Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:
Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:
An einem Landhause bei Thun:
An einem Bauerhause in Zschachwitz:
In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des
Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich He-rre- KottL, vnd an intact bau? worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬ noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:
Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:
An einem Landhause bei Thun:
An einem Bauerhause in Zschachwitz:
In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des
Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich He-rre- KottL, vnd an intact bau? worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105636"/> <p xml:id="ID_920" prev="#ID_919"> noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit<lb/> weiter verwehten, späteren Geschlechtern nur noch als hieroglyphische Räthsel<lb/> vorbehalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_921"> In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein<lb/> nichtsentimentaler Wandersmann aus einigen seiner Streifzüge ins Taschenbuch<lb/> schrieb, Gegenwart und Vergangenheit im bunten Durcheinander.</p><lb/> <p xml:id="ID_922"> An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_12" type="poem"> <l> „Ich As steh da und gas.<lb/> .Und weil ich gas und steh,<lb/> So könnt ich weiter geh."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_923"> Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_13" type="poem"> <l> „Was stehst und lügst mich an?<lb/> Mach's besser, war's kann."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_924"> An einem Landhause bei Thun:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_14" type="poem"> <l> „Dies Haus steht in Gottes Gewalt,<lb/> Ist vorne neu und hinten alt.<lb/> Hütte den Meister das -Geld nicht g'reut,<lb/> Da hatt' er's nach hinten auch erneut."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_925"> An einem Bauerhause in Zschachwitz:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_15" type="poem"> <l> „Mit Gott erbaute ich dies Haus,<lb/> Mit Gott geh' ich drin ein und aus,<lb/> So lang es Gott, du Herr der Welt,<lb/> Mir hier zu wandeln noch gefällt."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_926"> In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des<lb/> heiligen Florian, der ein brennendes Haus durch den Inhalt einer Gießkanne<lb/> vom Untergange rettet:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_16" type="poem"> <l> „Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,<lb/> Da ist es drei Mal abgebrannt.<lb/> Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut<lb/> Und hoffe, daß er besser danach schaut."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_927"> Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich<lb/> in katholischen Landen mancherlei für Volkssitte und Volksgeschmack bezeich¬<lb/> nende Inschriften. Sie sind aber meist so verfänglichen Inhalts, daß sie<lb/> sich, um mit Goethe zu reden, besser mündlich als schriftlich überliefern lassen.<lb/> Der Anfang einer derselben, über welcher die Verspottung Christi dargestellt<lb/> ist. lautet:</p><lb/> <quote> He-rre- KottL, vnd an intact bau?</quote><lb/> <p xml:id="ID_928"> worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬<lb/> folgt. Das Bild steht in Einsiedeln.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
noch deutlich erkennbaren Stapfen in der Zwischenzeit vom Sturm der Zeit
weiter verwehten, späteren Geschlechtern nur noch als hieroglyphische Räthsel
vorbehalten.
In folgenden Zeilen seien einige Proben zusammengestellt, wie sie ein
nichtsentimentaler Wandersmann aus einigen seiner Streifzüge ins Taschenbuch
schrieb, Gegenwart und Vergangenheit im bunten Durcheinander.
An einem Hause im südlichen Schwarzwald, nächst Herrischried:
„Ich As steh da und gas.
.Und weil ich gas und steh,
So könnt ich weiter geh."
Eine andere im berner Oberland.gebräuchliche Inschrift:
„Was stehst und lügst mich an?
Mach's besser, war's kann."
An einem Landhause bei Thun:
„Dies Haus steht in Gottes Gewalt,
Ist vorne neu und hinten alt.
Hütte den Meister das -Geld nicht g'reut,
Da hatt' er's nach hinten auch erneut."
An einem Bauerhause in Zschachwitz:
„Mit Gott erbaute ich dies Haus,
Mit Gott geh' ich drin ein und aus,
So lang es Gott, du Herr der Welt,
Mir hier zu wandeln noch gefällt."
In Steiermark an einem neu erbauten Hause, unter dem Bilde des
heiligen Florian, der ein brennendes Haus durch den Inhalt einer Gießkanne
vom Untergange rettet:
„Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,
Da ist es drei Mal abgebrannt.
Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut
Und hoffe, daß er besser danach schaut."
Auf den Heiligenbildern und an den s. g. Leidensstationen finden sich
in katholischen Landen mancherlei für Volkssitte und Volksgeschmack bezeich¬
nende Inschriften. Sie sind aber meist so verfänglichen Inhalts, daß sie
sich, um mit Goethe zu reden, besser mündlich als schriftlich überliefern lassen.
Der Anfang einer derselben, über welcher die Verspottung Christi dargestellt
ist. lautet:
He-rre- KottL, vnd an intact bau?
worauf eine derbbüunsche Abweisung im Geschmack des Simplicissimus er¬
folgt. Das Bild steht in Einsiedeln.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |