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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Anfluthen des ausländischen Papiergeldes Maßregeln zu ergreifen seien; man
entschied sich dafür, zuvörderst die auf geringe Beträge lautenden, also für den
kleinen Verkehr gebrauchten Werthzeichen des Auslandes zu entfernen. Der
Grund für diese Beschränkung war, daß einmal solche kleine Abschnitte der Ver¬
fälschung mehr ausgesetzt sind als größere, und daß dieselben erfahrungsmäßig
vorzugsweise auf die Verdrängung deS Metallgeldes aus dem innern Verkehr
wirken; alle fremden Noten unter 10 Thlr. wurden demnach verboten, andre
deutsche Staaten folgten diesem Verbote und so ward die Beschränkung des
Umlaufs kleiner Werthzeichen und die Zurückführung derselben auf das Emissions¬
gebiet in einiger Vollständigkeit erreicht, ohne daß dem Verkehr dadurch Stö¬
rungen erwachsen wären. Aber die Masse der in Noten umlaufenden Summen
wurde dadurch nicht vermindert, es ward der preußischen Regierung bei der
Berathung in der Commission des Hauses der Abgeordneten vorausgesagt und
es hat sich erfüllt, daß die fremden kleinen Noten eingezogen und durch'Ab¬
schnitte von 10 Thlr. und darüber ersetzt wurden. Die Summe der Noten
wuchs namentlich, als in rascher Folge zehn Zettelbanken theils innerhalb des
Zollvereins, theils außerhalb desselben, aber mit Befugniß zur Ausgabe von
Noten im Thalerfuß, neu begründet wurden. Der Mehrzahl nach waren sie
in Orten errichtet, denen die natürliche Grundlage einer Bank, ein eigner
bedeutender Verkehr fehlte, ihre Statuten waren auch der Art, daß die Absicht
sofort zu Tage lag, einen Geschäftskreis zu schaffen, der von dem Dominik der
Bank nur den Namen hatte, in Wahrheit aber in Preußen lag. Letzteres,
das seine eignen Banken in knapper Beschränkung hielt, sah sich infolge dessen
mit einer Masse ausländischen Papiergeldes überschwemmt, für dessen Einlös-
barkeit ihm die Garantien fehlten, und dessen Anfluthen die Aufrechthaltung
eines geordneten Münzwesens unmöglich machte. Die Negierung war zur Ab¬
wehr genöthigt und wie wir glauben verpflichtet. Man hat dies verneint und
das jetzt erfolgte Verbot als ungerecht bezeichnet; uns scheint es, als ob die
Regierung eher zu tadeln gewesen, daß sie so lange gezögert einzuschreiten und
das Uebel so groß hat werden lassen, dessen Kommen klar vorauszusehen war.
Es ist wahr, daß die schwankende preußische Bankpolitik mit Schuld am Ent¬
stehen mancher Banken an seinen Grenzen ist, die auf Preußen berechnet
waren; die preußische Bank, ein monopolisirteS Institut, das durch weiter unten
zu erwähnende Maßregeln eine bedenkliche Stellung angenommen, kann mit
ihren Filialen dem aufstrebenden gewerblichen Verkehr in den verschiedenen Thei¬
len des Landes nicht genügen; der eigentlichen Natur der Banken entspricht
eine gewisse Localisirung, vermöge welcher ihre Noten nur in ihrem nächsten
geographischen Umkreise, so weit sich naturgemäß ihre Geschäfte erstrecken, im
Umlaufe sind. Eine Reihe solider Banken nach dem schottischen Princip, nach
dem die Actionäre nicht nur für den Betrag ihrer Einzahlungen, sondern sub-


Anfluthen des ausländischen Papiergeldes Maßregeln zu ergreifen seien; man
entschied sich dafür, zuvörderst die auf geringe Beträge lautenden, also für den
kleinen Verkehr gebrauchten Werthzeichen des Auslandes zu entfernen. Der
Grund für diese Beschränkung war, daß einmal solche kleine Abschnitte der Ver¬
fälschung mehr ausgesetzt sind als größere, und daß dieselben erfahrungsmäßig
vorzugsweise auf die Verdrängung deS Metallgeldes aus dem innern Verkehr
wirken; alle fremden Noten unter 10 Thlr. wurden demnach verboten, andre
deutsche Staaten folgten diesem Verbote und so ward die Beschränkung des
Umlaufs kleiner Werthzeichen und die Zurückführung derselben auf das Emissions¬
gebiet in einiger Vollständigkeit erreicht, ohne daß dem Verkehr dadurch Stö¬
rungen erwachsen wären. Aber die Masse der in Noten umlaufenden Summen
wurde dadurch nicht vermindert, es ward der preußischen Regierung bei der
Berathung in der Commission des Hauses der Abgeordneten vorausgesagt und
es hat sich erfüllt, daß die fremden kleinen Noten eingezogen und durch'Ab¬
schnitte von 10 Thlr. und darüber ersetzt wurden. Die Summe der Noten
wuchs namentlich, als in rascher Folge zehn Zettelbanken theils innerhalb des
Zollvereins, theils außerhalb desselben, aber mit Befugniß zur Ausgabe von
Noten im Thalerfuß, neu begründet wurden. Der Mehrzahl nach waren sie
in Orten errichtet, denen die natürliche Grundlage einer Bank, ein eigner
bedeutender Verkehr fehlte, ihre Statuten waren auch der Art, daß die Absicht
sofort zu Tage lag, einen Geschäftskreis zu schaffen, der von dem Dominik der
Bank nur den Namen hatte, in Wahrheit aber in Preußen lag. Letzteres,
das seine eignen Banken in knapper Beschränkung hielt, sah sich infolge dessen
mit einer Masse ausländischen Papiergeldes überschwemmt, für dessen Einlös-
barkeit ihm die Garantien fehlten, und dessen Anfluthen die Aufrechthaltung
eines geordneten Münzwesens unmöglich machte. Die Negierung war zur Ab¬
wehr genöthigt und wie wir glauben verpflichtet. Man hat dies verneint und
das jetzt erfolgte Verbot als ungerecht bezeichnet; uns scheint es, als ob die
Regierung eher zu tadeln gewesen, daß sie so lange gezögert einzuschreiten und
das Uebel so groß hat werden lassen, dessen Kommen klar vorauszusehen war.
Es ist wahr, daß die schwankende preußische Bankpolitik mit Schuld am Ent¬
stehen mancher Banken an seinen Grenzen ist, die auf Preußen berechnet
waren; die preußische Bank, ein monopolisirteS Institut, das durch weiter unten
zu erwähnende Maßregeln eine bedenkliche Stellung angenommen, kann mit
ihren Filialen dem aufstrebenden gewerblichen Verkehr in den verschiedenen Thei¬
len des Landes nicht genügen; der eigentlichen Natur der Banken entspricht
eine gewisse Localisirung, vermöge welcher ihre Noten nur in ihrem nächsten
geographischen Umkreise, so weit sich naturgemäß ihre Geschäfte erstrecken, im
Umlaufe sind. Eine Reihe solider Banken nach dem schottischen Princip, nach
dem die Actionäre nicht nur für den Betrag ihrer Einzahlungen, sondern sub-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/268>, abgerufen am 27.07.2024.