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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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In Rom liest man über restaurirten Straßenheiligenbildern mach dem
Datum der Nestaminmg den Zusatz viva ^Sön e Naria!

In einer kleinen Kirche unweit des Capitals findet sich der Segen des
Weihwassergebrauchs in großer Ausführlichkeit inschriftlich festgestellt. Zuerst
die geistigen Wirkungen, worunter wesentlich das Verjagen der Dämonen aus
örtlichen und körperlichen Verstecken; Schutz gegen teuflische Gespenster (Mi-
tÄsmö äiiz.dvliclr<z); Tilgung der läßlichen Sünden (peeeirti voniali); Vertreiben
böser Gedanken; Kräftigung gegen Versuchungen; Hilfe gegen des Dämons
geheime Anschläge und Nachstellungen u s. w.; die andre Abtheilung beschäf¬
tigt sich mit der UMts, corzM'uIt!.

I. Keinöäia, allg, Ltsi'ilita, ägZIi Hominis alulis böstie.
II. ?rösorvA ä^Ile Mg.lÄttia.

Körperliche und geistige Gebrechen werden durch das Weihwasser geheilt,
schlechte Luft wird gereinigt, Pest und Ansteckung fern gehalten. Schließlich
werden Aussprüche der heiligen Theresia als Erfahrungsbeweise angeführt.

Verfluchungen, wie sie am Schlüsse von päpstlichen Bullen Sitte sind
und ehemals auch auf der ersten Seite der Bücher in Klosterbibliotheken
Sitte waren, finden sich noch hie und da, tragen indessen keine neuen Daten.
Eine solche Verfluchung steht an dem großen venetianischen Findelhause: - ,


I^ulmillg, it LiFnor lääio!
Ng-Ioclitioni e "eoinunielrö

gegen alle diejenigen, welche Kinder Hieher geben, ohne durch Noth dazu
gezwungen zu sein :c. x. Alles nach dem Wortlaut der Vulle api iwLti"
LiKiwi- I>g.xiZ, ?iZ,o1o III. Ä"t,0 aäi 12. Mo. 1548.

Auch das Verhalten in der Kirche, wie es eine Verordnung Leos XII.
regelte, wird in einigen Kirchen Roms durch Inschriften den Kirchgängern ins
Gedächtniß gerufen. Besonders scheinen die Weiber Aergerniß gegeben zu
haben, denn ihrer wird zuerst gedacht und zwar wie keine Beterin zugelassen
wird, die nicht illväostamöntL gekleidet sei und ihren Kopf nicht verschleiert
trage. Die Weiber ack bu-sse" I'opolo sollen ein Tuch oder ein andres Mino
äöceitw über dem Kopfe tragen. Unterhaltung jeder Art wird verpönt und
ebenso it coinmiMtZrv iimzlumiuv ^loue cui nur t-in. clognu. nisi luvM
harte" öde.

Wir schließen mit einem sogenannten Frittisonett. Nach Ablauf der
Fastenzeit wachsen nämlich auf allen Plätzen Roms Fritturaküchen aus der
Erde, jahrmarktartige Buden oder offne Stände, wo man in Fett gebacken"
Fische. Gemüse, Fleischarten und sonstige gute Dinge heiß" aus dem Kessel
verspeist. Die schönsten dieser Buden entwickeln eine solche Fülle von Orangen-,
Myrrhen- und Lorbeergrün, daß sie Abends bei Lampen- und Herdfeucrbelcuch-
tung etwas Feenartiges haben. Die Köche und Verkäufer, gewöhnlich Männer,


Grenzboten I. 1853. 45

In Rom liest man über restaurirten Straßenheiligenbildern mach dem
Datum der Nestaminmg den Zusatz viva ^Sön e Naria!

In einer kleinen Kirche unweit des Capitals findet sich der Segen des
Weihwassergebrauchs in großer Ausführlichkeit inschriftlich festgestellt. Zuerst
die geistigen Wirkungen, worunter wesentlich das Verjagen der Dämonen aus
örtlichen und körperlichen Verstecken; Schutz gegen teuflische Gespenster (Mi-
tÄsmö äiiz.dvliclr<z); Tilgung der läßlichen Sünden (peeeirti voniali); Vertreiben
böser Gedanken; Kräftigung gegen Versuchungen; Hilfe gegen des Dämons
geheime Anschläge und Nachstellungen u s. w.; die andre Abtheilung beschäf¬
tigt sich mit der UMts, corzM'uIt!.

I. Keinöäia, allg, Ltsi'ilita, ägZIi Hominis alulis böstie.
II. ?rösorvA ä^Ile Mg.lÄttia.

Körperliche und geistige Gebrechen werden durch das Weihwasser geheilt,
schlechte Luft wird gereinigt, Pest und Ansteckung fern gehalten. Schließlich
werden Aussprüche der heiligen Theresia als Erfahrungsbeweise angeführt.

Verfluchungen, wie sie am Schlüsse von päpstlichen Bullen Sitte sind
und ehemals auch auf der ersten Seite der Bücher in Klosterbibliotheken
Sitte waren, finden sich noch hie und da, tragen indessen keine neuen Daten.
Eine solche Verfluchung steht an dem großen venetianischen Findelhause: - ,


I^ulmillg, it LiFnor lääio!
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gegen alle diejenigen, welche Kinder Hieher geben, ohne durch Noth dazu
gezwungen zu sein :c. x. Alles nach dem Wortlaut der Vulle api iwLti»
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Auch das Verhalten in der Kirche, wie es eine Verordnung Leos XII.
regelte, wird in einigen Kirchen Roms durch Inschriften den Kirchgängern ins
Gedächtniß gerufen. Besonders scheinen die Weiber Aergerniß gegeben zu
haben, denn ihrer wird zuerst gedacht und zwar wie keine Beterin zugelassen
wird, die nicht illväostamöntL gekleidet sei und ihren Kopf nicht verschleiert
trage. Die Weiber ack bu-sse» I'opolo sollen ein Tuch oder ein andres Mino
äöceitw über dem Kopfe tragen. Unterhaltung jeder Art wird verpönt und
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harte» öde.

Wir schließen mit einem sogenannten Frittisonett. Nach Ablauf der
Fastenzeit wachsen nämlich auf allen Plätzen Roms Fritturaküchen aus der
Erde, jahrmarktartige Buden oder offne Stände, wo man in Fett gebacken«
Fische. Gemüse, Fleischarten und sonstige gute Dinge heiß" aus dem Kessel
verspeist. Die schönsten dieser Buden entwickeln eine solche Fülle von Orangen-,
Myrrhen- und Lorbeergrün, daß sie Abends bei Lampen- und Herdfeucrbelcuch-
tung etwas Feenartiges haben. Die Köche und Verkäufer, gewöhnlich Männer,


Grenzboten I. 1853. 45
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[0361] In Rom liest man über restaurirten Straßenheiligenbildern mach dem Datum der Nestaminmg den Zusatz viva ^Sön e Naria! In einer kleinen Kirche unweit des Capitals findet sich der Segen des Weihwassergebrauchs in großer Ausführlichkeit inschriftlich festgestellt. Zuerst die geistigen Wirkungen, worunter wesentlich das Verjagen der Dämonen aus örtlichen und körperlichen Verstecken; Schutz gegen teuflische Gespenster (Mi- tÄsmö äiiz.dvliclr<z); Tilgung der läßlichen Sünden (peeeirti voniali); Vertreiben böser Gedanken; Kräftigung gegen Versuchungen; Hilfe gegen des Dämons geheime Anschläge und Nachstellungen u s. w.; die andre Abtheilung beschäf¬ tigt sich mit der UMts, corzM'uIt!. I. Keinöäia, allg, Ltsi'ilita, ägZIi Hominis alulis böstie. II. ?rösorvA ä^Ile Mg.lÄttia. Körperliche und geistige Gebrechen werden durch das Weihwasser geheilt, schlechte Luft wird gereinigt, Pest und Ansteckung fern gehalten. Schließlich werden Aussprüche der heiligen Theresia als Erfahrungsbeweise angeführt. Verfluchungen, wie sie am Schlüsse von päpstlichen Bullen Sitte sind und ehemals auch auf der ersten Seite der Bücher in Klosterbibliotheken Sitte waren, finden sich noch hie und da, tragen indessen keine neuen Daten. Eine solche Verfluchung steht an dem großen venetianischen Findelhause: - , I^ulmillg, it LiFnor lääio! Ng-Ioclitioni e «eoinunielrö gegen alle diejenigen, welche Kinder Hieher geben, ohne durch Noth dazu gezwungen zu sein :c. x. Alles nach dem Wortlaut der Vulle api iwLti» LiKiwi- I>g.xiZ, ?iZ,o1o III. Ä«t,0 aäi 12. Mo. 1548. Auch das Verhalten in der Kirche, wie es eine Verordnung Leos XII. regelte, wird in einigen Kirchen Roms durch Inschriften den Kirchgängern ins Gedächtniß gerufen. Besonders scheinen die Weiber Aergerniß gegeben zu haben, denn ihrer wird zuerst gedacht und zwar wie keine Beterin zugelassen wird, die nicht illväostamöntL gekleidet sei und ihren Kopf nicht verschleiert trage. Die Weiber ack bu-sse» I'opolo sollen ein Tuch oder ein andres Mino äöceitw über dem Kopfe tragen. Unterhaltung jeder Art wird verpönt und ebenso it coinmiMtZrv iimzlumiuv ^loue cui nur t-in. clognu. nisi luvM harte» öde. Wir schließen mit einem sogenannten Frittisonett. Nach Ablauf der Fastenzeit wachsen nämlich auf allen Plätzen Roms Fritturaküchen aus der Erde, jahrmarktartige Buden oder offne Stände, wo man in Fett gebacken« Fische. Gemüse, Fleischarten und sonstige gute Dinge heiß" aus dem Kessel verspeist. Die schönsten dieser Buden entwickeln eine solche Fülle von Orangen-, Myrrhen- und Lorbeergrün, daß sie Abends bei Lampen- und Herdfeucrbelcuch- tung etwas Feenartiges haben. Die Köche und Verkäufer, gewöhnlich Männer, Grenzboten I. 1853. 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/361>, abgerufen am 27.07.2024.