Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.da sie zum Theil selbst die Fäden des Börsenverkehrs in Händen haben, auf Grenzboten III. 1837. 12
da sie zum Theil selbst die Fäden des Börsenverkehrs in Händen haben, auf Grenzboten III. 1837. 12
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da sie zum Theil selbst die Fäden des Börsenverkehrs in Händen haben, auf
erlaubtem oder unerlaubtem Wege Staatsgeheimnisse erfahren und selbst ge¬
legentlich in die Weltgeschichte hineinpfuschen. Die andern dagegen arbeiten
nur auf das Ungefähr los, indem sie das Verfahren der 611 msMum nummorum
scharf beobachten, sich freilich gelegentlich dabei auch hinters Licht führen
lassen. Es sind Leute unter ihnen, mit einem ganz respektablen Vermögen,
das sie indeß durch Speculiren auf die Procente wo nwglich noch größer
machen wollen; man ist aber wol berechtigt anzunehmen, daß die Mehrzahl
derselben aus die Dauer mit dem pecuniären Ruin endet, da fast immer der
Zufall eines unerwarteten Börsencourseö eintritt, der ihnen nicht blos Verluste
bereitet, sondern viel gefährlicher ihre disponiblen Geldmittel schwächt und sie
so neuer Verlegenheit und neuen Verlusten entgegenführt. Viel sicherer steht
schon eine dritte Classe da, weil sie nichts verlieren und nur gewinnen kann,
Leute mit leeren Geldbeuteln, aber waghalsigen Sinne, die jede günstige Ge¬
legenheit wahrnehmen wollen, und die, falls ihnen ihre Wagnisse mißlingen,
sich mit so viel Ehre als sie mitgebracht haben, aus dem Kreise ihrer Ge¬
schäftsgenossen zeitweilig zurückziehen, falls sie aber gelingen, die klugen Leute
sind, von nun an mit größerer Umsicht und in größeren Summen speculiren, bis
auch sie daS Schicksal einholt. Weiter kommen die, welche zur Zeit disponible
Gelder möglichst vortheilhaft anlegen wollen, nicht selten in größter Heimlich¬
keit, damit sie nicht als „Fondshändler" an geschäftlichem Credit verlieren;
doch scheint diese Art Scheu in den letzten Zeiten etwas abgenommen zu
haben. Diese Classe wird im Allgemeinen die geringern Risikos vorziehen,
mitunter sich aber auch darin irren und noch öfter die Papiere nicht ohne
Verlust da los werden können, wo sie in ihrem Geschäftsbetrieb das baare
Geld wieder nöthig hat. Endlich die, welche durch die augenblicklichen Um¬
stände, durch die in der Luft herrschende Stimmung oder verleitet durch directe
Vorspiegelungen an der scheinbar so behaglichen Wettjagd nach großem Ver¬
mögen Antheil nehmen wollen; von Spekulation kann bei ihnen nicht die
Rede sein, da sie nur vom Zufall geleitet werden, entweder holen sie für
andere die Kastanien aus dem Feuer oder werden direct übervortheilt. Bei
dieser Classe sind für eine Chance des Gewinnens zehn deS Verlierens da,
und haben sie einmal ein Stück Geld erobert, so kann man darauf wetten,
daß sie es bei der nächsten Gelegenheit wieder verlieren. Man sollte meinen,
daß unter solchen Verhältnissen kein Börsenpublicum sich zusammenfinden
würde; indeß, wie fast jeder, der in der Lotterie sich ein Loos kauft, sich Hoff¬
nung auf einen, wenn nicht gar den höchsten Gewinn macht, während er doch
weiß, daß die Zahl der Gewinne von der der nieder bei weitem überstiegen
wird, so hofft auch jeder an der Fondsbörse die Chancen für sich festzuhalten.
Das Lotteriespiel hat noch den Vortheil, daß der Einsatz ein begrenzter und
Grenzboten III. 1837. 12
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