Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.drüber. Endlich ergreift man die auch auf dem Tisch oder Bank stehende Schach¬ Unterdessen, und dieweil das Volk noch beieinander, kommt noch einer So säumet auch der Parmesaner bei dergleichen Gelegenheit nicht Auch läßt sich bisweilen ein verwegener Seilsahrer sehen, welcher so lang drüber. Endlich ergreift man die auch auf dem Tisch oder Bank stehende Schach¬ Unterdessen, und dieweil das Volk noch beieinander, kommt noch einer So säumet auch der Parmesaner bei dergleichen Gelegenheit nicht Auch läßt sich bisweilen ein verwegener Seilsahrer sehen, welcher so lang <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103659"/> <p xml:id="ID_1772" prev="#ID_1771"> drüber. Endlich ergreift man die auch auf dem Tisch oder Bank stehende Schach¬<lb/> tel, aus einer langet man einen Unken, zwoer Ellen lang und armsdick, aus<lb/> der andern eine große Schlange, aus der andern eine Otter, und erzählt bei<lb/> einer jeden, wie man die gefangen, als die Bauern das Korn geschnitten, und<lb/> derhalben in großer Gefahr gewesen, wann sie ihnen wider diese gräßliche<lb/> Thier nicht wären zu Hilfe kommen. Darüber erschrecken dann die Bauern der¬<lb/> maßen, daß sie nicht dürfen wiederum nach Haus gehen, sie haben denn<lb/> einen Trunk von solchem köstlichen Schlangenpulver gethan, kaufen auch noch<lb/> mehr, und nehmens mit zu Haus für ihre Weib und Kinder, damit sie ja<lb/> für Schlangen und anderer giftigen Thier Biß mögen versichert sein. Und ist<lb/> hiemit das Spiel nicht geendet, sondern es sind noch mehr Schachteln bei der<lb/> Hand, die macht man auch auf, und langet aus einer eine rauhe Otter, aus<lb/> der andern einen todten Basilisken, aus der andern einen jungen Krokodil,<lb/> aus Aegypten gebracht, eine indianische Heitere, eine Tarantulam aus Cam-<lb/> pania, oder deren gleichen etwas, damit man die Bauern erschreckt, daß sie<lb/> auch 8. ?auli ^ratiam kaufen, welche ihnen auf einem Brieflein wird gegen die<lb/> Gebühr mitgetheilet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1773"> Unterdessen, und dieweil das Volk noch beieinander, kommt noch einer<lb/> herzu, breitet seinen Mantel auf die Erde, setzet ein Hündlein darauf, welches<lb/> ut>, re, mi, la, 8<zi, la, kann singen, es macht auch lustige Purzelbaum, etwas<lb/> geringer, als ein Ass, hellet auf seines Herrn Befehl den an, der am übelsten<lb/> bekleidet ist, heulet, wenn man den türkischen Kaiser nennet, thut einen Luft¬<lb/> sprung, wenn man dieses oder jenes Buhlschaft nennet, endlich aber, denn eS<lb/> ist um Heller zu thun, hangt er ihm ein Hütlein an die Pfoten und schickt<lb/> es auf den Hinterfüßen zu den Herren Umstehenden um einen Zehrpfennig,<lb/> dieweil er noch eine große Reise vorhabe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1774"> So säumet auch der Parmesaner bei dergleichen Gelegenheit nicht<lb/> mit seiner Geiß, welche er auf den Platz bringt; machet ihr allda ein Stacket,<lb/> da sie mit schmalen Füßen muß auf und ab spazieren, sich oben auf einem<lb/> Plätzlein, so kaum einer Hand breit, aufhalten, und das Salz unter den<lb/> Füßen lecken. Läßt sie auch mit einem langen Spieß über den Achseln, auf<lb/> den hintern Beinen umhergehen, und macht also mit seiner Geiß alle, die ihm<lb/> zusehen, zu solchen närrischen Capronen und Böcken, daß sie ihm auch noch<lb/> etliche Heller zum Futter verehren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1775" next="#ID_1776"> Auch läßt sich bisweilen ein verwegener Seilsahrer sehen, welcher so lang<lb/> auf dem Seil fähret, bis er endlich ein Bein bricht, oder den Hals gar ab¬<lb/> stürzet. Oder auch ein verwegener türkischer Gaukeler, welcher sich aus die<lb/> Erde leg,, und läßt sich mit einem großen Hammer auf die Brust schlagen,<lb/> als wenn es ein Amboß wäre, oder reißt einen dicken Pfahl, so mit Gewalt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
drüber. Endlich ergreift man die auch auf dem Tisch oder Bank stehende Schach¬
tel, aus einer langet man einen Unken, zwoer Ellen lang und armsdick, aus
der andern eine große Schlange, aus der andern eine Otter, und erzählt bei
einer jeden, wie man die gefangen, als die Bauern das Korn geschnitten, und
derhalben in großer Gefahr gewesen, wann sie ihnen wider diese gräßliche
Thier nicht wären zu Hilfe kommen. Darüber erschrecken dann die Bauern der¬
maßen, daß sie nicht dürfen wiederum nach Haus gehen, sie haben denn
einen Trunk von solchem köstlichen Schlangenpulver gethan, kaufen auch noch
mehr, und nehmens mit zu Haus für ihre Weib und Kinder, damit sie ja
für Schlangen und anderer giftigen Thier Biß mögen versichert sein. Und ist
hiemit das Spiel nicht geendet, sondern es sind noch mehr Schachteln bei der
Hand, die macht man auch auf, und langet aus einer eine rauhe Otter, aus
der andern einen todten Basilisken, aus der andern einen jungen Krokodil,
aus Aegypten gebracht, eine indianische Heitere, eine Tarantulam aus Cam-
pania, oder deren gleichen etwas, damit man die Bauern erschreckt, daß sie
auch 8. ?auli ^ratiam kaufen, welche ihnen auf einem Brieflein wird gegen die
Gebühr mitgetheilet.
Unterdessen, und dieweil das Volk noch beieinander, kommt noch einer
herzu, breitet seinen Mantel auf die Erde, setzet ein Hündlein darauf, welches
ut>, re, mi, la, 8<zi, la, kann singen, es macht auch lustige Purzelbaum, etwas
geringer, als ein Ass, hellet auf seines Herrn Befehl den an, der am übelsten
bekleidet ist, heulet, wenn man den türkischen Kaiser nennet, thut einen Luft¬
sprung, wenn man dieses oder jenes Buhlschaft nennet, endlich aber, denn eS
ist um Heller zu thun, hangt er ihm ein Hütlein an die Pfoten und schickt
es auf den Hinterfüßen zu den Herren Umstehenden um einen Zehrpfennig,
dieweil er noch eine große Reise vorhabe.
So säumet auch der Parmesaner bei dergleichen Gelegenheit nicht
mit seiner Geiß, welche er auf den Platz bringt; machet ihr allda ein Stacket,
da sie mit schmalen Füßen muß auf und ab spazieren, sich oben auf einem
Plätzlein, so kaum einer Hand breit, aufhalten, und das Salz unter den
Füßen lecken. Läßt sie auch mit einem langen Spieß über den Achseln, auf
den hintern Beinen umhergehen, und macht also mit seiner Geiß alle, die ihm
zusehen, zu solchen närrischen Capronen und Böcken, daß sie ihm auch noch
etliche Heller zum Futter verehren.
Auch läßt sich bisweilen ein verwegener Seilsahrer sehen, welcher so lang
auf dem Seil fähret, bis er endlich ein Bein bricht, oder den Hals gar ab¬
stürzet. Oder auch ein verwegener türkischer Gaukeler, welcher sich aus die
Erde leg,, und läßt sich mit einem großen Hammer auf die Brust schlagen,
als wenn es ein Amboß wäre, oder reißt einen dicken Pfahl, so mit Gewalt
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