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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Gelegenheit auszusprechen. Deshalb befehlen wir Ihnen, Ihre gegenwärtige
Amtsvcrrichtung einzustellen, Warschau zu verlassen und an unser H.'slager
zurückzukehren, indem Sie bei Ihrer Abschiedszusammenkiinft mir dem König,
dem Ministerium, dein Präsidenten und den Hauptgliedern des beständigen
Raths die wahren Gründe Ihrer Entfernung eröffnen mit dem Beifüge",
daß Wir es nicht Unserer Würde für angemessen erachten, Ihren Aufent¬
halt in Ihrer gegenwärtigen Stellung zu verlängern, nach der wenigen Rück¬
sicht, die man Ihnen erwiesen hat, was genau angesehen nur ein unan¬
ständiger Hohn zu nennen wäre; daß Wir sogar bei dieser Gelegenheit, zufolge
der uns angebornen Großmuth und Gerechtigkeit, die Verfechter dieses Schrittes
unterscheidend von der gesammten Nation, welche Wir ganz neuerdings mit
so viel Großmuth und Freigebigkeit unter den Schatten Unseres Schuhes und
Schirmes aufgenommen^ in nichts das Band, das sich eben mit ihr anknüpft,
lockern oder gar zerreißen wollen, Wir im Gegentheil zur Erhaltung dieses
Bandes sowol, als zu seiner Festerkuüpfung, Ihnen einen Nachfolger mit dem
Charakter eines bevollmächtigten Ministers bestimmt haben, dein Wir ein¬
schärfen werden, alles aufzubieten, nur Uns eine angemessene Genugthuung für
die Schmach zu verschaffen, die man uns angethan." -- Da die lächerliche
Geschichte mit dem Orden offenbar nnr ein Bvrwand war, so wird man dar¬
aus die Stärke des unerwarteten Schlages ermessen können. Aber es kam
noch schlimmer. Die russischen Beamten waren überhaupt gewöhnt, in Bezug
aus die Staatskasse nicht genau zu sein und in diesem Fall, wo sämmtliche
polnische Landboten bestochen werden mußten, hatte man noch viel weniger
an eine nachträgliche Controle der Ausgaben gedacht. Der in Ungnade ge¬
fallene Botschafter wird nun aber angewiesen, seinem Nachfolger strenge
Rechnung abzulegen- "Wir fordern mit um so mehr Grund die Zusendung jener
Rechnungen an Uns, als wegen Ihrer Unterlassung des alten Herkommens und
des Beispiels Ihrer Borgänger Wir dergleichen Ihrerseits während der ganzen
Zeit, da Sie Ihren Posten bekleideten, durchaus nicht erhielten, und" Sie
außer den Summen, die Wir Ihnen von hier geschickt hatten, sehr starke Wechsel
aus Unsern Schatz zogen, ohne sich über deren wahre Anwendung zu erklären.
Wir hoffen, daß Sie mit aller Genauigkeit alles oben Gesagte erfüllen und Ihre
Abreise unter keinem Vorwnnd aufschieben, selbst nicht unter dem, daß der
König und die polnische Negierung, sei es von selbst oder durch den Schritt
genöthigt, der Ihnen vorgezeichnet ist, Ihnen volle Geneigtheit bezeugten, ihr
Vergehen gegen Sie wieder gut zu machen. Uebrigens sind Wir mit Unserer
kaiserlichen Huld und Gnade Katharina." --

Ein russischer Botschafter, der, von einer wichtigen Mission zurückberufen,
gezwungen wird, Rechnung abzulegen, ist ruinirt. Der Streich, der den
armen Siepers traf, nachdem wenige Tage vorher die Kaiserin in den Aus-


Gelegenheit auszusprechen. Deshalb befehlen wir Ihnen, Ihre gegenwärtige
Amtsvcrrichtung einzustellen, Warschau zu verlassen und an unser H.'slager
zurückzukehren, indem Sie bei Ihrer Abschiedszusammenkiinft mir dem König,
dem Ministerium, dein Präsidenten und den Hauptgliedern des beständigen
Raths die wahren Gründe Ihrer Entfernung eröffnen mit dem Beifüge»,
daß Wir es nicht Unserer Würde für angemessen erachten, Ihren Aufent¬
halt in Ihrer gegenwärtigen Stellung zu verlängern, nach der wenigen Rück¬
sicht, die man Ihnen erwiesen hat, was genau angesehen nur ein unan¬
ständiger Hohn zu nennen wäre; daß Wir sogar bei dieser Gelegenheit, zufolge
der uns angebornen Großmuth und Gerechtigkeit, die Verfechter dieses Schrittes
unterscheidend von der gesammten Nation, welche Wir ganz neuerdings mit
so viel Großmuth und Freigebigkeit unter den Schatten Unseres Schuhes und
Schirmes aufgenommen^ in nichts das Band, das sich eben mit ihr anknüpft,
lockern oder gar zerreißen wollen, Wir im Gegentheil zur Erhaltung dieses
Bandes sowol, als zu seiner Festerkuüpfung, Ihnen einen Nachfolger mit dem
Charakter eines bevollmächtigten Ministers bestimmt haben, dein Wir ein¬
schärfen werden, alles aufzubieten, nur Uns eine angemessene Genugthuung für
die Schmach zu verschaffen, die man uns angethan." — Da die lächerliche
Geschichte mit dem Orden offenbar nnr ein Bvrwand war, so wird man dar¬
aus die Stärke des unerwarteten Schlages ermessen können. Aber es kam
noch schlimmer. Die russischen Beamten waren überhaupt gewöhnt, in Bezug
aus die Staatskasse nicht genau zu sein und in diesem Fall, wo sämmtliche
polnische Landboten bestochen werden mußten, hatte man noch viel weniger
an eine nachträgliche Controle der Ausgaben gedacht. Der in Ungnade ge¬
fallene Botschafter wird nun aber angewiesen, seinem Nachfolger strenge
Rechnung abzulegen- „Wir fordern mit um so mehr Grund die Zusendung jener
Rechnungen an Uns, als wegen Ihrer Unterlassung des alten Herkommens und
des Beispiels Ihrer Borgänger Wir dergleichen Ihrerseits während der ganzen
Zeit, da Sie Ihren Posten bekleideten, durchaus nicht erhielten, und" Sie
außer den Summen, die Wir Ihnen von hier geschickt hatten, sehr starke Wechsel
aus Unsern Schatz zogen, ohne sich über deren wahre Anwendung zu erklären.
Wir hoffen, daß Sie mit aller Genauigkeit alles oben Gesagte erfüllen und Ihre
Abreise unter keinem Vorwnnd aufschieben, selbst nicht unter dem, daß der
König und die polnische Negierung, sei es von selbst oder durch den Schritt
genöthigt, der Ihnen vorgezeichnet ist, Ihnen volle Geneigtheit bezeugten, ihr
Vergehen gegen Sie wieder gut zu machen. Uebrigens sind Wir mit Unserer
kaiserlichen Huld und Gnade Katharina." —

Ein russischer Botschafter, der, von einer wichtigen Mission zurückberufen,
gezwungen wird, Rechnung abzulegen, ist ruinirt. Der Streich, der den
armen Siepers traf, nachdem wenige Tage vorher die Kaiserin in den Aus-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/311>, abgerufen am 22.12.2024.