Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.Medicin der Griechen, die damals in Rom Eingang fand, opponirte er mit Eine ausführliche Darstellung der calorischem Gutswirthschaft würde erst Ein französisches Urtheil über die deutsche Kunst. Wie jedes gut gebildete Volk sind auch wir Deutschen empfänglich für "Was der Deutsche längst ersann Aber eben daß wir zwar nicht alles wie die Chinesen, aber doch sehr Medicin der Griechen, die damals in Rom Eingang fand, opponirte er mit Eine ausführliche Darstellung der calorischem Gutswirthschaft würde erst Ein französisches Urtheil über die deutsche Kunst. Wie jedes gut gebildete Volk sind auch wir Deutschen empfänglich für „Was der Deutsche längst ersann Aber eben daß wir zwar nicht alles wie die Chinesen, aber doch sehr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104350"/> <p xml:id="ID_394" prev="#ID_393"> Medicin der Griechen, die damals in Rom Eingang fand, opponirte er mit<lb/> derselben hartnäckigen Bornirtheit, wie gegen alles Griechische überhaupt. Er<lb/> versicherte, dies Gestndel habe keine andere Absicht, als die Römer mit ihrer<lb/> Quacksalberei umzubringen, und damit man sie nicht durchschaue, ließen sie sich<lb/> dafür bezahlen. In seiner Hausapotheke spielte Kohl die Hauptrolle, er galt<lb/> ihm als ein Universalmittel für die meisten innern und äußern Uebel vom<lb/> Kopfschmerz bis zum Podagra. Bei Verrenkungen soll man ein grünes Rohr<lb/> von vier oder fünf Fuß Länge spalten, davon Stücke abschneiden, an den leidenden<lb/> Theil binden und dazu einen Zauberspruch sagen, entweder claries clsmmiös<lb/> kstataries clipunapiwr oder emal marine lluat ista sista pisw Äomiabo clom-<lb/> Nkmgtra u. s. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_395"> Eine ausführliche Darstellung der calorischem Gutswirthschaft würde erst<lb/> dann möglich sein, wenn sich zur Erklärung seiner Vorschriften ein Landwirth<lb/> mit einem Philologen verbunden hätte, obwol auch dann der fragmentarische<lb/> Zustand des Buchs noch viele Schwierigkeiten bieten würde. Ueber den Geist<lb/> aber, der in dieser Wirthschaft waltete, werden die obigen Mittheilungen hin¬<lb/> reichende Aufschlüsse geben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Ein französisches Urtheil über die deutsche Kunst.</head><lb/> <p xml:id="ID_396"> Wie jedes gut gebildete Volk sind auch wir Deutschen empfänglich für<lb/> Lob und empfindlich gegen Tadel. Oder, da wir nicht gern dem Vorwurfe<lb/> blinder Affenliebe uns aussetzen wollen, so geben wir gern einen einzelnen<lb/> Zug unseres Nationalcharakters der Verdammung Preis, aber nur um desto<lb/> hartnäckiger den Glauben, daß wir im Besitze aller übrigen Tugenden sind,<lb/> zu vertheidigen. Wir lassen uns gern den Spott über unsere politischen Ein¬<lb/> richtungen gefallen und zürnen nicht, wenn man uns ein unpraktisches Volk<lb/> schilt. Wir haben, glaube ich, selbst den Vers gedichtet:</p><lb/> <quote> „Was der Deutsche längst ersann<lb/> Bringt der Franke an den Mann."</quote><lb/> <p xml:id="ID_397" next="#ID_398"> Aber eben daß wir zwar nicht alles wie die Chinesen, aber doch sehr<lb/> vieles schon längst erfunden und ersonnen, daß wir vor den meisten Völkern<lb/> durch Originalität und scharfen kritischen Sinn uns auszeichnen, daß erst<lb/> deutsche Wissenschaft in vielen Fällen mit wahrer Wissenschaft und deutsche<lb/> Kunst mit reiner Kunst zusammenfalle, dies lassen wir uns nicht rauben,<lb/> daran halten wir mit derselben Ueberzeugungstreue fest, wie der Franzose an<lb/> der Meinung, in militärischen und Toiletteangelegenheiten stehe er an der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Medicin der Griechen, die damals in Rom Eingang fand, opponirte er mit
derselben hartnäckigen Bornirtheit, wie gegen alles Griechische überhaupt. Er
versicherte, dies Gestndel habe keine andere Absicht, als die Römer mit ihrer
Quacksalberei umzubringen, und damit man sie nicht durchschaue, ließen sie sich
dafür bezahlen. In seiner Hausapotheke spielte Kohl die Hauptrolle, er galt
ihm als ein Universalmittel für die meisten innern und äußern Uebel vom
Kopfschmerz bis zum Podagra. Bei Verrenkungen soll man ein grünes Rohr
von vier oder fünf Fuß Länge spalten, davon Stücke abschneiden, an den leidenden
Theil binden und dazu einen Zauberspruch sagen, entweder claries clsmmiös
kstataries clipunapiwr oder emal marine lluat ista sista pisw Äomiabo clom-
Nkmgtra u. s. w.
Eine ausführliche Darstellung der calorischem Gutswirthschaft würde erst
dann möglich sein, wenn sich zur Erklärung seiner Vorschriften ein Landwirth
mit einem Philologen verbunden hätte, obwol auch dann der fragmentarische
Zustand des Buchs noch viele Schwierigkeiten bieten würde. Ueber den Geist
aber, der in dieser Wirthschaft waltete, werden die obigen Mittheilungen hin¬
reichende Aufschlüsse geben.
Ein französisches Urtheil über die deutsche Kunst.
Wie jedes gut gebildete Volk sind auch wir Deutschen empfänglich für
Lob und empfindlich gegen Tadel. Oder, da wir nicht gern dem Vorwurfe
blinder Affenliebe uns aussetzen wollen, so geben wir gern einen einzelnen
Zug unseres Nationalcharakters der Verdammung Preis, aber nur um desto
hartnäckiger den Glauben, daß wir im Besitze aller übrigen Tugenden sind,
zu vertheidigen. Wir lassen uns gern den Spott über unsere politischen Ein¬
richtungen gefallen und zürnen nicht, wenn man uns ein unpraktisches Volk
schilt. Wir haben, glaube ich, selbst den Vers gedichtet:
„Was der Deutsche längst ersann
Bringt der Franke an den Mann."
Aber eben daß wir zwar nicht alles wie die Chinesen, aber doch sehr
vieles schon längst erfunden und ersonnen, daß wir vor den meisten Völkern
durch Originalität und scharfen kritischen Sinn uns auszeichnen, daß erst
deutsche Wissenschaft in vielen Fällen mit wahrer Wissenschaft und deutsche
Kunst mit reiner Kunst zusammenfalle, dies lassen wir uns nicht rauben,
daran halten wir mit derselben Ueberzeugungstreue fest, wie der Franzose an
der Meinung, in militärischen und Toiletteangelegenheiten stehe er an der
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