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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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entzückt auszurufen: "Ja. es ist nicht zu leugnen, sie sind trotz alledem wackere
Bursche!"

Wir kommen jetzt zu den drei Wasserbecken, welche dem Kriegshafen Cher-
bourgs seinen besondern Charakter verleihen. Das erste ist das äußere und
wird der Napoleonshafen genannt. Es öffnet sich direct nach der Rhede und
hat eine imposante Größe. Ueber 900 Fuß lang und 750 Fuß breit, ist es
im Stande, eine Flotte von 40 bis 50 Schiffen ersten Ranges aufzunehmen.
An seiner Südseite befinden sich vier Schuppen und ein Becken zum Kalfatern.
Der Kanal, der in das große Hafenbassin hineinführt, ist an der breitesten
Stelle 530. an der schmalsten 206 Fuß breit.

Nördlich von diesem Becken und mit demselben durch eine 130 Fuß lange
und 58 Fuß breite Schleuße verbunden befindet sich ein Wasserbock, welches
eine Länge von 900 und eine Breite von 700 Fuß hat. Neben ihm und
dem äußern Hafen stehen vier schöne überdachte Schuppen für Linienschiffe und
mehre unbedeckte Schuppen für kleinere Fahrzeuge. Dies ist das Wasserbock
Karls X., welches 1829 vollendet wurde. Neben ihm im Westen befindet sich
das, Wasserbock Napoleons III.. welches sowol mit dem äußern Hafen als mit
dem benachbarten äußern Dock durch Schleußen verbunden ist. Es hat bei
einer Länge von mehr als 1.300 Fuß eine Breite von 650 Fuß und ist durch-
aus in den Felsen gehauen, der eine Art Granit und überaus hart ist. Rings
um dieses gewaltige Bassin und namentlich auf der Westseite liegen zahlreiche
ungemein schöne Werstschlippen und Kalfaterdocks. Der Anblick dieses Werkes
war, ehe es mit Wasser gefüllt wurde, unbeschreiblich großartig, und wenn
man schwindelnd in die ungeheure Tiefe hinabschaute, welche menschliche Kraft
und Ausdauer allmälig in den Stein gehöhlt hatte, und die jetzt so glatt und
symmetrisch wie ein Marmorsarkophag aussah, empfand man die Richtigkeit des
Vergleichs de Tocqnevilles. der von den Werken Cherbourgs sagt: "Sie sind
- die Pyramiden Aegyptens hinabwärts in die Erde gehauen, statt in die Luft
aufgeschichtet."

Wir werfen jetzt einen Blick auf die Forts und Schanzwerke, welche die
Stadt und die Bucht von Cherbourg umgeben. Wie oben erwähnt wurde,
sichren in die letztere zwei Einfahrten, die eine östlich und die andere westlich
von dem Damm oder Wellenbrecher. Am östlichen Ende ist der Kanal ver¬
engert durch die Insel Pelse, auf welcher eine große Citadelle, Fort Impc-
nal genannt, sich erhebt, die mit einem correspondirenden Fort auf dem Ost¬
ende des Dammes oder Molos die etwa 1200 Ellen breite Passage vollkommen
beherrscht, und deren Kanonen mit andern später anzuführenden Forts ihr
Feuer kreuzen. Die Mauer, welche das Jnselfort umgibt, hat Schießscharten
für 32 Geschütze, und das bombenfeste Fort selbst ist mit ebenso vielen Ka¬
nonen armirr. Das Erdgeschoß des Gebäudes ist als Kaserne eingerichtet.


Grenzboten III. iSöS. 40

entzückt auszurufen: „Ja. es ist nicht zu leugnen, sie sind trotz alledem wackere
Bursche!"

Wir kommen jetzt zu den drei Wasserbecken, welche dem Kriegshafen Cher-
bourgs seinen besondern Charakter verleihen. Das erste ist das äußere und
wird der Napoleonshafen genannt. Es öffnet sich direct nach der Rhede und
hat eine imposante Größe. Ueber 900 Fuß lang und 750 Fuß breit, ist es
im Stande, eine Flotte von 40 bis 50 Schiffen ersten Ranges aufzunehmen.
An seiner Südseite befinden sich vier Schuppen und ein Becken zum Kalfatern.
Der Kanal, der in das große Hafenbassin hineinführt, ist an der breitesten
Stelle 530. an der schmalsten 206 Fuß breit.

Nördlich von diesem Becken und mit demselben durch eine 130 Fuß lange
und 58 Fuß breite Schleuße verbunden befindet sich ein Wasserbock, welches
eine Länge von 900 und eine Breite von 700 Fuß hat. Neben ihm und
dem äußern Hafen stehen vier schöne überdachte Schuppen für Linienschiffe und
mehre unbedeckte Schuppen für kleinere Fahrzeuge. Dies ist das Wasserbock
Karls X., welches 1829 vollendet wurde. Neben ihm im Westen befindet sich
das, Wasserbock Napoleons III.. welches sowol mit dem äußern Hafen als mit
dem benachbarten äußern Dock durch Schleußen verbunden ist. Es hat bei
einer Länge von mehr als 1.300 Fuß eine Breite von 650 Fuß und ist durch-
aus in den Felsen gehauen, der eine Art Granit und überaus hart ist. Rings
um dieses gewaltige Bassin und namentlich auf der Westseite liegen zahlreiche
ungemein schöne Werstschlippen und Kalfaterdocks. Der Anblick dieses Werkes
war, ehe es mit Wasser gefüllt wurde, unbeschreiblich großartig, und wenn
man schwindelnd in die ungeheure Tiefe hinabschaute, welche menschliche Kraft
und Ausdauer allmälig in den Stein gehöhlt hatte, und die jetzt so glatt und
symmetrisch wie ein Marmorsarkophag aussah, empfand man die Richtigkeit des
Vergleichs de Tocqnevilles. der von den Werken Cherbourgs sagt: „Sie sind
- die Pyramiden Aegyptens hinabwärts in die Erde gehauen, statt in die Luft
aufgeschichtet."

Wir werfen jetzt einen Blick auf die Forts und Schanzwerke, welche die
Stadt und die Bucht von Cherbourg umgeben. Wie oben erwähnt wurde,
sichren in die letztere zwei Einfahrten, die eine östlich und die andere westlich
von dem Damm oder Wellenbrecher. Am östlichen Ende ist der Kanal ver¬
engert durch die Insel Pelse, auf welcher eine große Citadelle, Fort Impc-
nal genannt, sich erhebt, die mit einem correspondirenden Fort auf dem Ost¬
ende des Dammes oder Molos die etwa 1200 Ellen breite Passage vollkommen
beherrscht, und deren Kanonen mit andern später anzuführenden Forts ihr
Feuer kreuzen. Die Mauer, welche das Jnselfort umgibt, hat Schießscharten
für 32 Geschütze, und das bombenfeste Fort selbst ist mit ebenso vielen Ka¬
nonen armirr. Das Erdgeschoß des Gebäudes ist als Kaserne eingerichtet.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/321>, abgerufen am 23.07.2024.