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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Der Marktbrunnen in Brück trägt folgende Inschriften:


"Im 1826er ^lahr leb von gemeiner Ltaüt erbauet ^var.
Umb ^vegsn liebellions-Lsekabr
Die StaÄt liinzi Lelagert Zar,
Der Lartelmäo Linker Narelcb tuer gebaltsn var.
Dsstvegsn bin ich vorclen Zrab'n,
Dass man sin Kielen IruneK Kau baben.
Ana mag mich vrineblcen Ohne Lorgsn
Hat man Kain Llelt so thue ich borgen.
leb Hanns krasser
^rinelcb lieber ^Vellt als Nasser.
Irünelib ich Das Nasser so gern als ^Vsin,
Lo Kumae ich ein rsieberör ?rasser sein."

Im Steirer Wirthshause auf der Wacht steht eine von Pius V. erlassene
Verordnung, nach welcher wer beim Ein- und Ausgehen "Gelobt sei Jesus
Christus" sagt, für jedes Mal. das es geschieht, sich 100 Tage Ablaß
erwirbt.

Aehnliche Verheißungen findet man in guter Auswahl jenseits der Alpen,
wogegen die in deutschen Landen so gebräuchlichen Hüuserinschriften verschwin¬
den. In Sachsen sind dieselben noch in Schwung. Es gibt Dörfer, wo die
Poesie über jeder Thüre stammelt, ähnlich wie auf den Grabsteinen der
Kirchhöfe. In Holstein und Mecklenburg liest man meistens einen Bibelspruch
an dem Thürbalken der Bauerhäuser; darunter die Namen des Mannes und
der Frau. Die Häuser bleiben gewöhnlich in der'nämlichen Familie und so
ersetzt der Thürbalken gewissermaßen den Stammbaum.

Hier noch einige Inschriften aus Italien. In Venedig tragen alle Kir¬
chen Segenswünsche für irgend einen neuen Pfarrer. Solche Herzensergüsse
werden mittelst Schablonen in großen bunten Lettern an die Mauern gemalt.
Sie sprechen in überschwänglichen Ausdrücken die Dankbarkeit der Gemeinde
aus über das ihr in der Person eines so begabten, beredten, menschenfreund¬
lichen Seelsorgers gewordene Geschenk. Eine derselben lautet:


^.1' novella xastore in Le. Nartino I). I'omrnaso ualli osimio beneüeo
religioso i xaroeebiani per uri tanto äono esultano.

Dem nämlichen Prediger wird von andrer Seite an einer Mauer der
Nachbarschaft folgende Huldigung:


^1 novello parroeo in Martina I). I'ommaso Kalli xio-datto-bsnsüeo
i ?arr"ieebiani esultanti tanto bene aä esso äesiäerano "zuanto bene
della religiös", solerisia (Eifer) all lui asxettano.

Nur in Venedig scheinen Inschriften dieser Art gebräuchlich.


Der Marktbrunnen in Brück trägt folgende Inschriften:


„Im 1826er ^lahr leb von gemeiner Ltaüt erbauet ^var.
Umb ^vegsn liebellions-Lsekabr
Die StaÄt liinzi Lelagert Zar,
Der Lartelmäo Linker Narelcb tuer gebaltsn var.
Dsstvegsn bin ich vorclen Zrab'n,
Dass man sin Kielen IruneK Kau baben.
Ana mag mich vrineblcen Ohne Lorgsn
Hat man Kain Llelt so thue ich borgen.
leb Hanns krasser
^rinelcb lieber ^Vellt als Nasser.
Irünelib ich Das Nasser so gern als ^Vsin,
Lo Kumae ich ein rsieberör ?rasser sein."

Im Steirer Wirthshause auf der Wacht steht eine von Pius V. erlassene
Verordnung, nach welcher wer beim Ein- und Ausgehen „Gelobt sei Jesus
Christus" sagt, für jedes Mal. das es geschieht, sich 100 Tage Ablaß
erwirbt.

Aehnliche Verheißungen findet man in guter Auswahl jenseits der Alpen,
wogegen die in deutschen Landen so gebräuchlichen Hüuserinschriften verschwin¬
den. In Sachsen sind dieselben noch in Schwung. Es gibt Dörfer, wo die
Poesie über jeder Thüre stammelt, ähnlich wie auf den Grabsteinen der
Kirchhöfe. In Holstein und Mecklenburg liest man meistens einen Bibelspruch
an dem Thürbalken der Bauerhäuser; darunter die Namen des Mannes und
der Frau. Die Häuser bleiben gewöhnlich in der'nämlichen Familie und so
ersetzt der Thürbalken gewissermaßen den Stammbaum.

Hier noch einige Inschriften aus Italien. In Venedig tragen alle Kir¬
chen Segenswünsche für irgend einen neuen Pfarrer. Solche Herzensergüsse
werden mittelst Schablonen in großen bunten Lettern an die Mauern gemalt.
Sie sprechen in überschwänglichen Ausdrücken die Dankbarkeit der Gemeinde
aus über das ihr in der Person eines so begabten, beredten, menschenfreund¬
lichen Seelsorgers gewordene Geschenk. Eine derselben lautet:


^.1' novella xastore in Le. Nartino I). I'omrnaso ualli osimio beneüeo
religioso i xaroeebiani per uri tanto äono esultano.

Dem nämlichen Prediger wird von andrer Seite an einer Mauer der
Nachbarschaft folgende Huldigung:


^1 novello parroeo in Martina I). I'ommaso Kalli xio-datto-bsnsüeo
i ?arr«ieebiani esultanti tanto bene aä esso äesiäerano «zuanto bene
della religiös», solerisia (Eifer) all lui asxettano.

Nur in Venedig scheinen Inschriften dieser Art gebräuchlich.


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[0360] Der Marktbrunnen in Brück trägt folgende Inschriften: „Im 1826er ^lahr leb von gemeiner Ltaüt erbauet ^var. Umb ^vegsn liebellions-Lsekabr Die StaÄt liinzi Lelagert Zar, Der Lartelmäo Linker Narelcb tuer gebaltsn var. Dsstvegsn bin ich vorclen Zrab'n, Dass man sin Kielen IruneK Kau baben. Ana mag mich vrineblcen Ohne Lorgsn Hat man Kain Llelt so thue ich borgen. leb Hanns krasser ^rinelcb lieber ^Vellt als Nasser. Irünelib ich Das Nasser so gern als ^Vsin, Lo Kumae ich ein rsieberör ?rasser sein." Im Steirer Wirthshause auf der Wacht steht eine von Pius V. erlassene Verordnung, nach welcher wer beim Ein- und Ausgehen „Gelobt sei Jesus Christus" sagt, für jedes Mal. das es geschieht, sich 100 Tage Ablaß erwirbt. Aehnliche Verheißungen findet man in guter Auswahl jenseits der Alpen, wogegen die in deutschen Landen so gebräuchlichen Hüuserinschriften verschwin¬ den. In Sachsen sind dieselben noch in Schwung. Es gibt Dörfer, wo die Poesie über jeder Thüre stammelt, ähnlich wie auf den Grabsteinen der Kirchhöfe. In Holstein und Mecklenburg liest man meistens einen Bibelspruch an dem Thürbalken der Bauerhäuser; darunter die Namen des Mannes und der Frau. Die Häuser bleiben gewöhnlich in der'nämlichen Familie und so ersetzt der Thürbalken gewissermaßen den Stammbaum. Hier noch einige Inschriften aus Italien. In Venedig tragen alle Kir¬ chen Segenswünsche für irgend einen neuen Pfarrer. Solche Herzensergüsse werden mittelst Schablonen in großen bunten Lettern an die Mauern gemalt. Sie sprechen in überschwänglichen Ausdrücken die Dankbarkeit der Gemeinde aus über das ihr in der Person eines so begabten, beredten, menschenfreund¬ lichen Seelsorgers gewordene Geschenk. Eine derselben lautet: ^.1' novella xastore in Le. Nartino I). I'omrnaso ualli osimio beneüeo religioso i xaroeebiani per uri tanto äono esultano. Dem nämlichen Prediger wird von andrer Seite an einer Mauer der Nachbarschaft folgende Huldigung: ^1 novello parroeo in Martina I). I'ommaso Kalli xio-datto-bsnsüeo i ?arr«ieebiani esultanti tanto bene aä esso äesiäerano «zuanto bene della religiös», solerisia (Eifer) all lui asxettano. Nur in Venedig scheinen Inschriften dieser Art gebräuchlich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/360>, abgerufen am 27.07.2024.