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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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nach den bis jetzt angewendeten Systemen erbauten Kriegsschiffe ausgesetzt
sind. Letzteren Zweck gedenkt man dadurch zu erreichen, daß man nicht nur
die ganze äußere Fläche des Schiffsrumpfes mit eisernen Platten von aus¬
reichender Dicke bekleidet, dergestalt daß die dawider abgeschossenen Kanonen¬
kugeln daran zerschellen müssen, sondern auch eine Art von bombensicherem
Dach über dem oberen Deck anbringt, vermöge dessen das Fahrzeug gegen
die Wirkung der feindlichen Vertikalfeuer gedeckt wird. Bei der enormen Be¬
lastung des Schiffs durch den oben erwähnten, die Wände bekleidenden Kü-
raß und durch die eiserne Bedachung hat man von Anfang an von der Ar-
nmung mit mehr als einer durchlaufenden Batterie Abstand genommen.
Diese Geschütze werden aber vom allerschwersten Kaliber sein, und mag es
geschehen, daß man bei ihrer Construction die Principien der Columbia¬
kanonen der Vereinigten-Staaten-Marine adoptirt. Außer diesen Nohr-
geschützen werden sich aber noch ungeheure Mörser am Bord befinden, die
vornehmlich zum Werfen von Kartätschen bestimmt sind und demnach vorzugs¬
weise beim Nabegefecht zur Anwendung kommen werden. Die Bemastung
des Fahrzeugs, welches die Längenstreckung eines Linienschiffes erster Classe
haben, wenn nicht überschreiten wird, ist auf die Entwicklung einer Segel¬
fläche als Hilfsmacht berechnet und wird darum nur leicht sein. Aber sie wird
nichts desto weniger ausreichend sein, um den zahlreichen am Bord befindlichen
Schützen sichere Positionen darzubieten. Die Hauptfrage der' Bewegung be¬
ruht auf der Schraube, die durch eine Maschine von 3000 Pferdekraft, also
von etwa der dreifachen Stärke derjenigen eines heutigen Schraubendreideckers,
in Function gesetzt wird. Es beruht auf dieser gewaltigen Triebkraft nicht
nur die Schnelligkeit des Fahrzeugs, von der man erwartet, daß sie die¬
jenige aller bis jetzt angewendeten Kriegsschiffe überbieten wird, sondern auch
eine Wirksamkeit besonderer Art desselben im Gefecht selbst und von der man
vielleicht noch bedeutendere Resultate, wie von der seiner Artillerie zu erwarten
hat. Das projectirte Schiff wird vorn und zwar unmittelbar unter dem
Bugspriet, mit einer Art eisernem Sporn versehen sein, vermöge dessen es,
in voller Fahrt wider ein anderes Fahrzeug dirigirt, im heftigen Anprall dem
letzteren einen derartigen Leck und Rippcnbruch zu veranlassen hoffen kann,
daß es augenblicklich sinken muß. Da jeder Stoß ein Product der bewegten
Masse und ihrer Geschwindigkeit ist. so kommt viel auf die Schnelligkeit an,
mit der das Küraßschiss von seiner großen Dampfmaschine vorwärts getrieben
wird. Außerdem ist diese Schnelligkeit von einer entscheidenden Bedeutung,
indem auf ihr allein die Hoffnung beruht, das betreffende Object zu erreichen.
Wie es heißt rechnet man darauf, mittelst der 3000 Pferdekraft eine der¬
maßen rapide Bewegung zu erreichen, daß dieselbe dem vierten Theil der
mittleren Geschwindigkeit einer Kanonenkugel in der zweiten Hälfte ihres Lau-


nach den bis jetzt angewendeten Systemen erbauten Kriegsschiffe ausgesetzt
sind. Letzteren Zweck gedenkt man dadurch zu erreichen, daß man nicht nur
die ganze äußere Fläche des Schiffsrumpfes mit eisernen Platten von aus¬
reichender Dicke bekleidet, dergestalt daß die dawider abgeschossenen Kanonen¬
kugeln daran zerschellen müssen, sondern auch eine Art von bombensicherem
Dach über dem oberen Deck anbringt, vermöge dessen das Fahrzeug gegen
die Wirkung der feindlichen Vertikalfeuer gedeckt wird. Bei der enormen Be¬
lastung des Schiffs durch den oben erwähnten, die Wände bekleidenden Kü-
raß und durch die eiserne Bedachung hat man von Anfang an von der Ar-
nmung mit mehr als einer durchlaufenden Batterie Abstand genommen.
Diese Geschütze werden aber vom allerschwersten Kaliber sein, und mag es
geschehen, daß man bei ihrer Construction die Principien der Columbia¬
kanonen der Vereinigten-Staaten-Marine adoptirt. Außer diesen Nohr-
geschützen werden sich aber noch ungeheure Mörser am Bord befinden, die
vornehmlich zum Werfen von Kartätschen bestimmt sind und demnach vorzugs¬
weise beim Nabegefecht zur Anwendung kommen werden. Die Bemastung
des Fahrzeugs, welches die Längenstreckung eines Linienschiffes erster Classe
haben, wenn nicht überschreiten wird, ist auf die Entwicklung einer Segel¬
fläche als Hilfsmacht berechnet und wird darum nur leicht sein. Aber sie wird
nichts desto weniger ausreichend sein, um den zahlreichen am Bord befindlichen
Schützen sichere Positionen darzubieten. Die Hauptfrage der' Bewegung be¬
ruht auf der Schraube, die durch eine Maschine von 3000 Pferdekraft, also
von etwa der dreifachen Stärke derjenigen eines heutigen Schraubendreideckers,
in Function gesetzt wird. Es beruht auf dieser gewaltigen Triebkraft nicht
nur die Schnelligkeit des Fahrzeugs, von der man erwartet, daß sie die¬
jenige aller bis jetzt angewendeten Kriegsschiffe überbieten wird, sondern auch
eine Wirksamkeit besonderer Art desselben im Gefecht selbst und von der man
vielleicht noch bedeutendere Resultate, wie von der seiner Artillerie zu erwarten
hat. Das projectirte Schiff wird vorn und zwar unmittelbar unter dem
Bugspriet, mit einer Art eisernem Sporn versehen sein, vermöge dessen es,
in voller Fahrt wider ein anderes Fahrzeug dirigirt, im heftigen Anprall dem
letzteren einen derartigen Leck und Rippcnbruch zu veranlassen hoffen kann,
daß es augenblicklich sinken muß. Da jeder Stoß ein Product der bewegten
Masse und ihrer Geschwindigkeit ist. so kommt viel auf die Schnelligkeit an,
mit der das Küraßschiss von seiner großen Dampfmaschine vorwärts getrieben
wird. Außerdem ist diese Schnelligkeit von einer entscheidenden Bedeutung,
indem auf ihr allein die Hoffnung beruht, das betreffende Object zu erreichen.
Wie es heißt rechnet man darauf, mittelst der 3000 Pferdekraft eine der¬
maßen rapide Bewegung zu erreichen, daß dieselbe dem vierten Theil der
mittleren Geschwindigkeit einer Kanonenkugel in der zweiten Hälfte ihres Lau-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/110>, abgerufen am 22.07.2024.