Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

was sich sonst noch Milderndes beibringen ließe, den Subsidienhandel im
Princip nicht rechtfertigt.*) Es war nur zu zeigen, daß Hessen-Kassel mit
demselben nicht allein steht, und es war nur den maßlosen Ereiferungen ent¬
D. L. gegenzutreten, welche man so häufig zu lesen bekommt.




Das in England projectirte schußfeste Linienschiff.

Ich bezwecke in dem nachstehenden Artikel die Aufmerksamkeit Ihrer
Leser aus eine Neuerung im Kriegsmarinewesen aufmerksam zu machen, von
welcher zuerst in französischen Blattern und zwar am ausführlichsten im
"Pays" verlautet hat, und die in Zukunft nicht ohne Bedeutung auch für
die noch kleine, aber hoffentlich sich mehr und mehr erweiternde See¬
macht unseres norddeutschen Großstaats werden dürfte. Wer sich der im ver¬
gangenen Jahre in diesen Blättern erschienenen Briefe über Marine er¬
innert, wird vielleicht noch eingedenk sein, wie dort eines ungelösten Prob¬
lems, wenn nicht direct, so mindestens doch indirect Erwähnung geschah,
nämlich der Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der mehr und mehr furchtbar
und unwiderstehlich gewordenen Schiffsartillerie und den Schiffen d. h. den
Trägern dieser Artillerie selber. Die Verbesserungen im Geschützwesen haben es
bis dahin zu Wege gebracht, daß wenige zwischen Wind und Wasser treffende
Geschosse das größte Linienschiff in die äußerste Gefahr und unter Umstünden
zum Sinken zu bringen vermögen, und gleichwol war bis vor kurzem kaum
irgend etwas geschehen, womit man dieser Uebermacht der modernen Schiffsartillerie
ein Gegengewicht entgegenzustellen versucht hätte. Die Neuerung, von der
hier die Rede sein soll, bezweckt dies zum ersten Male und zwar in so um¬
fassender Weise, daß. wenn sie sich als durchführbar erweisen sollte, das oben
erwähnte Problem mit ihr gelöst sein würde. Um was es sich dabei handelt ist
die Herstellung eines "Normalkriegsschiffs" im höheren und ausgedehntesten Sinne
des Wortes, welches nicht nur in Hinsicht auf seine Geschützmacht sich mit einem
andern Fahrzeuge zu messen im Stande sein würde, sondern andererseits und
zumal bei einem Nahekampf nicht die Gefahren laufen würde, denen alle



') Gewiß nicht! Auch dann nicht, wenn der Landgraf seinen Unterthanen während des
Kriegs die ganze Steuer statt der halben erlassen hätte, nicht blos "ein großer Theil" der Sub-
sidien dem Lande zu Gute gekommen wäre, und die Schuster und Schneider Hessen-Kassels bei
Lieferung der Monturen und Armaturen allesammt so reich geworden wcuen wie ih Ldesvater
ran
D, Red. bei Lieferung der Soldaten.

was sich sonst noch Milderndes beibringen ließe, den Subsidienhandel im
Princip nicht rechtfertigt.*) Es war nur zu zeigen, daß Hessen-Kassel mit
demselben nicht allein steht, und es war nur den maßlosen Ereiferungen ent¬
D. L. gegenzutreten, welche man so häufig zu lesen bekommt.




Das in England projectirte schußfeste Linienschiff.

Ich bezwecke in dem nachstehenden Artikel die Aufmerksamkeit Ihrer
Leser aus eine Neuerung im Kriegsmarinewesen aufmerksam zu machen, von
welcher zuerst in französischen Blattern und zwar am ausführlichsten im
„Pays" verlautet hat, und die in Zukunft nicht ohne Bedeutung auch für
die noch kleine, aber hoffentlich sich mehr und mehr erweiternde See¬
macht unseres norddeutschen Großstaats werden dürfte. Wer sich der im ver¬
gangenen Jahre in diesen Blättern erschienenen Briefe über Marine er¬
innert, wird vielleicht noch eingedenk sein, wie dort eines ungelösten Prob¬
lems, wenn nicht direct, so mindestens doch indirect Erwähnung geschah,
nämlich der Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der mehr und mehr furchtbar
und unwiderstehlich gewordenen Schiffsartillerie und den Schiffen d. h. den
Trägern dieser Artillerie selber. Die Verbesserungen im Geschützwesen haben es
bis dahin zu Wege gebracht, daß wenige zwischen Wind und Wasser treffende
Geschosse das größte Linienschiff in die äußerste Gefahr und unter Umstünden
zum Sinken zu bringen vermögen, und gleichwol war bis vor kurzem kaum
irgend etwas geschehen, womit man dieser Uebermacht der modernen Schiffsartillerie
ein Gegengewicht entgegenzustellen versucht hätte. Die Neuerung, von der
hier die Rede sein soll, bezweckt dies zum ersten Male und zwar in so um¬
fassender Weise, daß. wenn sie sich als durchführbar erweisen sollte, das oben
erwähnte Problem mit ihr gelöst sein würde. Um was es sich dabei handelt ist
die Herstellung eines „Normalkriegsschiffs" im höheren und ausgedehntesten Sinne
des Wortes, welches nicht nur in Hinsicht auf seine Geschützmacht sich mit einem
andern Fahrzeuge zu messen im Stande sein würde, sondern andererseits und
zumal bei einem Nahekampf nicht die Gefahren laufen würde, denen alle



') Gewiß nicht! Auch dann nicht, wenn der Landgraf seinen Unterthanen während des
Kriegs die ganze Steuer statt der halben erlassen hätte, nicht blos „ein großer Theil" der Sub-
sidien dem Lande zu Gute gekommen wäre, und die Schuster und Schneider Hessen-Kassels bei
Lieferung der Monturen und Armaturen allesammt so reich geworden wcuen wie ih Ldesvater
ran
D, Red. bei Lieferung der Soldaten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105920"/>
          <p xml:id="ID_265" prev="#ID_264"> was sich sonst noch Milderndes beibringen ließe, den Subsidienhandel im<lb/>
Princip nicht rechtfertigt.*) Es war nur zu zeigen, daß Hessen-Kassel mit<lb/>
demselben nicht allein steht, und es war nur den maßlosen Ereiferungen ent¬<lb/><note type="byline"> D. L.</note> gegenzutreten, welche man so häufig zu lesen bekommt. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Das in England projectirte schußfeste Linienschiff.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_266" next="#ID_267"> Ich bezwecke in dem nachstehenden Artikel die Aufmerksamkeit Ihrer<lb/>
Leser aus eine Neuerung im Kriegsmarinewesen aufmerksam zu machen, von<lb/>
welcher zuerst in französischen Blattern und zwar am ausführlichsten im<lb/>
&#x201E;Pays" verlautet hat, und die in Zukunft nicht ohne Bedeutung auch für<lb/>
die noch kleine, aber hoffentlich sich mehr und mehr erweiternde See¬<lb/>
macht unseres norddeutschen Großstaats werden dürfte. Wer sich der im ver¬<lb/>
gangenen Jahre in diesen Blättern erschienenen Briefe über Marine er¬<lb/>
innert, wird vielleicht noch eingedenk sein, wie dort eines ungelösten Prob¬<lb/>
lems, wenn nicht direct, so mindestens doch indirect Erwähnung geschah,<lb/>
nämlich der Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der mehr und mehr furchtbar<lb/>
und unwiderstehlich gewordenen Schiffsartillerie und den Schiffen d. h. den<lb/>
Trägern dieser Artillerie selber. Die Verbesserungen im Geschützwesen haben es<lb/>
bis dahin zu Wege gebracht, daß wenige zwischen Wind und Wasser treffende<lb/>
Geschosse das größte Linienschiff in die äußerste Gefahr und unter Umstünden<lb/>
zum Sinken zu bringen vermögen, und gleichwol war bis vor kurzem kaum<lb/>
irgend etwas geschehen, womit man dieser Uebermacht der modernen Schiffsartillerie<lb/>
ein Gegengewicht entgegenzustellen versucht hätte. Die Neuerung, von der<lb/>
hier die Rede sein soll, bezweckt dies zum ersten Male und zwar in so um¬<lb/>
fassender Weise, daß. wenn sie sich als durchführbar erweisen sollte, das oben<lb/>
erwähnte Problem mit ihr gelöst sein würde. Um was es sich dabei handelt ist<lb/>
die Herstellung eines &#x201E;Normalkriegsschiffs" im höheren und ausgedehntesten Sinne<lb/>
des Wortes, welches nicht nur in Hinsicht auf seine Geschützmacht sich mit einem<lb/>
andern Fahrzeuge zu messen im Stande sein würde, sondern andererseits und<lb/>
zumal bei einem Nahekampf nicht die Gefahren laufen würde, denen alle</p><lb/>
          <note xml:id="FID_11" place="foot"> ') Gewiß nicht! Auch dann nicht, wenn der Landgraf seinen Unterthanen während des<lb/>
Kriegs die ganze Steuer statt der halben erlassen hätte, nicht blos &#x201E;ein großer Theil" der Sub-<lb/>
sidien dem Lande zu Gute gekommen wäre, und die Schuster und Schneider Hessen-Kassels bei<lb/>
Lieferung der Monturen und Armaturen allesammt so reich geworden wcuen wie ih Ldesvater<lb/><note type="byline"> ran<lb/>
D, Red.</note> bei Lieferung der Soldaten. </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0109] was sich sonst noch Milderndes beibringen ließe, den Subsidienhandel im Princip nicht rechtfertigt.*) Es war nur zu zeigen, daß Hessen-Kassel mit demselben nicht allein steht, und es war nur den maßlosen Ereiferungen ent¬ D. L. gegenzutreten, welche man so häufig zu lesen bekommt. Das in England projectirte schußfeste Linienschiff. Ich bezwecke in dem nachstehenden Artikel die Aufmerksamkeit Ihrer Leser aus eine Neuerung im Kriegsmarinewesen aufmerksam zu machen, von welcher zuerst in französischen Blattern und zwar am ausführlichsten im „Pays" verlautet hat, und die in Zukunft nicht ohne Bedeutung auch für die noch kleine, aber hoffentlich sich mehr und mehr erweiternde See¬ macht unseres norddeutschen Großstaats werden dürfte. Wer sich der im ver¬ gangenen Jahre in diesen Blättern erschienenen Briefe über Marine er¬ innert, wird vielleicht noch eingedenk sein, wie dort eines ungelösten Prob¬ lems, wenn nicht direct, so mindestens doch indirect Erwähnung geschah, nämlich der Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der mehr und mehr furchtbar und unwiderstehlich gewordenen Schiffsartillerie und den Schiffen d. h. den Trägern dieser Artillerie selber. Die Verbesserungen im Geschützwesen haben es bis dahin zu Wege gebracht, daß wenige zwischen Wind und Wasser treffende Geschosse das größte Linienschiff in die äußerste Gefahr und unter Umstünden zum Sinken zu bringen vermögen, und gleichwol war bis vor kurzem kaum irgend etwas geschehen, womit man dieser Uebermacht der modernen Schiffsartillerie ein Gegengewicht entgegenzustellen versucht hätte. Die Neuerung, von der hier die Rede sein soll, bezweckt dies zum ersten Male und zwar in so um¬ fassender Weise, daß. wenn sie sich als durchführbar erweisen sollte, das oben erwähnte Problem mit ihr gelöst sein würde. Um was es sich dabei handelt ist die Herstellung eines „Normalkriegsschiffs" im höheren und ausgedehntesten Sinne des Wortes, welches nicht nur in Hinsicht auf seine Geschützmacht sich mit einem andern Fahrzeuge zu messen im Stande sein würde, sondern andererseits und zumal bei einem Nahekampf nicht die Gefahren laufen würde, denen alle ') Gewiß nicht! Auch dann nicht, wenn der Landgraf seinen Unterthanen während des Kriegs die ganze Steuer statt der halben erlassen hätte, nicht blos „ein großer Theil" der Sub- sidien dem Lande zu Gute gekommen wäre, und die Schuster und Schneider Hessen-Kassels bei Lieferung der Monturen und Armaturen allesammt so reich geworden wcuen wie ih Ldesvater ran D, Red. bei Lieferung der Soldaten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/109
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/109>, abgerufen am 22.07.2024.