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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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streitig dem Daguereotyp der erste Preis zuerkannt werden. Der wahre Künstler
aber läßt den Gegenstand, den er malen will, sich nicht in einer Metall¬
platte, sondern in seinem Geiste spiegeln und bringt ein neues und doch treues
Bild auf die Leinwand. --

Es bleiben noch die Wasserfarben zu erwähnen, bekanntlich eine Specia¬
lität der englischen Malerei, für die auch jährlich besondre Ausstellungen statt¬
finde". Es läßt sich nicht leugnen, daß hier die englischen Maler den ersten
Platz einnehmen, wir möchten freilich nicht Turner, dem die englischen Kritiker
den Preis zuerkennen wollen, als ein so eminentes Talent hinstellen; so schön
seine frühern Bilder wie Tivoli, Christchurch i" Oxford, Edinburgh u. a. sind,
so tief scheinen uns spätere wie Plymouth mit Regenbogen, ein Alpenpaß u.a.
zu stehen, es ist ein wüstes Farbendurcheinanver. Aber abgesehen von
Turner finden sich in Manchester allein eine Reihe der trefflichsten Aquarelle
von Vurton, Cattermole, Cor, Hunt, Hayde, Jenkins und Roberts, hier kön¬
nen wir Festländer unstreitig viel von den Engländern lernen.

Ziehen wir die Summe unsrer Betrachtungen, so finden wir England auf
dem Geriete der Malerei zwar nicht Deutschland, Frankreich oder Belgien eben¬
bürtig, aber entschieden vorwärtöstrebenv und immer mehr Boden gewinnend.
Am wenigsten haben seine Künstler noch in der historischen Darstellung ge¬
leistet, es scheint auch im Publicum kein Geschmack dafür zu sein, indeß bei
der Zähigkeit, welche die englische Natur besitzt, wenn sie sich auf einen Gegen¬
stand wirft und bei dem Ernste, mit welchem die alten classischen Muster studirt
werden, ist es keineswegs unmöglich, daß vie britische" Maler auch auf diesem
Felde so Bedeutendes leisten weiden, wie sie es im Porträt und im Genre
bereits gethan.




Die Bestrebungen zur Hebung der arbeitenden Classen.
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Die Association in England und Frankreich.

Bei den gesteigerten Anforderungen an die intellectuelle und sittliche
Tüchiigknt der Arbeiter, welche die Association zu machen genöthigt ist, will
sie sich anders ihr Gelingen sichern, bei der Neuheit dieser ganzen Geschäfts-
form endlich können wir es nur natürlich finden, daß erst ein kleiner Theil der
Arbeiter in dieselbe einzulenken begonnen hat, daß die ganze Bewegung noch
in den Stadien der Kindheit sich befindet und mit allen Mängeln einer ersten
Entwicklung zu kämpfen hat. Daß sie dennoch schon ihren ersten Versuchen,
von dem nur in England einzelne über-1848 zurückreichen (mit Ausnahme der


streitig dem Daguereotyp der erste Preis zuerkannt werden. Der wahre Künstler
aber läßt den Gegenstand, den er malen will, sich nicht in einer Metall¬
platte, sondern in seinem Geiste spiegeln und bringt ein neues und doch treues
Bild auf die Leinwand. —

Es bleiben noch die Wasserfarben zu erwähnen, bekanntlich eine Specia¬
lität der englischen Malerei, für die auch jährlich besondre Ausstellungen statt¬
finde». Es läßt sich nicht leugnen, daß hier die englischen Maler den ersten
Platz einnehmen, wir möchten freilich nicht Turner, dem die englischen Kritiker
den Preis zuerkennen wollen, als ein so eminentes Talent hinstellen; so schön
seine frühern Bilder wie Tivoli, Christchurch i» Oxford, Edinburgh u. a. sind,
so tief scheinen uns spätere wie Plymouth mit Regenbogen, ein Alpenpaß u.a.
zu stehen, es ist ein wüstes Farbendurcheinanver. Aber abgesehen von
Turner finden sich in Manchester allein eine Reihe der trefflichsten Aquarelle
von Vurton, Cattermole, Cor, Hunt, Hayde, Jenkins und Roberts, hier kön¬
nen wir Festländer unstreitig viel von den Engländern lernen.

Ziehen wir die Summe unsrer Betrachtungen, so finden wir England auf
dem Geriete der Malerei zwar nicht Deutschland, Frankreich oder Belgien eben¬
bürtig, aber entschieden vorwärtöstrebenv und immer mehr Boden gewinnend.
Am wenigsten haben seine Künstler noch in der historischen Darstellung ge¬
leistet, es scheint auch im Publicum kein Geschmack dafür zu sein, indeß bei
der Zähigkeit, welche die englische Natur besitzt, wenn sie sich auf einen Gegen¬
stand wirft und bei dem Ernste, mit welchem die alten classischen Muster studirt
werden, ist es keineswegs unmöglich, daß vie britische» Maler auch auf diesem
Felde so Bedeutendes leisten weiden, wie sie es im Porträt und im Genre
bereits gethan.




Die Bestrebungen zur Hebung der arbeitenden Classen.
tlM>-, , , - -^^^^ .^^ -<^>
Die Association in England und Frankreich.

Bei den gesteigerten Anforderungen an die intellectuelle und sittliche
Tüchiigknt der Arbeiter, welche die Association zu machen genöthigt ist, will
sie sich anders ihr Gelingen sichern, bei der Neuheit dieser ganzen Geschäfts-
form endlich können wir es nur natürlich finden, daß erst ein kleiner Theil der
Arbeiter in dieselbe einzulenken begonnen hat, daß die ganze Bewegung noch
in den Stadien der Kindheit sich befindet und mit allen Mängeln einer ersten
Entwicklung zu kämpfen hat. Daß sie dennoch schon ihren ersten Versuchen,
von dem nur in England einzelne über-1848 zurückreichen (mit Ausnahme der


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[0496] streitig dem Daguereotyp der erste Preis zuerkannt werden. Der wahre Künstler aber läßt den Gegenstand, den er malen will, sich nicht in einer Metall¬ platte, sondern in seinem Geiste spiegeln und bringt ein neues und doch treues Bild auf die Leinwand. — Es bleiben noch die Wasserfarben zu erwähnen, bekanntlich eine Specia¬ lität der englischen Malerei, für die auch jährlich besondre Ausstellungen statt¬ finde». Es läßt sich nicht leugnen, daß hier die englischen Maler den ersten Platz einnehmen, wir möchten freilich nicht Turner, dem die englischen Kritiker den Preis zuerkennen wollen, als ein so eminentes Talent hinstellen; so schön seine frühern Bilder wie Tivoli, Christchurch i» Oxford, Edinburgh u. a. sind, so tief scheinen uns spätere wie Plymouth mit Regenbogen, ein Alpenpaß u.a. zu stehen, es ist ein wüstes Farbendurcheinanver. Aber abgesehen von Turner finden sich in Manchester allein eine Reihe der trefflichsten Aquarelle von Vurton, Cattermole, Cor, Hunt, Hayde, Jenkins und Roberts, hier kön¬ nen wir Festländer unstreitig viel von den Engländern lernen. Ziehen wir die Summe unsrer Betrachtungen, so finden wir England auf dem Geriete der Malerei zwar nicht Deutschland, Frankreich oder Belgien eben¬ bürtig, aber entschieden vorwärtöstrebenv und immer mehr Boden gewinnend. Am wenigsten haben seine Künstler noch in der historischen Darstellung ge¬ leistet, es scheint auch im Publicum kein Geschmack dafür zu sein, indeß bei der Zähigkeit, welche die englische Natur besitzt, wenn sie sich auf einen Gegen¬ stand wirft und bei dem Ernste, mit welchem die alten classischen Muster studirt werden, ist es keineswegs unmöglich, daß vie britische» Maler auch auf diesem Felde so Bedeutendes leisten weiden, wie sie es im Porträt und im Genre bereits gethan. Die Bestrebungen zur Hebung der arbeitenden Classen. tlM>-, , , - -^^^^ .^^ -<^> Die Association in England und Frankreich. Bei den gesteigerten Anforderungen an die intellectuelle und sittliche Tüchiigknt der Arbeiter, welche die Association zu machen genöthigt ist, will sie sich anders ihr Gelingen sichern, bei der Neuheit dieser ganzen Geschäfts- form endlich können wir es nur natürlich finden, daß erst ein kleiner Theil der Arbeiter in dieselbe einzulenken begonnen hat, daß die ganze Bewegung noch in den Stadien der Kindheit sich befindet und mit allen Mängeln einer ersten Entwicklung zu kämpfen hat. Daß sie dennoch schon ihren ersten Versuchen, von dem nur in England einzelne über-1848 zurückreichen (mit Ausnahme der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/496>, abgerufen am 22.07.2024.