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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit
weiter verwehten, späteren Geschlechtern nur noch als hieroglyphische Räthsel
vorbehalten.

In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein
nichtsentimentaler Wandersmann aus einigen seiner Streifzüge ins Taschenbuch
schrieb, Gegenwart und Vergangenheit im bunten Durcheinander.

An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:


"Ich As steh da und gas.
.Und weil ich gas und steh,
So könnt ich weiter geh."

Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:


"Was stehst und lügst mich an?
Mach's besser, war's kann."

An einem Landhause bei Thun:


"Dies Haus steht in Gottes Gewalt,
Ist vorne neu und hinten alt.
Hütte den Meister das -Geld nicht g'reut,
Da hatt' er's nach hinten auch erneut."

An einem Bauerhause in Zschachwitz:


"Mit Gott erbaute ich dies Haus,
Mit Gott geh' ich drin ein und aus,
So lang es Gott, du Herr der Welt,
Mir hier zu wandeln noch gefällt."

In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des
heiligen Florian, der ein brennendes Haus durch den Inhalt einer Gießkanne
vom Untergange rettet:


"Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,
Da ist es drei Mal abgebrannt.
Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut
Und hoffe, daß er besser danach schaut."

Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich
in katholischen Landen mancherlei für Volkssitte und Volksgeschmack bezeich¬
nende Inschriften. Sie sind aber meist so verfänglichen Inhalts, daß sie
sich, um mit Goethe zu reden, besser mündlich als schriftlich überliefern lassen.
Der Anfang einer derselben, über welcher die Verspottung Christi dargestellt
ist. lautet:


He-rre- KottL, vnd an intact bau?

worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬
folgt. Das Bild steht in Einsiedeln.


noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit
weiter verwehten, späteren Geschlechtern nur noch als hieroglyphische Räthsel
vorbehalten.

In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein
nichtsentimentaler Wandersmann aus einigen seiner Streifzüge ins Taschenbuch
schrieb, Gegenwart und Vergangenheit im bunten Durcheinander.

An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:


„Ich As steh da und gas.
.Und weil ich gas und steh,
So könnt ich weiter geh."

Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:


„Was stehst und lügst mich an?
Mach's besser, war's kann."

An einem Landhause bei Thun:


„Dies Haus steht in Gottes Gewalt,
Ist vorne neu und hinten alt.
Hütte den Meister das -Geld nicht g'reut,
Da hatt' er's nach hinten auch erneut."

An einem Bauerhause in Zschachwitz:


„Mit Gott erbaute ich dies Haus,
Mit Gott geh' ich drin ein und aus,
So lang es Gott, du Herr der Welt,
Mir hier zu wandeln noch gefällt."

In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des
heiligen Florian, der ein brennendes Haus durch den Inhalt einer Gießkanne
vom Untergange rettet:


„Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,
Da ist es drei Mal abgebrannt.
Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut
Und hoffe, daß er besser danach schaut."

Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich
in katholischen Landen mancherlei für Volkssitte und Volksgeschmack bezeich¬
nende Inschriften. Sie sind aber meist so verfänglichen Inhalts, daß sie
sich, um mit Goethe zu reden, besser mündlich als schriftlich überliefern lassen.
Der Anfang einer derselben, über welcher die Verspottung Christi dargestellt
ist. lautet:


He-rre- KottL, vnd an intact bau?

worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬
folgt. Das Bild steht in Einsiedeln.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/359>, abgerufen am 22.12.2024.