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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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konnte. Für diesen Fall hatte Symmachus an einen Freund im südlichen
Frankreich geschrieben, daß er die gekauften Pferde während der drei oder^vier
Wintermonate in seinen Ställen beherbergen und füttern, und falls in "der
bei Arles vorzügliche Renner zu haben wären, diese dazu kaufen möchte.
Aber bei einem so weitläufigen Transport waren Verluste durch Krankheiten
und andere Unfälle vorauszusehen, daher auch Anerbietungen von inländischen
Roßtäuschern angenommen wurden.

Wegen der mangelhaften und unregelmäßigen Verbindung zur See
machten auch die Wagenlenker Symmachus große Sorge, obwol diese nur aus
Sicilien verschrieben waren. Sobald ihm sein finnischer Agent ihre Abreise
von dort gemeldet hatte, ertheilte er seinem am Golf von Neapel lebenden
Schwiegersohn den Auftrag, zuverlässige Leute die Küste entlang bis Salerno
zu senden, die sie bei ihrer Landung in Empfang nehmen sollten. Dann
sollte ein gemeinschaftlicher Freund sie mit allem Nöthigen versehn und ihre
Reise nach Rom zu Schiffe fortsetzen lassen. Aber die Zeit verstrich und
von ihrer Ankunft war nichts zu vernehmen, so daß Symmachus für gut
fand, einen Beamten zu Nachforschungen längs der Küste zu reguiriren.
Wir wissen nicht, ob das Schiff zu rechter Zeit angekommen ist.

Zufällig besitzen wir eine Angabe der Kosten, auf welche die Schauspiele
veranschlagt wurden, deren Zurüstungen hier beschrieben sind; zwar nicht von
Symmachus selbst, aber von einem Zeitgenossen. Die Gesammtausgalwn sür die
bei der Prätur seines Sohnes veranstalteten Wagenrenneu, Fechterspiele,
Thierhatzen und theatralischen Vorstellungen (welche alle zusammen eine volle
Woche dauerten) sollen die enorme Summe von 576,000 Thlr. (nach heutigem
Gelde) betragen haben, wovon man ans die Wagenrenncn allein recht wohl den
dritten Theil rechnen kann. Selbst wenn diese Angabe nur nach der unge¬
fähren Schätzung des Publicums gemacht wäre, und einer bedeutenden
Reduction bedürfte, bliebe sie noch ungeheuer. Und doch sollen die Schau¬
spiele eines ander" reichen Senators in jener Zeit sogar das Doppelte gekostet
haben! Auch die durchschnittlichen Kosten der Schauspiele, welche die neuge-
wählten Consuln im Allfang des Jahres gaben, wurden im Publicum auf die Höhe
der von Symmachus verwendeien Summe berechnet.

Wenn in Rom der heißersehnte, Wochen und Monate laug vorausbe¬
rechnete Tag der CircuSspiele herankam, waren die Straßen schon mehre
Stunden vor seinem Anbruch mit Schaulustigen gefüllt. Caligula ward einst
in der Nacht durch das Getöse der zum Circus strömenden Menge im schlät
gestört, er schlief wie alle Verrückten wenig und leicht und die Kaiserpaläste
lagen unmittelbar neben der Rennbahn. Er ließ das Volk mit Stockhieben
auseinandertreiben, in dem hierdurch entstehenden Gedränge kamen zwanzig
Männer aus dem Ritterstande, ebensoviel verheiratete Frauen und eine un-
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konnte. Für diesen Fall hatte Symmachus an einen Freund im südlichen
Frankreich geschrieben, daß er die gekauften Pferde während der drei oder^vier
Wintermonate in seinen Ställen beherbergen und füttern, und falls in »der
bei Arles vorzügliche Renner zu haben wären, diese dazu kaufen möchte.
Aber bei einem so weitläufigen Transport waren Verluste durch Krankheiten
und andere Unfälle vorauszusehen, daher auch Anerbietungen von inländischen
Roßtäuschern angenommen wurden.

Wegen der mangelhaften und unregelmäßigen Verbindung zur See
machten auch die Wagenlenker Symmachus große Sorge, obwol diese nur aus
Sicilien verschrieben waren. Sobald ihm sein finnischer Agent ihre Abreise
von dort gemeldet hatte, ertheilte er seinem am Golf von Neapel lebenden
Schwiegersohn den Auftrag, zuverlässige Leute die Küste entlang bis Salerno
zu senden, die sie bei ihrer Landung in Empfang nehmen sollten. Dann
sollte ein gemeinschaftlicher Freund sie mit allem Nöthigen versehn und ihre
Reise nach Rom zu Schiffe fortsetzen lassen. Aber die Zeit verstrich und
von ihrer Ankunft war nichts zu vernehmen, so daß Symmachus für gut
fand, einen Beamten zu Nachforschungen längs der Küste zu reguiriren.
Wir wissen nicht, ob das Schiff zu rechter Zeit angekommen ist.

Zufällig besitzen wir eine Angabe der Kosten, auf welche die Schauspiele
veranschlagt wurden, deren Zurüstungen hier beschrieben sind; zwar nicht von
Symmachus selbst, aber von einem Zeitgenossen. Die Gesammtausgalwn sür die
bei der Prätur seines Sohnes veranstalteten Wagenrenneu, Fechterspiele,
Thierhatzen und theatralischen Vorstellungen (welche alle zusammen eine volle
Woche dauerten) sollen die enorme Summe von 576,000 Thlr. (nach heutigem
Gelde) betragen haben, wovon man ans die Wagenrenncn allein recht wohl den
dritten Theil rechnen kann. Selbst wenn diese Angabe nur nach der unge¬
fähren Schätzung des Publicums gemacht wäre, und einer bedeutenden
Reduction bedürfte, bliebe sie noch ungeheuer. Und doch sollen die Schau¬
spiele eines ander» reichen Senators in jener Zeit sogar das Doppelte gekostet
haben! Auch die durchschnittlichen Kosten der Schauspiele, welche die neuge-
wählten Consuln im Allfang des Jahres gaben, wurden im Publicum auf die Höhe
der von Symmachus verwendeien Summe berechnet.

Wenn in Rom der heißersehnte, Wochen und Monate laug vorausbe¬
rechnete Tag der CircuSspiele herankam, waren die Straßen schon mehre
Stunden vor seinem Anbruch mit Schaulustigen gefüllt. Caligula ward einst
in der Nacht durch das Getöse der zum Circus strömenden Menge im schlät
gestört, er schlief wie alle Verrückten wenig und leicht und die Kaiserpaläste
lagen unmittelbar neben der Rennbahn. Er ließ das Volk mit Stockhieben
auseinandertreiben, in dem hierdurch entstehenden Gedränge kamen zwanzig
Männer aus dem Ritterstande, ebensoviel verheiratete Frauen und eine un-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/395>, abgerufen am 23.07.2024.