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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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Frage; wir der Frager. Jeder trägt seine Somnambule bei sich, und ist selbst
der Magnetiseur von ihr. , Fall, wo die Frage die Antwort selbst erräth, oder
die eigentlich bewußte Unwillküvlichkeit selbst. Gott im Herzen. Vollkommne
Somnambulistik dieses Phänomens. Der wachende (willkürliche) Zustand hat
keine Erinnerung dafür" u. s. w. -- Baader schreibt Januar 1813: "Mit dem
thierischen Magnetismus fängt es wieder an gewaltig zu spuken. Es sind die
finstern Mächte des Orkus, die durch diese unvorsichtig geöffnete Pforte sich
zu uns heraufdrangen. Weil sie, die armen Menschen, die Wunder Gottes
verleugneten, so sollten sie die Wunder deS Teufels anerkennen! Die Ursache
der Gefahr beim Magnetismus ist nämlich folgende: unser Körper und unsere
Kvrpersinne wurden uns gegeben, um uns von den Mächten deS Orkus ge¬
schieden zu halten; denn die Leibwerdung des Menschen war seine erste Taufe,
nachdem er aus dem Abgrund wieder emporgehoben worde" durch die Hand
der Liebe. Wenn man also diese Armure ihm vorzeitig nimmt, und den in¬
nern Menschen bloß setzt, so sind es gewiß die finstern Mächte zuerst, die sich
seiner bemächtigen, wenn anders der Magnetiseur nicht Priester Melchisedek
ist." -- Man muß sich, um diese Erpectorationen richtig zu würdigen, nur
immer daran erinnern, daß seit der Abschaffung der Herenprocesse nicht viel
über ein Jahrhundert verstrichen ist! -- Weiter <81S: "Da der Mensch
(Marr) durch den Fall sein göttliches Liebes- und Lichtbildniß (daS Weib
seiner Jugend -- Sophia) aus dem creatürlichen (potenzirten) Zustand in jenen der
bloßen stummen Essenz reducirte, so ist die Nothwendigkeit des SelbstopferS
seiner falschen Potenzirung begreiflich. Die Creatur thut hier das (nämlich
durch Selbstaufgabe ihres creatürlichen Vermögens und durch das Sinken bis
in den tiefer als der Zorn und Gerechtigkeitsgrund liegenden Gnadengrund,
denn jener reicht nur in den Creaturgrund) an ihr selbst, was Gott nicht an
ihr thun will, und kann." Mit vielen Citaten aus Jacob Böhme, Paracel-
sus, die ihm (1816) zuerst Licht über die Somnambulen geben: "Jung hat
den spiritum sielervum für unser ewiges Seelenorgan genommen, und also
den zerstörlichen Sternengeist mit dem ewigen Lichtgeist vermengt; natürlich
erscheint aber jener Sternengeist (als der wahre Spiritus lamiliaris) in jener
Verzückung Meizüngig, dem Güter und der Hölle offen u. s. w." -- "Unser
Leib (Nervensystem) ist nicht ausschließend unser Eigenthum, sondern ein Ge¬
meinbesitz von noch andern Wesen (wie Regionen), die sich nicht nur in den
Besitz und Gebrauch desselben theilen, sondern uns bisweilen ganz daraus
verdrängen, oder wenigstens ihren Besitz unserem unterordnen. In dieser
Beziehung hat Swedenborg manches Wahre gelehrt." -- "Man mag unsere
Präeristenz so vollständig als möglich setzen, so war selbe doch mit dem Ge¬
brechen der Labilität behaftet u. f. w." l^^)- " ^" Schubert. 1817:
"DaS wichtige Resultat des thierischen Magnetismus ist eben, sich durchs


Frage; wir der Frager. Jeder trägt seine Somnambule bei sich, und ist selbst
der Magnetiseur von ihr. , Fall, wo die Frage die Antwort selbst erräth, oder
die eigentlich bewußte Unwillküvlichkeit selbst. Gott im Herzen. Vollkommne
Somnambulistik dieses Phänomens. Der wachende (willkürliche) Zustand hat
keine Erinnerung dafür" u. s. w. — Baader schreibt Januar 1813: „Mit dem
thierischen Magnetismus fängt es wieder an gewaltig zu spuken. Es sind die
finstern Mächte des Orkus, die durch diese unvorsichtig geöffnete Pforte sich
zu uns heraufdrangen. Weil sie, die armen Menschen, die Wunder Gottes
verleugneten, so sollten sie die Wunder deS Teufels anerkennen! Die Ursache
der Gefahr beim Magnetismus ist nämlich folgende: unser Körper und unsere
Kvrpersinne wurden uns gegeben, um uns von den Mächten deS Orkus ge¬
schieden zu halten; denn die Leibwerdung des Menschen war seine erste Taufe,
nachdem er aus dem Abgrund wieder emporgehoben worde» durch die Hand
der Liebe. Wenn man also diese Armure ihm vorzeitig nimmt, und den in¬
nern Menschen bloß setzt, so sind es gewiß die finstern Mächte zuerst, die sich
seiner bemächtigen, wenn anders der Magnetiseur nicht Priester Melchisedek
ist." — Man muß sich, um diese Erpectorationen richtig zu würdigen, nur
immer daran erinnern, daß seit der Abschaffung der Herenprocesse nicht viel
über ein Jahrhundert verstrichen ist! — Weiter <81S: „Da der Mensch
(Marr) durch den Fall sein göttliches Liebes- und Lichtbildniß (daS Weib
seiner Jugend — Sophia) aus dem creatürlichen (potenzirten) Zustand in jenen der
bloßen stummen Essenz reducirte, so ist die Nothwendigkeit des SelbstopferS
seiner falschen Potenzirung begreiflich. Die Creatur thut hier das (nämlich
durch Selbstaufgabe ihres creatürlichen Vermögens und durch das Sinken bis
in den tiefer als der Zorn und Gerechtigkeitsgrund liegenden Gnadengrund,
denn jener reicht nur in den Creaturgrund) an ihr selbst, was Gott nicht an
ihr thun will, und kann." Mit vielen Citaten aus Jacob Böhme, Paracel-
sus, die ihm (1816) zuerst Licht über die Somnambulen geben: „Jung hat
den spiritum sielervum für unser ewiges Seelenorgan genommen, und also
den zerstörlichen Sternengeist mit dem ewigen Lichtgeist vermengt; natürlich
erscheint aber jener Sternengeist (als der wahre Spiritus lamiliaris) in jener
Verzückung Meizüngig, dem Güter und der Hölle offen u. s. w." — „Unser
Leib (Nervensystem) ist nicht ausschließend unser Eigenthum, sondern ein Ge¬
meinbesitz von noch andern Wesen (wie Regionen), die sich nicht nur in den
Besitz und Gebrauch desselben theilen, sondern uns bisweilen ganz daraus
verdrängen, oder wenigstens ihren Besitz unserem unterordnen. In dieser
Beziehung hat Swedenborg manches Wahre gelehrt." — „Man mag unsere
Präeristenz so vollständig als möglich setzen, so war selbe doch mit dem Ge¬
brechen der Labilität behaftet u. f. w." l^^)- " ^" Schubert. 1817:
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/470>, abgerufen am 23.07.2024.