/> damals mit seiner Unterstützung nebst andern Werten des deutschen Alterthums<lb/> zuerst in Berlin herausgegeben wurde. Er gab ihm über die Geheimnisse des<lb/> Kriegswesens erwünschte Aufschlüsse; sein Hauptverdienst aber lag darin, das;<lb/> er ihn aufmunterte, fortan deutsch zu schreiben und die Arbeit an seiner<lb/> Schweizergeschichte mit größerm Ernst wieder aufzunehmen. Das Mißver¬<lb/> gnügen, das einzelne Partieen dieses Buchs in Bern und Zürich hervor¬<lb/> gerufen, hatte Müller sehr verstimmt; am empfindlichsten war ihm eine<lb/> Recension in den Göttinger Gelehrten Anzeigen (wahrscheinlich von Spittler,<lb/> der ihn immer sehr scharf kritisirte) wegen ihres von oben herabsehenden<lb/> Tons, und er schrieb (9. Jan. 178«) an Schlözer, den er für den Mit¬<lb/> schuldigen hielt, er sei von seiner Unfähigkeit überzeugt, und wolle der<lb/> Schriftstellerei gänzlich entsagen.") Ueberhaupt hatte ihn die erneute Lectüre</p><lb/> <note xml:id="FID_30" place="foot"> ") In alle» Briefen rühmt er die Aufmerksamkeit seiner Offiziere: „Auch Abends bringe<lb/> >es eine oder zwo Stunde» im Clubb mit vielen Offiziers zu i den» das gestehe ich, das! ich<lb/> zum Offizier allezeit »och eine besondere Vorliebe habe; dieser Stand ist fast noch allein offen,<lb/> unerschrocken, treugesinnt und unsern Voreltern ähnlich." Damals legte er sich auch mit<lb/> großem Eifer auf die Kriegswisseuschaft.</note><lb/> <note xml:id="FID_31" place="foot" next="#FID_32"> Schlözer antwortete ihm (16. Jan. t?8t) als gebildeter und erfahrener Mann, indem<lb/> er ihn wegen seiner ttmrpsmdlichkeit verspottete; das gute Verhältniß scheint sich aber nicht<lb/> wieder hergestellt zu haben. schreibt von ihm, 22^ März i?7!>! „?.»>' Staatsrechenknnst</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
wofür er die Verpflichtung übernahm. die Vorlesungen über allgemeine Ge¬
schichte zu wiederholen, und von Zeit zu Zeit die antiquarische Gesellschaft,
an deren Spitze der Landgraf stand, durch eine beliebige Abhandlung zu unter¬
halten; die Professur in Schaffhausen gab er seitdem auf. Man war scho
höflich gegen ihn und er schrieb in der ersten Freude an Bonstetten: „Ich bin
wie neu geboren; ich gleiche der Mainatur." Selbst die militärische Wirth¬
schaft entzückte den Republikaner, der in seinem Auditorium nichts als Uni¬
formen vor sich sah.') Von dem zerstreuenden Leben in Gens und Berlin
l'onnte er sich nun erholen, er nahm auf das eifrigste seine Studien wieder
aus und verkehrte enger nur mit Schliessen.
Und Schliessen handelte an ihm als wahrer Freund. Mit der Wärme echter
Zuneigung verband er die Strenge eines Mannes, der bestimmt weiß was er
will und der auch an dem Freunde Wankelmuth nicht duldet. Zuerst mun¬
terte er ihn auf, seine sehr reiche, aber zerstreute Lectüre einer strengen Regel
zu unterwerfen. Von dieser Zeit an bis >7»2 hat Müller mit bewunderns¬
würdiger Ausdauer sämmtliche Schriftsteller des Alterthums in chronologischer
Reihenfolge durchgelesen und ezcerpirt, nicht etwa blos die Historiker, sondern
Dichter, Philosophen, Grammatiker, kurz die gesammte Literatur. In seinen
Heften war ein Schatz von Gelehrsamkeit, über den in diesem Umfange viel¬
leicht kein Schriftsteller jener Periode disponiren konnte. Als er den Homer
studirte, machte ihn Schliessen zugleich auf das Nibelungenlied aufmerksam, das
damals mit seiner Unterstützung nebst andern Werten des deutschen Alterthums
zuerst in Berlin herausgegeben wurde. Er gab ihm über die Geheimnisse des
Kriegswesens erwünschte Aufschlüsse; sein Hauptverdienst aber lag darin, das;
er ihn aufmunterte, fortan deutsch zu schreiben und die Arbeit an seiner
Schweizergeschichte mit größerm Ernst wieder aufzunehmen. Das Mißver¬
gnügen, das einzelne Partieen dieses Buchs in Bern und Zürich hervor¬
gerufen, hatte Müller sehr verstimmt; am empfindlichsten war ihm eine
Recension in den Göttinger Gelehrten Anzeigen (wahrscheinlich von Spittler,
der ihn immer sehr scharf kritisirte) wegen ihres von oben herabsehenden
Tons, und er schrieb (9. Jan. 178«) an Schlözer, den er für den Mit¬
schuldigen hielt, er sei von seiner Unfähigkeit überzeugt, und wolle der
Schriftstellerei gänzlich entsagen.") Ueberhaupt hatte ihn die erneute Lectüre
") In alle» Briefen rühmt er die Aufmerksamkeit seiner Offiziere: „Auch Abends bringe
>es eine oder zwo Stunde» im Clubb mit vielen Offiziers zu i den» das gestehe ich, das! ich
zum Offizier allezeit »och eine besondere Vorliebe habe; dieser Stand ist fast noch allein offen,
unerschrocken, treugesinnt und unsern Voreltern ähnlich." Damals legte er sich auch mit
großem Eifer auf die Kriegswisseuschaft.
Schlözer antwortete ihm (16. Jan. t?8t) als gebildeter und erfahrener Mann, indem
er ihn wegen seiner ttmrpsmdlichkeit verspottete; das gute Verhältniß scheint sich aber nicht
wieder hergestellt zu haben. schreibt von ihm, 22^ März i?7!>! „?.»>' Staatsrechenknnst
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