Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.brunst von seinem Hause abzuhalten. Eine Vergrößerung durch mehr als drei Daß Preußen im eignen und in Deutschlands Interesse und allerdings Dagegen sichert die Wahl eines jüngern Prinzen aus einem kleinern In der gegenwärtigen Situation aber ist es ebenso sehr Oestreichs Inter¬ brunst von seinem Hause abzuhalten. Eine Vergrößerung durch mehr als drei Daß Preußen im eignen und in Deutschlands Interesse und allerdings Dagegen sichert die Wahl eines jüngern Prinzen aus einem kleinern In der gegenwärtigen Situation aber ist es ebenso sehr Oestreichs Inter¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0376" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104043"/> <p xml:id="ID_1082" prev="#ID_1081"> brunst von seinem Hause abzuhalten. Eine Vergrößerung durch mehr als drei<lb/> Millionen Menschen und mehr als -1600 Q. Meilen des fruchtbarsten Bodens<lb/> Europas, in einer Lage, welche dem kräftigen Eigenthümer die Basis zu jeder<lb/> Operation gegen die türkische Halbinsel gibt, macht keinen Staat in seinem Auf¬<lb/> treten und in seinen Ansprüchen schwächer. Sie würde nur Oestreichs Wunsch<lb/> vermehren, sich in Deutschland die Mittel zur Behauptung eines so werthvollen<lb/> Besitzes zu sichern, deutsche Arbeitskraft und Intelligenz, deutsches Capital und<lb/> — deutsches Blut.</p><lb/> <p xml:id="ID_1083"> Daß Preußen im eignen und in Deutschlands Interesse und allerdings<lb/> auch im Interesse Oestreichs, niemals zugeben darf, daß die Fürstenthümer<lb/> russisches Gebiet oder die Apanage eines russischen Prinzen werden, bedarf hier<lb/> keiner Ausführung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1084"> Dagegen sichert die Wahl eines jüngern Prinzen aus einem kleinern<lb/> deutschen Fürstenhause, dessen tüchtige Persönlichkeit Vertrauen erregte, dein<lb/> der Beifall von Frankreich nicht fehlte, und gegen den England nicht zu pro-<lb/> testiren hätte, dem deutschen Element grade so viel Einfluß, als dasselbe jetzt<lb/> an den Donaumündungen bedarf. Eine solche Wahl würde den ersten Schritt<lb/> zur allmäligen Lösung der orientalischen Frage bilden, sie würde der östreichi¬<lb/> schen Diplomatie die Lehre geben, daß sie keine Ansprüche darauf machen<lb/> kann, von Andern die eignen Interessen begünstigt zu sehn, so lange sie selbst<lb/> die Lebensinteressen ihrer Nachbarn nicht zu respectiren entschlossen ist. Ein<lb/> solches Arrangement würde immer noch die Eventualität offen lassen, falls der<lb/> neugeschaffene Rumänenstaat sich nicht dauerhaft zeigen sollte, mit Berück¬<lb/> sichtigung aller Interessen des deutschen Fürstensohnes, welcher dort seine orien¬<lb/> talische Schule durchzumachen hat, dereinst an Oestreich das Principal über<lb/> die Donaumündungen abzugeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085"> In der gegenwärtigen Situation aber ist es ebenso sehr Oestreichs Inter¬<lb/> esse, die Vereinigung der Fürstenthümer unter einem souveränen erbliche»<lb/> Fürsten aus deutschem Hause zu Hinbern, als eS für Preußen höchster<lb/> Vortheil und Pflicht ist, diese Vereinigung mit allen Kräften zu erstreben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0376]
brunst von seinem Hause abzuhalten. Eine Vergrößerung durch mehr als drei
Millionen Menschen und mehr als -1600 Q. Meilen des fruchtbarsten Bodens
Europas, in einer Lage, welche dem kräftigen Eigenthümer die Basis zu jeder
Operation gegen die türkische Halbinsel gibt, macht keinen Staat in seinem Auf¬
treten und in seinen Ansprüchen schwächer. Sie würde nur Oestreichs Wunsch
vermehren, sich in Deutschland die Mittel zur Behauptung eines so werthvollen
Besitzes zu sichern, deutsche Arbeitskraft und Intelligenz, deutsches Capital und
— deutsches Blut.
Daß Preußen im eignen und in Deutschlands Interesse und allerdings
auch im Interesse Oestreichs, niemals zugeben darf, daß die Fürstenthümer
russisches Gebiet oder die Apanage eines russischen Prinzen werden, bedarf hier
keiner Ausführung.
Dagegen sichert die Wahl eines jüngern Prinzen aus einem kleinern
deutschen Fürstenhause, dessen tüchtige Persönlichkeit Vertrauen erregte, dein
der Beifall von Frankreich nicht fehlte, und gegen den England nicht zu pro-
testiren hätte, dem deutschen Element grade so viel Einfluß, als dasselbe jetzt
an den Donaumündungen bedarf. Eine solche Wahl würde den ersten Schritt
zur allmäligen Lösung der orientalischen Frage bilden, sie würde der östreichi¬
schen Diplomatie die Lehre geben, daß sie keine Ansprüche darauf machen
kann, von Andern die eignen Interessen begünstigt zu sehn, so lange sie selbst
die Lebensinteressen ihrer Nachbarn nicht zu respectiren entschlossen ist. Ein
solches Arrangement würde immer noch die Eventualität offen lassen, falls der
neugeschaffene Rumänenstaat sich nicht dauerhaft zeigen sollte, mit Berück¬
sichtigung aller Interessen des deutschen Fürstensohnes, welcher dort seine orien¬
talische Schule durchzumachen hat, dereinst an Oestreich das Principal über
die Donaumündungen abzugeben.
In der gegenwärtigen Situation aber ist es ebenso sehr Oestreichs Inter¬
esse, die Vereinigung der Fürstenthümer unter einem souveränen erbliche»
Fürsten aus deutschem Hause zu Hinbern, als eS für Preußen höchster
Vortheil und Pflicht ist, diese Vereinigung mit allen Kräften zu erstreben.
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