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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Gewinnsucht der Menschen, sich aus solche Bedingungen einzulassen, weil jeder
denkt, er werde die Noten doch wol noch an den Mann bringen, daS aber
ist grade daS Unsolide und Aleatorische solcher Geschäfte und wenn die Geld¬
krisis einbricht, so ist das Unglück da. Dabei sehen wir in diesem Augenblick
noch ganz davon ab, daß grade die Notenmassen die Preise der Dinge steigern
und die edeln Metalle vertreiben, also grade den Disconto in die Höhe treiben.
Ein anderer Einwand der Gegner scheint uns allerdings von größerm Gewicht:
man weist darauf hin, daß jetzt, da der Verkehr einmal die bestehende Masse
von Zetteln in sich aufgenommen habe, durch das Verbot sich eine Lücke fühlbar
machen werde, welche, wie zu erwarten, durch Noten der preußischen Bank
ausgefüllt werden dürfte, und hier ist die Frage wol berechtigt, ob es denn
durchaus gefahrlos, eine so große Masse von Verkehrsmitteln allein auf dies
eine Institut zu basiren, alle die heftigen Stöße, welche jede neue Geldkrists
bringen kann und wird, allein auf diese privilegirte Anstalt zu vereinigen.
Wenn Banknoten für die Aufrechthaltung eines geordneten Münzwesens
weniger bedenklich sind, weil sie als ein vermöge seiner Natur mit dem Credit
in engster Verbindung stehendes Umlaufsmittel vom Verkehre hervorgerufen
werden und zurücktreten, wenn der Verkehr ihrer, nicht mehr bedarf, so ist das
Verhältniß hier ein anderes, weil zwischen der preußischen Bank und dem
Staate eine enge Verbindung stattfindet, und ein Schwanken des Bankcredites
nothwendig auch den des Staates berühren würde. Die Ausweisung der
fremden Noten scheint ein gerechtfertigtes Schutzmittel, aber eine sich daraus
ergebende Ausdehnung der schon ziemlich hoch gespannten Emission der berliner
Bank scheint eine neue Gefahr in sich zu schließen, zumal die Probe, welcher
der Vertrag von -1836, der die Stellung der Bank neu regulirt, in diesem
Sommer unterworfen ist, sehr bedenklich ausfiel. Wenn der Herr Handels-
minister sehr richtig sagt, daß jene fremden Banken Noten ausgeben, nicht
weil der Verkehr es fordere, sondern weil es Interesse der Bankactionare sei,
wohlfeile Operationsmittel zu erhalten, so drängt sich doch die Frage auf,
welche Garantie dafür bestehe, daß nicht auch die preußische Bank das Maß
der Notenausgabe überschreite, welches dem Verkehr ersprießlich. Wir halten
die unbegrenzte Notenausgabe der Bank für gefährlich und von der Partei¬
lichkeit für dieselbe eingegeben , eine Parteilichkeit, die sich auch jetzt wieder
durch Verwerfung deS wenzelschcn Antrages, die Antheilsscheine der Bank der
Acticnsteuer zu unterziehen, kund zu geben scheint.

DaS Ergebniß des Obenstehenden scheint uns zu sein, daß die preußische Re¬
gierung sich den Umständen nach der Nothwendigkeit nicht entziehen konnte, die
ausländischen Banknoten in der Monarchie außer Cours zu setzen, daß sie aber
hei dem Verbote nicht stehen bleiben darfund einestheils ein gesundes Banksystem/
etwa nach dem bewährten Muster der schottischen Banken, das die wirklichen Be-


Gewinnsucht der Menschen, sich aus solche Bedingungen einzulassen, weil jeder
denkt, er werde die Noten doch wol noch an den Mann bringen, daS aber
ist grade daS Unsolide und Aleatorische solcher Geschäfte und wenn die Geld¬
krisis einbricht, so ist das Unglück da. Dabei sehen wir in diesem Augenblick
noch ganz davon ab, daß grade die Notenmassen die Preise der Dinge steigern
und die edeln Metalle vertreiben, also grade den Disconto in die Höhe treiben.
Ein anderer Einwand der Gegner scheint uns allerdings von größerm Gewicht:
man weist darauf hin, daß jetzt, da der Verkehr einmal die bestehende Masse
von Zetteln in sich aufgenommen habe, durch das Verbot sich eine Lücke fühlbar
machen werde, welche, wie zu erwarten, durch Noten der preußischen Bank
ausgefüllt werden dürfte, und hier ist die Frage wol berechtigt, ob es denn
durchaus gefahrlos, eine so große Masse von Verkehrsmitteln allein auf dies
eine Institut zu basiren, alle die heftigen Stöße, welche jede neue Geldkrists
bringen kann und wird, allein auf diese privilegirte Anstalt zu vereinigen.
Wenn Banknoten für die Aufrechthaltung eines geordneten Münzwesens
weniger bedenklich sind, weil sie als ein vermöge seiner Natur mit dem Credit
in engster Verbindung stehendes Umlaufsmittel vom Verkehre hervorgerufen
werden und zurücktreten, wenn der Verkehr ihrer, nicht mehr bedarf, so ist das
Verhältniß hier ein anderes, weil zwischen der preußischen Bank und dem
Staate eine enge Verbindung stattfindet, und ein Schwanken des Bankcredites
nothwendig auch den des Staates berühren würde. Die Ausweisung der
fremden Noten scheint ein gerechtfertigtes Schutzmittel, aber eine sich daraus
ergebende Ausdehnung der schon ziemlich hoch gespannten Emission der berliner
Bank scheint eine neue Gefahr in sich zu schließen, zumal die Probe, welcher
der Vertrag von -1836, der die Stellung der Bank neu regulirt, in diesem
Sommer unterworfen ist, sehr bedenklich ausfiel. Wenn der Herr Handels-
minister sehr richtig sagt, daß jene fremden Banken Noten ausgeben, nicht
weil der Verkehr es fordere, sondern weil es Interesse der Bankactionare sei,
wohlfeile Operationsmittel zu erhalten, so drängt sich doch die Frage auf,
welche Garantie dafür bestehe, daß nicht auch die preußische Bank das Maß
der Notenausgabe überschreite, welches dem Verkehr ersprießlich. Wir halten
die unbegrenzte Notenausgabe der Bank für gefährlich und von der Partei¬
lichkeit für dieselbe eingegeben , eine Parteilichkeit, die sich auch jetzt wieder
durch Verwerfung deS wenzelschcn Antrages, die Antheilsscheine der Bank der
Acticnsteuer zu unterziehen, kund zu geben scheint.

DaS Ergebniß des Obenstehenden scheint uns zu sein, daß die preußische Re¬
gierung sich den Umständen nach der Nothwendigkeit nicht entziehen konnte, die
ausländischen Banknoten in der Monarchie außer Cours zu setzen, daß sie aber
hei dem Verbote nicht stehen bleiben darfund einestheils ein gesundes Banksystem/
etwa nach dem bewährten Muster der schottischen Banken, das die wirklichen Be-


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[0270] Gewinnsucht der Menschen, sich aus solche Bedingungen einzulassen, weil jeder denkt, er werde die Noten doch wol noch an den Mann bringen, daS aber ist grade daS Unsolide und Aleatorische solcher Geschäfte und wenn die Geld¬ krisis einbricht, so ist das Unglück da. Dabei sehen wir in diesem Augenblick noch ganz davon ab, daß grade die Notenmassen die Preise der Dinge steigern und die edeln Metalle vertreiben, also grade den Disconto in die Höhe treiben. Ein anderer Einwand der Gegner scheint uns allerdings von größerm Gewicht: man weist darauf hin, daß jetzt, da der Verkehr einmal die bestehende Masse von Zetteln in sich aufgenommen habe, durch das Verbot sich eine Lücke fühlbar machen werde, welche, wie zu erwarten, durch Noten der preußischen Bank ausgefüllt werden dürfte, und hier ist die Frage wol berechtigt, ob es denn durchaus gefahrlos, eine so große Masse von Verkehrsmitteln allein auf dies eine Institut zu basiren, alle die heftigen Stöße, welche jede neue Geldkrists bringen kann und wird, allein auf diese privilegirte Anstalt zu vereinigen. Wenn Banknoten für die Aufrechthaltung eines geordneten Münzwesens weniger bedenklich sind, weil sie als ein vermöge seiner Natur mit dem Credit in engster Verbindung stehendes Umlaufsmittel vom Verkehre hervorgerufen werden und zurücktreten, wenn der Verkehr ihrer, nicht mehr bedarf, so ist das Verhältniß hier ein anderes, weil zwischen der preußischen Bank und dem Staate eine enge Verbindung stattfindet, und ein Schwanken des Bankcredites nothwendig auch den des Staates berühren würde. Die Ausweisung der fremden Noten scheint ein gerechtfertigtes Schutzmittel, aber eine sich daraus ergebende Ausdehnung der schon ziemlich hoch gespannten Emission der berliner Bank scheint eine neue Gefahr in sich zu schließen, zumal die Probe, welcher der Vertrag von -1836, der die Stellung der Bank neu regulirt, in diesem Sommer unterworfen ist, sehr bedenklich ausfiel. Wenn der Herr Handels- minister sehr richtig sagt, daß jene fremden Banken Noten ausgeben, nicht weil der Verkehr es fordere, sondern weil es Interesse der Bankactionare sei, wohlfeile Operationsmittel zu erhalten, so drängt sich doch die Frage auf, welche Garantie dafür bestehe, daß nicht auch die preußische Bank das Maß der Notenausgabe überschreite, welches dem Verkehr ersprießlich. Wir halten die unbegrenzte Notenausgabe der Bank für gefährlich und von der Partei¬ lichkeit für dieselbe eingegeben , eine Parteilichkeit, die sich auch jetzt wieder durch Verwerfung deS wenzelschcn Antrages, die Antheilsscheine der Bank der Acticnsteuer zu unterziehen, kund zu geben scheint. DaS Ergebniß des Obenstehenden scheint uns zu sein, daß die preußische Re¬ gierung sich den Umständen nach der Nothwendigkeit nicht entziehen konnte, die ausländischen Banknoten in der Monarchie außer Cours zu setzen, daß sie aber hei dem Verbote nicht stehen bleiben darfund einestheils ein gesundes Banksystem/ etwa nach dem bewährten Muster der schottischen Banken, das die wirklichen Be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/270>, abgerufen am 01.09.2024.