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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Geschlechter in den nordischen Reichen Ihr Andenken für alle Ewigkeit segnen
werden, wenn Sie das Mittel ergreifen, das sich darbietet und zwar in diesem
Augenblick unter Auspicien, die sich vielleicht nie wiederholen, um für alle
Zeiten dem Unfrieden unter Völkern Wandel zu schaffen, die im Grunde Brü¬
der sind, welche sich gegenseitig zur Hilfe stets die Hand reichen müßten."

Der Herzog von Augustenburg gab zu Gunsten seines königlichen Schwa¬
gers seine Bewerbung um den schwedischen Thron auf und schrieb am 23. Juli
18-10 an Karl XIII:

"Ich erfahre, Sire, daß der große und segenbringende Plan einer Verei¬
nigung der drei nordischen Reiche meiner Wahl zum Thronfolger in Schweden
sich in den Weg stellt, daß der dänische Hos sich deshalb bereits an Ew.
Majestät hingewendet hat, und daß diese Idee gebilligt und unterstützt wird
vom Kaiser von Frankreich."

Der Staatsminister Moltke in der Schrift: "/^ux SueÄois,, und Schimmel¬
mann: "Ueber die Vereinigung der drei nordischen Reiche", verfochten der Zeit
die Union, die schon früher 1793 an dem Minister Andreas Peter Bernstorff
den erklärtesten Anhänger gefunden hatte. Als zu jener Zeit eine große
russische Flotte in der Kiögebucht ankerte, beantwortete Bernstorff die fulminan¬
ten fremden Noten in jener männlichen, edlen Sprache, die ihn ,,den deut¬
schen Minister" zum Abgott der Nation machte. Männer von allen Classen
ließen eine Medaille prägen und überreichen, auf deren einer Seite die gegen
Norden zeigende Magnetnadel, auf der anderen die Worte: Ohne Abweichung.
Bernstorff wagte es, den bekannten Vertrag mit Schweden zu schließen, über
den der Herzog Regent von Schweden an den Kronprinzen Friedrich schrieb:
"Schwedens und Dänemarks Interessen sind dieselben; untergeordnete Um¬
stände haben diese Staaten nur verblendet in Fragen ihres eignen Vortheils,
kleinlicher Neid und Mißtrauen ihre Augen verschlossen vor dem reellen Nutzen,
vor ihrem gegenseitigen Bestehen. Es ist an der Zeit,, daß dies ein Ende
nehme; eine dauernde und unerschütterliche Vereinigung muß die Reiche zu¬
sammenhalten, damit sie durch ihre Eintracht den Nachbarn Furcht einflößen,
deren ehrgeizige Pläne auf ihre Zersplitterung ausgehen; jeder sür sich soll
das Opfer einer Trennung werden, welche die Natur selbst verbietet."

In den Jahren -179-!.---1797 war die Seemacht der drei nordischen Reiche
im Sunde vereinigt, der Oberbefehl wechselte, nachdem zuerst das Loos ent¬
schieden, alle drei Monate unter den schwedischen, nordischen und dänischen
Admiralen; als am -ki, Juni -1795 die königlichen Vetter, der Kronprinz Fried¬
rich und der junge König Gustav Adolf auf dieser Flotte zusammenträfe",
waren sechzehn schwedisch-norwegisch-dänische Linienschiffe, auf deren Mastspitze
wechselnd die schwedische und die Danebrogsflagge wehte, Zeuge dieser Zu¬
sammenkunft und der Wünsche, die für gemeinsames Wohl und Glück der ver-


Geschlechter in den nordischen Reichen Ihr Andenken für alle Ewigkeit segnen
werden, wenn Sie das Mittel ergreifen, das sich darbietet und zwar in diesem
Augenblick unter Auspicien, die sich vielleicht nie wiederholen, um für alle
Zeiten dem Unfrieden unter Völkern Wandel zu schaffen, die im Grunde Brü¬
der sind, welche sich gegenseitig zur Hilfe stets die Hand reichen müßten."

Der Herzog von Augustenburg gab zu Gunsten seines königlichen Schwa¬
gers seine Bewerbung um den schwedischen Thron auf und schrieb am 23. Juli
18-10 an Karl XIII:

„Ich erfahre, Sire, daß der große und segenbringende Plan einer Verei¬
nigung der drei nordischen Reiche meiner Wahl zum Thronfolger in Schweden
sich in den Weg stellt, daß der dänische Hos sich deshalb bereits an Ew.
Majestät hingewendet hat, und daß diese Idee gebilligt und unterstützt wird
vom Kaiser von Frankreich."

Der Staatsminister Moltke in der Schrift: „/^ux SueÄois,, und Schimmel¬
mann: „Ueber die Vereinigung der drei nordischen Reiche", verfochten der Zeit
die Union, die schon früher 1793 an dem Minister Andreas Peter Bernstorff
den erklärtesten Anhänger gefunden hatte. Als zu jener Zeit eine große
russische Flotte in der Kiögebucht ankerte, beantwortete Bernstorff die fulminan¬
ten fremden Noten in jener männlichen, edlen Sprache, die ihn ,,den deut¬
schen Minister" zum Abgott der Nation machte. Männer von allen Classen
ließen eine Medaille prägen und überreichen, auf deren einer Seite die gegen
Norden zeigende Magnetnadel, auf der anderen die Worte: Ohne Abweichung.
Bernstorff wagte es, den bekannten Vertrag mit Schweden zu schließen, über
den der Herzog Regent von Schweden an den Kronprinzen Friedrich schrieb:
„Schwedens und Dänemarks Interessen sind dieselben; untergeordnete Um¬
stände haben diese Staaten nur verblendet in Fragen ihres eignen Vortheils,
kleinlicher Neid und Mißtrauen ihre Augen verschlossen vor dem reellen Nutzen,
vor ihrem gegenseitigen Bestehen. Es ist an der Zeit,, daß dies ein Ende
nehme; eine dauernde und unerschütterliche Vereinigung muß die Reiche zu¬
sammenhalten, damit sie durch ihre Eintracht den Nachbarn Furcht einflößen,
deren ehrgeizige Pläne auf ihre Zersplitterung ausgehen; jeder sür sich soll
das Opfer einer Trennung werden, welche die Natur selbst verbietet."

In den Jahren -179-!.—-1797 war die Seemacht der drei nordischen Reiche
im Sunde vereinigt, der Oberbefehl wechselte, nachdem zuerst das Loos ent¬
schieden, alle drei Monate unter den schwedischen, nordischen und dänischen
Admiralen; als am -ki, Juni -1795 die königlichen Vetter, der Kronprinz Fried¬
rich und der junge König Gustav Adolf auf dieser Flotte zusammenträfe»,
waren sechzehn schwedisch-norwegisch-dänische Linienschiffe, auf deren Mastspitze
wechselnd die schwedische und die Danebrogsflagge wehte, Zeuge dieser Zu¬
sammenkunft und der Wünsche, die für gemeinsames Wohl und Glück der ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/176>, abgerufen am 28.07.2024.