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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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und feierte ihn bei seiner Rückkehr durch Feste und pindarische Ehrengesänge.
"O beseligt, wem ein ehrender Ruf sich gesellt!" heißt es da, und "Auf
manchem Pfad führet der Gott zum Segen hin!" Ja, so allgemein war
die Zurückbeziehung eines solchen Sieges auf die ganze Heimath, daß der
griechische Sänger sparsam im Lobe deS Einzelnen sein mußte, um der
Gesammtheit nicht das Gefühl ihres Nuhmantheils zu verkümmern. "Auch
reizt eS zumeist im Geheim der Bürger Sinn, wenn dein Gesang ein fremdes
Gedeihen erhebt!" So feierte man Siege und Sieger in den Zeiten olympischer
Festspiele. Sehen wir dagegen, was zwei Jahrtausende und ein anderer Boden
aus diesen Wettspielen gemacht haben. James Patterson (cula8 der fliegende
Schneider) hat Georg Cook von Nottinghill zu einem Rennen mit Hindernissen
herausgefordert. Acht Barrikaden sind errichtet. Es soll eine Strecke von
!>ü0 Ellen durchlaufen werden. Um sieben Uhr Morgens am 23. Juni ver¬
sammeln sich zahlreiche Zuschauer bei dem sogenannten Shepherds Bush, wo
der Wettrenner Cook einen ihm gehörenden Rennplatz hat. Der Preis ist
eine silberne Uhr, die Wetten stehen ziemlich gleich, da beide Nenner gleich
tüchtig sind. Ans ein gegebenes Zeichen gehen beide in mäßigem Trabe vor¬
wärts. Schulter an Schulter bleibend, überspringen sie, .ohne einander zuvor¬
zukommen, sieben der Hindernisse. Cook gelangt auch noch über das achte.
Patterson dagegen stürzt mit der Brust gegen die Hecke und muß den Kampf
aufgeben. -- Aber ein andres Rennen folgt gleich darauf. Dies Mal han¬
delt sichs um vier englische Meilen. Vier Renner haben sich gestellt. Spooner,
der rascheste, hat keinen ebenbürtigen Gegner herbeiziehen können und muß
daher seinen Mitbewerbern einen Vorsprung zugestehen: Burton und Clarke
IVs Minute, einem Novizen des fliegenden Schneiders sogar 2^/2 Minute.
Dieser ist dünn wie eine Angelruthe, geht, trabt, rennt abwechselnd und
ohne System und muß nach der ersten Meile sich zurückziehen. Die andern
beiden sind Spooncrn voraus. Bald aber macht er Ernst. Burton wird
überholt und gibt den Kampf auf. Nicht minder Clarke, nachdem Spooner
eine Weile zum Spott neben ihm Schritt gehalten hat. -- Ein drittes Rennen
bringt abermals eine silberne Jagduhr in die Hände des hierbei Siegreichen.
Es handelt sich um die ganze Bahnlänge und Ueberspringung der acht
Hindernisse, wobei sich Cook nochmals als Sieger zeigt. Die Zuschauer und
glücklichen Wetter gehen sehr befriedigt auseinander'. Die einen haben eine
Augenweide gehabt, die andern eine Ernte. Es wird von einigen hinter den
Zelten etwas Blut ausgeworfen, doch hat es nicht viel zu bedeuten.

Weniger gut bekommt Enoch Whittington ein paar Tage später die Wette,
10 englische Meilen in 53 Minuten laufen zu wollen. Er gewinnt den Preis
und wird es noch eine Zeitlang forttreiben können, doch meint Doctor Cor:


Grenzbote". I. -I8L7. j,")

und feierte ihn bei seiner Rückkehr durch Feste und pindarische Ehrengesänge.
„O beseligt, wem ein ehrender Ruf sich gesellt!" heißt es da, und „Auf
manchem Pfad führet der Gott zum Segen hin!" Ja, so allgemein war
die Zurückbeziehung eines solchen Sieges auf die ganze Heimath, daß der
griechische Sänger sparsam im Lobe deS Einzelnen sein mußte, um der
Gesammtheit nicht das Gefühl ihres Nuhmantheils zu verkümmern. „Auch
reizt eS zumeist im Geheim der Bürger Sinn, wenn dein Gesang ein fremdes
Gedeihen erhebt!" So feierte man Siege und Sieger in den Zeiten olympischer
Festspiele. Sehen wir dagegen, was zwei Jahrtausende und ein anderer Boden
aus diesen Wettspielen gemacht haben. James Patterson (cula8 der fliegende
Schneider) hat Georg Cook von Nottinghill zu einem Rennen mit Hindernissen
herausgefordert. Acht Barrikaden sind errichtet. Es soll eine Strecke von
!>ü0 Ellen durchlaufen werden. Um sieben Uhr Morgens am 23. Juni ver¬
sammeln sich zahlreiche Zuschauer bei dem sogenannten Shepherds Bush, wo
der Wettrenner Cook einen ihm gehörenden Rennplatz hat. Der Preis ist
eine silberne Uhr, die Wetten stehen ziemlich gleich, da beide Nenner gleich
tüchtig sind. Ans ein gegebenes Zeichen gehen beide in mäßigem Trabe vor¬
wärts. Schulter an Schulter bleibend, überspringen sie, .ohne einander zuvor¬
zukommen, sieben der Hindernisse. Cook gelangt auch noch über das achte.
Patterson dagegen stürzt mit der Brust gegen die Hecke und muß den Kampf
aufgeben. — Aber ein andres Rennen folgt gleich darauf. Dies Mal han¬
delt sichs um vier englische Meilen. Vier Renner haben sich gestellt. Spooner,
der rascheste, hat keinen ebenbürtigen Gegner herbeiziehen können und muß
daher seinen Mitbewerbern einen Vorsprung zugestehen: Burton und Clarke
IVs Minute, einem Novizen des fliegenden Schneiders sogar 2^/2 Minute.
Dieser ist dünn wie eine Angelruthe, geht, trabt, rennt abwechselnd und
ohne System und muß nach der ersten Meile sich zurückziehen. Die andern
beiden sind Spooncrn voraus. Bald aber macht er Ernst. Burton wird
überholt und gibt den Kampf auf. Nicht minder Clarke, nachdem Spooner
eine Weile zum Spott neben ihm Schritt gehalten hat. — Ein drittes Rennen
bringt abermals eine silberne Jagduhr in die Hände des hierbei Siegreichen.
Es handelt sich um die ganze Bahnlänge und Ueberspringung der acht
Hindernisse, wobei sich Cook nochmals als Sieger zeigt. Die Zuschauer und
glücklichen Wetter gehen sehr befriedigt auseinander'. Die einen haben eine
Augenweide gehabt, die andern eine Ernte. Es wird von einigen hinter den
Zelten etwas Blut ausgeworfen, doch hat es nicht viel zu bedeuten.

Weniger gut bekommt Enoch Whittington ein paar Tage später die Wette,
10 englische Meilen in 53 Minuten laufen zu wollen. Er gewinnt den Preis
und wird es noch eine Zeitlang forttreiben können, doch meint Doctor Cor:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/321>, abgerufen am 25.08.2024.