Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.die Lungen "Werdens nicht mehr lange gut machen," Hier handelte sichs frei¬ Die älter werdenden Nenner pflegen Knaben für diese Fertigkeit heran¬ Es ist schade um diese frischen Burschen, sie kommen durch ihre Schnell¬ Diesen allen übrigens geht es noch wesentlich besser, als den Wettläusern Das Wettrennen zwischen Mensch und Pferd gehört auch zu den seltne¬ die Lungen „Werdens nicht mehr lange gut machen," Hier handelte sichs frei¬ Die älter werdenden Nenner pflegen Knaben für diese Fertigkeit heran¬ Es ist schade um diese frischen Burschen, sie kommen durch ihre Schnell¬ Diesen allen übrigens geht es noch wesentlich besser, als den Wettläusern Das Wettrennen zwischen Mensch und Pferd gehört auch zu den seltne¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103455"/> <p xml:id="ID_1147" prev="#ID_1146"> die Lungen „Werdens nicht mehr lange gut machen," Hier handelte sichs frei¬<lb/> lich um 50 Pfd. Se. sage 325 bis 33V Thlr. Pr.</p><lb/> <p xml:id="ID_1148"> Die älter werdenden Nenner pflegen Knaben für diese Fertigkeit heran¬<lb/> zuziehen, und dann mit ihnen zu speculiren. So zeigt Clarke von Oxford<lb/> an, er habe einen Jungen, den er gegen David Lovegrove stellen wolle, drei<lb/> oder fünf Meilen, drei Pfd. Se. Einsatz, und 100 Ellen Vorsprung; oder<lb/> gegen Baue, wenn dieser ihm 200 Ellen Vorsprung bewillige. — Ein dreizehn¬<lb/> jähriger Nenner in Wvlverhampton fordert die ganze Jugend von Staffordshire<lb/> heraus, ein oder zwei Meilen mit ihm zulaufen, fünf bis zehn Pfd. Se. Einsatz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1149"> Es ist schade um diese frischen Burschen, sie kommen durch ihre Schnell¬<lb/> füßigkeit zu einem höchst zweifelhaften Ruhm, richten ihre Brust zu Grunde<lb/> und sind zuletzt in den Augen ihrer Gönner doch nichts Anderes, als der<lb/> Walach Bolton des Lord Scott oder der Pony Hercules des Colonel Crawford.</p><lb/> <p xml:id="ID_1150"> Diesen allen übrigens geht es noch wesentlich besser, als den Wettläusern<lb/> aus Tod und Leben, welche in England noch immer nicht aussterben wollen.<lb/> Es ist noch nicht gar lange her, daß ein solcher, durch hohe Geldversprechungen<lb/> gelockt, sich erbot, in 300 aufeinander folgenden Stunden 500 englische<lb/> Meilen zu Fuß zurückzulegen. Eine englische Meile geht man etwa in 20<lb/> Minuten, er braucht also nur '/s Theil der ihm bewilligten Zeit auf den<lb/> Beinen zu sein. Aber die Aufgabe erhielt ihre eigentliche Grausamkeit erst<lb/> durch die winzige Nebenbedingung, daß er in jeder Stunde nicht mehr als<lb/> 1 Meile zurücklegen sollte. Somit behielt er keine Stunde ruhigen Schlafs<lb/> in vollen drei Wochen, sondern mußte seinen Körper an die unnatürliche Auf¬<lb/> gabe gewöhnen, in fortwährenden Unterbrechungen jene sonst in Nacht und<lb/> Taglängen auseinander geschobene Verrichtung abzumachen. Nicht nur Stell¬<lb/> vertreter der Wettenden begleiteten ihn, die Uhr in der Hand und lösten ein¬<lb/> ander ab; ihm selbst war auch die beständige Aufrüttelung Seitens eines Be¬<lb/> gleiters nöthig, der in der dritten Woche alle Mittel deS Schlafverscheuchenö<lb/> erschöpfen mußte, um den kaum mehr aus dem Schlaf zu reißenden Läufer<lb/> auf feine Füße zu bringen, so oft die Stunde schlug. Er hat seine 300 eng¬<lb/> lischen Meilen in der ihm zugemessenen Zeit wirklich zurückgelegt und ein<lb/> anderer, dem seine Gesundheit noch weniger werth ist, hat seitdem eine Wette<lb/> für die doppelte Zeit und Strecke übernommen; aber die Rohheit derjenigen,<lb/> welche Menschen sür solche Wetten auftreiben, wird dadurch nicht verringert,<lb/> und die scheußliche chinesische Erfindung des zu Tode Marterns schwerer Ver¬<lb/> brecher durch beständiges Schlafvertreiben ist nur wenig empörender als jene<lb/> barbarische Art zu wetten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1151" next="#ID_1152"> Das Wettrennen zwischen Mensch und Pferd gehört auch zu den seltne¬<lb/> ren, jedoch häufig genug aufreibenden Wettanstrengungen. ES hat sich durch<lb/> manche Erfahrung herausgestellt, daß, über gewisse Entfernungen hinaus, die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0322]
die Lungen „Werdens nicht mehr lange gut machen," Hier handelte sichs frei¬
lich um 50 Pfd. Se. sage 325 bis 33V Thlr. Pr.
Die älter werdenden Nenner pflegen Knaben für diese Fertigkeit heran¬
zuziehen, und dann mit ihnen zu speculiren. So zeigt Clarke von Oxford
an, er habe einen Jungen, den er gegen David Lovegrove stellen wolle, drei
oder fünf Meilen, drei Pfd. Se. Einsatz, und 100 Ellen Vorsprung; oder
gegen Baue, wenn dieser ihm 200 Ellen Vorsprung bewillige. — Ein dreizehn¬
jähriger Nenner in Wvlverhampton fordert die ganze Jugend von Staffordshire
heraus, ein oder zwei Meilen mit ihm zulaufen, fünf bis zehn Pfd. Se. Einsatz.
Es ist schade um diese frischen Burschen, sie kommen durch ihre Schnell¬
füßigkeit zu einem höchst zweifelhaften Ruhm, richten ihre Brust zu Grunde
und sind zuletzt in den Augen ihrer Gönner doch nichts Anderes, als der
Walach Bolton des Lord Scott oder der Pony Hercules des Colonel Crawford.
Diesen allen übrigens geht es noch wesentlich besser, als den Wettläusern
aus Tod und Leben, welche in England noch immer nicht aussterben wollen.
Es ist noch nicht gar lange her, daß ein solcher, durch hohe Geldversprechungen
gelockt, sich erbot, in 300 aufeinander folgenden Stunden 500 englische
Meilen zu Fuß zurückzulegen. Eine englische Meile geht man etwa in 20
Minuten, er braucht also nur '/s Theil der ihm bewilligten Zeit auf den
Beinen zu sein. Aber die Aufgabe erhielt ihre eigentliche Grausamkeit erst
durch die winzige Nebenbedingung, daß er in jeder Stunde nicht mehr als
1 Meile zurücklegen sollte. Somit behielt er keine Stunde ruhigen Schlafs
in vollen drei Wochen, sondern mußte seinen Körper an die unnatürliche Auf¬
gabe gewöhnen, in fortwährenden Unterbrechungen jene sonst in Nacht und
Taglängen auseinander geschobene Verrichtung abzumachen. Nicht nur Stell¬
vertreter der Wettenden begleiteten ihn, die Uhr in der Hand und lösten ein¬
ander ab; ihm selbst war auch die beständige Aufrüttelung Seitens eines Be¬
gleiters nöthig, der in der dritten Woche alle Mittel deS Schlafverscheuchenö
erschöpfen mußte, um den kaum mehr aus dem Schlaf zu reißenden Läufer
auf feine Füße zu bringen, so oft die Stunde schlug. Er hat seine 300 eng¬
lischen Meilen in der ihm zugemessenen Zeit wirklich zurückgelegt und ein
anderer, dem seine Gesundheit noch weniger werth ist, hat seitdem eine Wette
für die doppelte Zeit und Strecke übernommen; aber die Rohheit derjenigen,
welche Menschen sür solche Wetten auftreiben, wird dadurch nicht verringert,
und die scheußliche chinesische Erfindung des zu Tode Marterns schwerer Ver¬
brecher durch beständiges Schlafvertreiben ist nur wenig empörender als jene
barbarische Art zu wetten.
Das Wettrennen zwischen Mensch und Pferd gehört auch zu den seltne¬
ren, jedoch häufig genug aufreibenden Wettanstrengungen. ES hat sich durch
manche Erfahrung herausgestellt, daß, über gewisse Entfernungen hinaus, die
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