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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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jährlich verwenden. Eine genaue Angabe darüber ist nicht möglich, da die
Kaufmannschaft keinen festen Etat für ihre Bibliothek ausgesetzt hat, sondern
je nach Bedürfniß eine Summe bewilligt. Die Commerzbibliothek dehnt sich
über alle mit dem Handelsleben in Verbindung stehende Disciplinen aus
und ist für Völkerrecht vielleicht die bedeutendste Bibliothek Deutschlands. Ihr
gedruckter Katalog gibt darüber die beste Auskunft. Er hat auch für den
Nichthamburgcr Werth, da die Benutzung der Bibliothek zu betreffenden Stu¬
dien auch Auswärtigen leicht gewährt wird. Einen solchen gedruckten Kata¬
log, der im Buchhandel zu haben ist, oder auch nur gedruckte Verzeichnisse
der jährlichen Anschaffungen haben wenige andere Bibliotheken gegen den
Katalog der Commerzbibliothek einzutauschen, wie es hier gern gesehen würde.
Außer dem ersten Bibliothekar Dr. Soetbeer hat sich noch der bekannte Bi¬
bliograph or. Hoffmann um Anfertigung deS Katalogs verdient gemacht; auch
steht im Serapeum von 1849 ein lesenswerther Aufsatz des letzteren über die
Commerzbibliothek. Die Bibliothek besteht jetzt aus circa 40,000 Bänden, die
in Räumen des Börsengebäudes aufgestellt sind. Mehr als man denkt wird
diese Nähe von Kaufleuten benutzt, um bei einem Geschäftsabschluß während
der Börsenzeit über diesen oder jenen dabei in Frage gekommenen Punkt der
Geographie oder Handelswissenschaft sich schnell zu orientiren. Auch sind die
Schätze der Bibliothek schon von auswärtigen Gelehrten benutzt, z. B. von
N. von Mohl, und von Dr. Handelmann in Kiel, der auch in der Vorrede
zu seiner Geschichte der Vereinigten Staaten seinen Dank für die Unterstützung
der Commerzbibliothek aussprach. Es mag einzelne Kaufleute geben, die von
dem Werth dieses Bücherschatzes keine Kunde haben; allein die Urkunde der
Einzelnen thut dem rühmlichen Sinn der Kaufmannschaft, die diese" Schatz
hegt, keinen Abbruch.

In ihrer Art war auch die Bibliothek der seit 1767 bestehenden "Gesell¬
schaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe" eine literarische
Zierde unserer Stadt. Leider ist sie im großen Brande 1842 bis auf etwa
250 damals grade ausgeliehene Bände ein Raub der Flammen geworden. Sie
umfaßte bereits 40,000 Bände, wie die erhaltenen gedruckten Kataloge zeigen,
und wurden im Jahre 1841 etwa 640 Thlr. zur Anschaffung von Bücher"
verwendet. Allmälig erholt sich auch diese Bibliothek von ihrem großen Ver¬
luste, und ist grade jetzt die erste Hälfte des neuen Kataloges im Druck er¬
schienen.¬

Ein gleiches Schicksal traf beim Brande die Bibliothek deS 1816 gestif
teten ärztlichen Vereins. Nur ihre Kupfertafeln wurden gerettet, aber auch
sie i>t bereits wieder erstanden, zählt jetzt etwa 13,000 Bände, und veraus¬
gabt jährlich für Bücher und Journale gegen 240 Thlr., die durch Beiträge
vo" etwa 100 Mitgliedern aufgebracht werden. -- Auf dieselbe Weise erhält


jährlich verwenden. Eine genaue Angabe darüber ist nicht möglich, da die
Kaufmannschaft keinen festen Etat für ihre Bibliothek ausgesetzt hat, sondern
je nach Bedürfniß eine Summe bewilligt. Die Commerzbibliothek dehnt sich
über alle mit dem Handelsleben in Verbindung stehende Disciplinen aus
und ist für Völkerrecht vielleicht die bedeutendste Bibliothek Deutschlands. Ihr
gedruckter Katalog gibt darüber die beste Auskunft. Er hat auch für den
Nichthamburgcr Werth, da die Benutzung der Bibliothek zu betreffenden Stu¬
dien auch Auswärtigen leicht gewährt wird. Einen solchen gedruckten Kata¬
log, der im Buchhandel zu haben ist, oder auch nur gedruckte Verzeichnisse
der jährlichen Anschaffungen haben wenige andere Bibliotheken gegen den
Katalog der Commerzbibliothek einzutauschen, wie es hier gern gesehen würde.
Außer dem ersten Bibliothekar Dr. Soetbeer hat sich noch der bekannte Bi¬
bliograph or. Hoffmann um Anfertigung deS Katalogs verdient gemacht; auch
steht im Serapeum von 1849 ein lesenswerther Aufsatz des letzteren über die
Commerzbibliothek. Die Bibliothek besteht jetzt aus circa 40,000 Bänden, die
in Räumen des Börsengebäudes aufgestellt sind. Mehr als man denkt wird
diese Nähe von Kaufleuten benutzt, um bei einem Geschäftsabschluß während
der Börsenzeit über diesen oder jenen dabei in Frage gekommenen Punkt der
Geographie oder Handelswissenschaft sich schnell zu orientiren. Auch sind die
Schätze der Bibliothek schon von auswärtigen Gelehrten benutzt, z. B. von
N. von Mohl, und von Dr. Handelmann in Kiel, der auch in der Vorrede
zu seiner Geschichte der Vereinigten Staaten seinen Dank für die Unterstützung
der Commerzbibliothek aussprach. Es mag einzelne Kaufleute geben, die von
dem Werth dieses Bücherschatzes keine Kunde haben; allein die Urkunde der
Einzelnen thut dem rühmlichen Sinn der Kaufmannschaft, die diese» Schatz
hegt, keinen Abbruch.

In ihrer Art war auch die Bibliothek der seit 1767 bestehenden „Gesell¬
schaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe" eine literarische
Zierde unserer Stadt. Leider ist sie im großen Brande 1842 bis auf etwa
250 damals grade ausgeliehene Bände ein Raub der Flammen geworden. Sie
umfaßte bereits 40,000 Bände, wie die erhaltenen gedruckten Kataloge zeigen,
und wurden im Jahre 1841 etwa 640 Thlr. zur Anschaffung von Bücher"
verwendet. Allmälig erholt sich auch diese Bibliothek von ihrem großen Ver¬
luste, und ist grade jetzt die erste Hälfte des neuen Kataloges im Druck er¬
schienen.¬

Ein gleiches Schicksal traf beim Brande die Bibliothek deS 1816 gestif
teten ärztlichen Vereins. Nur ihre Kupfertafeln wurden gerettet, aber auch
sie i>t bereits wieder erstanden, zählt jetzt etwa 13,000 Bände, und veraus¬
gabt jährlich für Bücher und Journale gegen 240 Thlr., die durch Beiträge
vo" etwa 100 Mitgliedern aufgebracht werden. — Auf dieselbe Weise erhält


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/310>, abgerufen am 23.07.2024.