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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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beiden andern zusammengenommen, dagegen ist es größer als jedes derselben
einzeln betrachtet. Zu ihm haben 14 Linienschiffe Raum, und es nimmt eine
Wassermasse von 1,600,000 Kubikmctres auf.

Der Kriegshafen mit seinen Werkstätten, Werften, Magazinen und Ka¬
sernen liegt, wie bemerkt, westlich von der Stadt. Auf der Landseite ist er
von einem Graben und einer anderthalb Stunden langen Linie von Befesti¬
gungen umgeben, welche aus Erde aufgeführt und mit Mauerwerk verkleidet
sind. Breite, mit Gebäuden bedeckte Kaeis schließen ihn nach der See hin
ein, mit welcher das äußere Bassin durch einen 200 Fuß breiten Kanal in
Verbindung steht. Alles was die Kunst thun kann, ihn vor einem Angriff
zu schützen, ist gethan worden, aber sein Hauptcharakter liegt weniger in den
Bertheidigungsmitteln. Er ist vielmehr augenscheinlich ein Angriffshasen, das
ganze Etablissement spricht die Absicht aus, hier gewaltige See- und Land¬
streitkräfte versammeln zu können.

Bereitwillig wurde während der Feste vom 5. bis 8, August den Frem¬
den Erlaubniß zur Besichtigung dieser ungeheuren Kriegswcrkstätte ertheilt.
Tritt man vom Ende der Rue de Se. Abbaye durch das Thor des Festungs¬
walls, so begegnet man zuerst einer Gruppe von Gebäuden, in denen alle
zur Erbauung von Kriegsschiffen erforderlichen Gegenstände, als Masten,
Raaen, Gangspills u. s. w. gefertigt werden. Dann folgt der "Salle de
Gabaris", wo zahlreiche Modelle von Schiffen aufgestellt sind, dann eine
Gruppe kolossaler Schuppen zur Fabrikation von Dampfkesseln und andern
Maschincntheilen. Die Ohren klingen und der Kops wird wüst von dem
Pochen, Zischen, Brausen und Klappern, das hier herrscht. Hier ist die
Gießerei, wo das Eisen zu Maschinen von allen Größen in irdene Formen
fließt, dort die Schmiede, wo jedes Stück jene wunderbare Vollendung er¬
hält, welche die neuere Industrie allen ihren Erzeugnissen aufprägt, dort
wieder schlagen Hämmer größer als die. welche die Cyklopen schwangen, glü¬
hende Eisenklumpen zu Platten, aus denen jene wunderlichen Creaturen ge¬
schaffen werden, welche das Lebensprincip der Dampfer bilden. Eine Menge
anderer Gebäude bedecken den weiten Raum innerhalb der Wälle. Eines der
interessantesten ist das Zeughaus, eine ungeheure Halle, deren Wände von
Ttahl und Messing funkeln. Entcrsübel. Beile und andere Waffen hängen
in Sternen und ähnlichen Figuren an der Wand. Daneben stehen Büchsen,
hinreichend, um eine mächtige Flotte zu bewaffnen. Am Ende des Raumes
erblickt man eine dicke Säule von rostigem Eisen -- eine der Kanonen von
Ioinvilles Geschwader, welche man vor einigen Jahren bei Cap La Hogue
herausfischte, nachdem sie anderthalb Jahrhunderte im Seeschlamm geruht.
Sie erinnert an jene glorreiche Schlacke, in welcher die Engländer so frisch
und fröhlich fochten, daß selbst James, der Prätendent nicht umhin konnte,


beiden andern zusammengenommen, dagegen ist es größer als jedes derselben
einzeln betrachtet. Zu ihm haben 14 Linienschiffe Raum, und es nimmt eine
Wassermasse von 1,600,000 Kubikmctres auf.

Der Kriegshafen mit seinen Werkstätten, Werften, Magazinen und Ka¬
sernen liegt, wie bemerkt, westlich von der Stadt. Auf der Landseite ist er
von einem Graben und einer anderthalb Stunden langen Linie von Befesti¬
gungen umgeben, welche aus Erde aufgeführt und mit Mauerwerk verkleidet
sind. Breite, mit Gebäuden bedeckte Kaeis schließen ihn nach der See hin
ein, mit welcher das äußere Bassin durch einen 200 Fuß breiten Kanal in
Verbindung steht. Alles was die Kunst thun kann, ihn vor einem Angriff
zu schützen, ist gethan worden, aber sein Hauptcharakter liegt weniger in den
Bertheidigungsmitteln. Er ist vielmehr augenscheinlich ein Angriffshasen, das
ganze Etablissement spricht die Absicht aus, hier gewaltige See- und Land¬
streitkräfte versammeln zu können.

Bereitwillig wurde während der Feste vom 5. bis 8, August den Frem¬
den Erlaubniß zur Besichtigung dieser ungeheuren Kriegswcrkstätte ertheilt.
Tritt man vom Ende der Rue de Se. Abbaye durch das Thor des Festungs¬
walls, so begegnet man zuerst einer Gruppe von Gebäuden, in denen alle
zur Erbauung von Kriegsschiffen erforderlichen Gegenstände, als Masten,
Raaen, Gangspills u. s. w. gefertigt werden. Dann folgt der „Salle de
Gabaris", wo zahlreiche Modelle von Schiffen aufgestellt sind, dann eine
Gruppe kolossaler Schuppen zur Fabrikation von Dampfkesseln und andern
Maschincntheilen. Die Ohren klingen und der Kops wird wüst von dem
Pochen, Zischen, Brausen und Klappern, das hier herrscht. Hier ist die
Gießerei, wo das Eisen zu Maschinen von allen Größen in irdene Formen
fließt, dort die Schmiede, wo jedes Stück jene wunderbare Vollendung er¬
hält, welche die neuere Industrie allen ihren Erzeugnissen aufprägt, dort
wieder schlagen Hämmer größer als die. welche die Cyklopen schwangen, glü¬
hende Eisenklumpen zu Platten, aus denen jene wunderlichen Creaturen ge¬
schaffen werden, welche das Lebensprincip der Dampfer bilden. Eine Menge
anderer Gebäude bedecken den weiten Raum innerhalb der Wälle. Eines der
interessantesten ist das Zeughaus, eine ungeheure Halle, deren Wände von
Ttahl und Messing funkeln. Entcrsübel. Beile und andere Waffen hängen
in Sternen und ähnlichen Figuren an der Wand. Daneben stehen Büchsen,
hinreichend, um eine mächtige Flotte zu bewaffnen. Am Ende des Raumes
erblickt man eine dicke Säule von rostigem Eisen — eine der Kanonen von
Ioinvilles Geschwader, welche man vor einigen Jahren bei Cap La Hogue
herausfischte, nachdem sie anderthalb Jahrhunderte im Seeschlamm geruht.
Sie erinnert an jene glorreiche Schlacke, in welcher die Engländer so frisch
und fröhlich fochten, daß selbst James, der Prätendent nicht umhin konnte,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/320>, abgerufen am 23.07.2024.