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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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kleiner als das im Norden ist. Das Ganze gehört zu den bewunderns-
werthesten Ueberresten der alten Baukunst.

Den Gipfel des Jthome zu ersteigen verbot uns die sinkende Sonne,
aber die Aussicht auf das breite grüne Thal unten, nach dem blauen Golf
in der Ferne und nach den Bergen am Makriplagipaß im Hintergrunde der
Ebne kann auf demselben kaum viel großartiger und anmuthiger sein, als
hier auf den Thürmen der Stadt. So besuchten wir nur noch das stattliche
Kloster Vurkcmo, welches von Bäumen und Garten umgeben am Südnbhange
des Evas liegt und sich durch eine schöne, mitten im Hofe stehende byzan¬
tinische Kirche auszeichnet, und kehrten dann auf Zickzackpfaden nach der kleinen
Ebne des Mavrosumenos zurück, wo unser Khan stand.*)

Den folgenden Tag brachen wir in nördlicher Richtung nach dem Tempel
von Phigalia auf, überschritten die Brücke des Mavrosumenos, deren Pfeiler
aus antikem Mauerwerk bestehen, passirten weiterhin in der Fläche die Ruine
eines Klosters oder einer Kirche, dann die eines mittelalterlichen Castells und
verließen hierauf die Ebne durch einen Paß, neben dein rechts wieder die
Trümmer einer Burg lagen, und über den wir in ein kleines Kesselthal hinab¬
stiegen. Diesem folgte ein anderes, an dessen westlichem Abhang das große
Dorf Kostantmos steht. Hier ging es sehr lustig zu. Es war ern Feiertag,
und die gesammte Bevölkerung war auf den Beinen, um sich zu vergnügen.
Hier und da hatten sich Gruppen gebildet, um die Nmnaika zu tanzen. An
mehren Stellen flogen bereits die Fustanellen. brummte schon die Janitscharen--
irommel, quälte schon die Schalmei. An einem malerisch gelegenen türkischen
Brunnen, trafen wir eine Schar schwätzender, lachender Weiber, die mit ihren
weißen Frießröcken und ihren gelben Kopftüchern recht gut aussahen. Bor
der Schenke angekommen. machten wir uns und den hier umherstehenden
Dorfleuten eine Freude, indem wir die Musik herbestellte" und zum Tanze
aufspielen ließen, an dem auch Kinder im bloßen Hemde Theil nahmen, und
bei welchem sich besonders ein rothgckleideter. mit Dolch und Pistole bewaff¬
neter Bursch durch groteske Sprünge hervorthat. Es nahm sich außervrdent--
lich hübsch aus, unmittelbar vor uns der große bunte Ningelreigen. ringsum das
zerstreut an den Klippen hängende Dorf mit seinen rothen Dächern, und >"
der Tiefe zwischen Büschen der Bach des Thales.

Bon hier stiegen wir wieder in einen Kessel hinab, der zum Theil bebaut
war, zum größern Theil aver nur als Weide benutzt wurde. Dann ging es
höher ins Gebirge hinauf und durch einen Eichenwald ^ nach dem kleinen
Dörfchen Thimandra. wo unter einer großen Platane an einer Quelle ge¬
frühstückt wurde. Der Ort hatte, wie uns eine Frau erzählte, ein Jahr vor--



Mnvrosnmenos heißt- schwarze Brühe, wie das gemeine Volk in Griechenland auch
den Kaffee nennt. Der Fluß, der damit bezeichnet wird, ist die alte Balyra.

kleiner als das im Norden ist. Das Ganze gehört zu den bewunderns-
werthesten Ueberresten der alten Baukunst.

Den Gipfel des Jthome zu ersteigen verbot uns die sinkende Sonne,
aber die Aussicht auf das breite grüne Thal unten, nach dem blauen Golf
in der Ferne und nach den Bergen am Makriplagipaß im Hintergrunde der
Ebne kann auf demselben kaum viel großartiger und anmuthiger sein, als
hier auf den Thürmen der Stadt. So besuchten wir nur noch das stattliche
Kloster Vurkcmo, welches von Bäumen und Garten umgeben am Südnbhange
des Evas liegt und sich durch eine schöne, mitten im Hofe stehende byzan¬
tinische Kirche auszeichnet, und kehrten dann auf Zickzackpfaden nach der kleinen
Ebne des Mavrosumenos zurück, wo unser Khan stand.*)

Den folgenden Tag brachen wir in nördlicher Richtung nach dem Tempel
von Phigalia auf, überschritten die Brücke des Mavrosumenos, deren Pfeiler
aus antikem Mauerwerk bestehen, passirten weiterhin in der Fläche die Ruine
eines Klosters oder einer Kirche, dann die eines mittelalterlichen Castells und
verließen hierauf die Ebne durch einen Paß, neben dein rechts wieder die
Trümmer einer Burg lagen, und über den wir in ein kleines Kesselthal hinab¬
stiegen. Diesem folgte ein anderes, an dessen westlichem Abhang das große
Dorf Kostantmos steht. Hier ging es sehr lustig zu. Es war ern Feiertag,
und die gesammte Bevölkerung war auf den Beinen, um sich zu vergnügen.
Hier und da hatten sich Gruppen gebildet, um die Nmnaika zu tanzen. An
mehren Stellen flogen bereits die Fustanellen. brummte schon die Janitscharen--
irommel, quälte schon die Schalmei. An einem malerisch gelegenen türkischen
Brunnen, trafen wir eine Schar schwätzender, lachender Weiber, die mit ihren
weißen Frießröcken und ihren gelben Kopftüchern recht gut aussahen. Bor
der Schenke angekommen. machten wir uns und den hier umherstehenden
Dorfleuten eine Freude, indem wir die Musik herbestellte» und zum Tanze
aufspielen ließen, an dem auch Kinder im bloßen Hemde Theil nahmen, und
bei welchem sich besonders ein rothgckleideter. mit Dolch und Pistole bewaff¬
neter Bursch durch groteske Sprünge hervorthat. Es nahm sich außervrdent--
lich hübsch aus, unmittelbar vor uns der große bunte Ningelreigen. ringsum das
zerstreut an den Klippen hängende Dorf mit seinen rothen Dächern, und >"
der Tiefe zwischen Büschen der Bach des Thales.

Bon hier stiegen wir wieder in einen Kessel hinab, der zum Theil bebaut
war, zum größern Theil aver nur als Weide benutzt wurde. Dann ging es
höher ins Gebirge hinauf und durch einen Eichenwald ^ nach dem kleinen
Dörfchen Thimandra. wo unter einer großen Platane an einer Quelle ge¬
frühstückt wurde. Der Ort hatte, wie uns eine Frau erzählte, ein Jahr vor--



Mnvrosnmenos heißt- schwarze Brühe, wie das gemeine Volk in Griechenland auch
den Kaffee nennt. Der Fluß, der damit bezeichnet wird, ist die alte Balyra.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/520>, abgerufen am 03.07.2024.