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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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der Laune oder dem Zufall allzusehr überlassene Errichtung derartiger Geschäfte",
beide aber nur auf dem Papiere, während sie ihr Augenmerk der Fondsbörse
zugewandt erhalten. Der französische Credit-Mobilier entfaltet sich unter den
Fittichen des kaiserlichen Adlers, nimmt ganz Frankreich zu seiner Domäne
und theilt hohe Dividenden nach dem Tagescourse seiner Papiere aus, was
alles und was nichts sein kann, je nach dem Verlaufe des Börsenspiels; die
vielen deutschen Credits>Mobiliers laufen wie Tantalus hinter den Geschäfts¬
unternehmungen her, und sollte dies bis zur Moldau und Walachei sein,
machen dabei einander Concurrenz, und freuen sich sehr, wenn man nur nicht
zu eifrig nach den Dividenden fragt. Aber all das Capital, das man für
die Credits-Mobiliers gesammelt, fehlt irgendwo anders, wie wir schon das
vorige Mal auseinandergesetzt haben.




Das rumänische Landvolk.
i.

Die folgenden Mittheilungen haben den Zweck, die von parteiischen Or¬
ganen der Presse vielfach mißgeleitete öffentliche Meinung über das Wesen des
Volks in den Donausürstenthümern aufzuklären. 'Sie sollen den Leser in den
Stand setzen,- sich ein Urtheil zu bilden, ob dieses Wesen die Errichtung eines
Rumänenstaates erlaubt oder zu den Hindernissen zu zählen ist, welche jenem
jetzt im Vordergrunde der politischen Fragen stehenden Projecte entgegentreten.
Da uns indeß nur die Moldau ganz genau bekannt ist, und vielleicht hin
und wieder eine Verschiedenheit in der Art und Weise des Moldauers
und des Walachen zu bemerken sein mag, so sprechen wir vorzugsweise von
ersterem. Dies mag übrigens nur als Beweis unsrer Gewissenhaftigkeit die-


jetzt eine Ansicht über seine und ähnlicher Unternehmungen Zukunft auszusprechen, so ist es
folgende. Die schlechten Credits werden mit Schande im Börsenspiel untergehen, und dieser
Untergang wird vielleicht schon im nächsten Jahr erfolgen, die dauerhafteren werden die ihnen
"och bevorstehende schwere Zeit durchwcttern, und nach mancherlei Verlusten zu der Ueber¬
zeugung kommen, daß es für eine Association noch gefährlicher, als für den Einzelnen ist,
vielerlei auf einmal zu treiben, sie werden einen Theil ihrer industriellen Unternehmungen
verkaufen, und sich anderen vorzugsweise widmen. Der leipziger Verein wird wahrscheinlich
^"e nützliche und gewinnbringende Thätigkeit in einer großartigen Entwicklung einzelner
Zweige des Bankgeschäftes und als eine wirkliche Creditanstalt finden, welche zwischen Ca¬
pital und Arbeitskraft in "mfasscnder Weise vermittelt. Und es steht zu vertrauen, daß das
Gute, und Große der Geldassociationen grade bei ihm sich bewähren wird, während das Be¬
denkliche und Gefährliche derselben, welches wie ein böser Geist auch an seiner Wiege saß,
allmälig durch die Redlichkeit und Pflichttreue seiner Leiter gebändigt werden wird.
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der Laune oder dem Zufall allzusehr überlassene Errichtung derartiger Geschäfte",
beide aber nur auf dem Papiere, während sie ihr Augenmerk der Fondsbörse
zugewandt erhalten. Der französische Credit-Mobilier entfaltet sich unter den
Fittichen des kaiserlichen Adlers, nimmt ganz Frankreich zu seiner Domäne
und theilt hohe Dividenden nach dem Tagescourse seiner Papiere aus, was
alles und was nichts sein kann, je nach dem Verlaufe des Börsenspiels; die
vielen deutschen Credits>Mobiliers laufen wie Tantalus hinter den Geschäfts¬
unternehmungen her, und sollte dies bis zur Moldau und Walachei sein,
machen dabei einander Concurrenz, und freuen sich sehr, wenn man nur nicht
zu eifrig nach den Dividenden fragt. Aber all das Capital, das man für
die Credits-Mobiliers gesammelt, fehlt irgendwo anders, wie wir schon das
vorige Mal auseinandergesetzt haben.




Das rumänische Landvolk.
i.

Die folgenden Mittheilungen haben den Zweck, die von parteiischen Or¬
ganen der Presse vielfach mißgeleitete öffentliche Meinung über das Wesen des
Volks in den Donausürstenthümern aufzuklären. 'Sie sollen den Leser in den
Stand setzen,- sich ein Urtheil zu bilden, ob dieses Wesen die Errichtung eines
Rumänenstaates erlaubt oder zu den Hindernissen zu zählen ist, welche jenem
jetzt im Vordergrunde der politischen Fragen stehenden Projecte entgegentreten.
Da uns indeß nur die Moldau ganz genau bekannt ist, und vielleicht hin
und wieder eine Verschiedenheit in der Art und Weise des Moldauers
und des Walachen zu bemerken sein mag, so sprechen wir vorzugsweise von
ersterem. Dies mag übrigens nur als Beweis unsrer Gewissenhaftigkeit die-


jetzt eine Ansicht über seine und ähnlicher Unternehmungen Zukunft auszusprechen, so ist es
folgende. Die schlechten Credits werden mit Schande im Börsenspiel untergehen, und dieser
Untergang wird vielleicht schon im nächsten Jahr erfolgen, die dauerhafteren werden die ihnen
»och bevorstehende schwere Zeit durchwcttern, und nach mancherlei Verlusten zu der Ueber¬
zeugung kommen, daß es für eine Association noch gefährlicher, als für den Einzelnen ist,
vielerlei auf einmal zu treiben, sie werden einen Theil ihrer industriellen Unternehmungen
verkaufen, und sich anderen vorzugsweise widmen. Der leipziger Verein wird wahrscheinlich
^»e nützliche und gewinnbringende Thätigkeit in einer großartigen Entwicklung einzelner
Zweige des Bankgeschäftes und als eine wirkliche Creditanstalt finden, welche zwischen Ca¬
pital und Arbeitskraft in »mfasscnder Weise vermittelt. Und es steht zu vertrauen, daß das
Gute, und Große der Geldassociationen grade bei ihm sich bewähren wird, während das Be¬
denkliche und Gefährliche derselben, welches wie ein böser Geist auch an seiner Wiege saß,
allmälig durch die Redlichkeit und Pflichttreue seiner Leiter gebändigt werden wird.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/475>, abgerufen am 27.07.2024.