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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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bis zu den Primanern der Klippschulen; von den hornhäutigen Theerjackett
der Kohlenhäfen bis zu den goldbetressten Blaujacken der Admiralität sind alle
Schätzungen vertreten.

Wir finden vom letzten Tage d"S Monats Juni bis zum Ende deS
Augustmonats nicht weniger als sechzig Regattentage angemeldet und zwar
ohne ihre vielen Unterabtheilungen.

Die Regatta vom 1. Juli wird durch die Herausforderung des "könig¬
lichen Merscysegelyachtclubs" veranlaßt und ist für alle "königlichen
Nachtclubs" offen. Am 3. Juli halten die "königlichen Buchdrucker" eine
Ruderregatta. Leanderclub und Westminsterschule messen ihre Kräfte am
8. Juli. Cannon und WattkinS halten am 15. Juli dreißig Pfd. Se. gegen¬
einander. Wer mit concurriren will, hält fünfzig Pfund. In dieser Weise
geht es einen guten Theil des Jahres hindurch und immer finden sich zahlreiche
Zuschauer zu diesen Wettfahrten ein. Dampfboote pflegen an den londoner
Brücken Schaulustige einzunehmen, ihnen den ganzen Tag über die Begleitung
der Wettenden möglich zu machen, und nach beendigter Regatta sie wieder an
der Brückenstation abzusetzen.

Die Royalthamesnationalregatta, welche am 18. 19. und 20. August d. I.
stattfand, erfreute sich der Patronage der Königin von England, des Kaisers
der Franzosen, des Königs der Belgier, des Herzogs von Cambridge und der
Herzogin von Gloucester. Sie trägt in der That mit Recht ihren Titel
National, da sie die Betheiligung Aller zuläßt. Großartig drückt das Programm
diese Nneingeschränktheit mit den Worten aus: Open de> ins Morta (für alle
Welt). Der erste Preis für den Sieg bei dem vierrudrigen Kampf war hun¬
dert Pfund, der zweite zwanzig, der dritte zehn, der vierte fünf Pfund. Die
zweirudrigen Preise gingen von dreißig bis zu zwei Pfund abwärts. -- Pokale
und Becher krönen die Sieger in den vier Wettkämpfen der Tradesmen (aus
der Geschäftswelt).

Rock, Ehrenzeichen, Dienstfreiheit und zwei Pfd Se. erhält der erste
Sieger des Wettkampfes der "Wassermannslehrlinge", ohne Rücksicht darauf,
wie kurze Zeit er etwa erst diente.

Für Gentlemenamateurs sind nicht weniger als zehn verschiedene Wett¬
fahrten bewilligt, wobei die Preise in Pokalen und Ehrenbechern, einige von
Gold, bestehen. Im Ganzen wird zwanzig Mal gerudert. Die Themseuser
und der Fluß selbst bieten bei solchen Regattas den belebtesten Anblick. Ist
daS Durcheinander der Dampfbote an gewöhnlichen Tagen schon anziehend
genug, da die Themsebote ohne Ausnahme die größte Geschwindigkeit anstreben,
und stromauf- oder abwärts auch wirklich durch ihre starke Maschinenkrast sie
in ungewöhnlichem Grade erreichen, so gesellen sich nun zu diesen Plutonischen
Courieren noch zahllose kleine und große Privatbote, angefüllt mit Schau-


bis zu den Primanern der Klippschulen; von den hornhäutigen Theerjackett
der Kohlenhäfen bis zu den goldbetressten Blaujacken der Admiralität sind alle
Schätzungen vertreten.

Wir finden vom letzten Tage d«S Monats Juni bis zum Ende deS
Augustmonats nicht weniger als sechzig Regattentage angemeldet und zwar
ohne ihre vielen Unterabtheilungen.

Die Regatta vom 1. Juli wird durch die Herausforderung des „könig¬
lichen Merscysegelyachtclubs" veranlaßt und ist für alle „königlichen
Nachtclubs" offen. Am 3. Juli halten die „königlichen Buchdrucker" eine
Ruderregatta. Leanderclub und Westminsterschule messen ihre Kräfte am
8. Juli. Cannon und WattkinS halten am 15. Juli dreißig Pfd. Se. gegen¬
einander. Wer mit concurriren will, hält fünfzig Pfund. In dieser Weise
geht es einen guten Theil des Jahres hindurch und immer finden sich zahlreiche
Zuschauer zu diesen Wettfahrten ein. Dampfboote pflegen an den londoner
Brücken Schaulustige einzunehmen, ihnen den ganzen Tag über die Begleitung
der Wettenden möglich zu machen, und nach beendigter Regatta sie wieder an
der Brückenstation abzusetzen.

Die Royalthamesnationalregatta, welche am 18. 19. und 20. August d. I.
stattfand, erfreute sich der Patronage der Königin von England, des Kaisers
der Franzosen, des Königs der Belgier, des Herzogs von Cambridge und der
Herzogin von Gloucester. Sie trägt in der That mit Recht ihren Titel
National, da sie die Betheiligung Aller zuläßt. Großartig drückt das Programm
diese Nneingeschränktheit mit den Worten aus: Open de> ins Morta (für alle
Welt). Der erste Preis für den Sieg bei dem vierrudrigen Kampf war hun¬
dert Pfund, der zweite zwanzig, der dritte zehn, der vierte fünf Pfund. Die
zweirudrigen Preise gingen von dreißig bis zu zwei Pfund abwärts. — Pokale
und Becher krönen die Sieger in den vier Wettkämpfen der Tradesmen (aus
der Geschäftswelt).

Rock, Ehrenzeichen, Dienstfreiheit und zwei Pfd Se. erhält der erste
Sieger des Wettkampfes der „Wassermannslehrlinge", ohne Rücksicht darauf,
wie kurze Zeit er etwa erst diente.

Für Gentlemenamateurs sind nicht weniger als zehn verschiedene Wett¬
fahrten bewilligt, wobei die Preise in Pokalen und Ehrenbechern, einige von
Gold, bestehen. Im Ganzen wird zwanzig Mal gerudert. Die Themseuser
und der Fluß selbst bieten bei solchen Regattas den belebtesten Anblick. Ist
daS Durcheinander der Dampfbote an gewöhnlichen Tagen schon anziehend
genug, da die Themsebote ohne Ausnahme die größte Geschwindigkeit anstreben,
und stromauf- oder abwärts auch wirklich durch ihre starke Maschinenkrast sie
in ungewöhnlichem Grade erreichen, so gesellen sich nun zu diesen Plutonischen
Courieren noch zahllose kleine und große Privatbote, angefüllt mit Schau-


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[0317] bis zu den Primanern der Klippschulen; von den hornhäutigen Theerjackett der Kohlenhäfen bis zu den goldbetressten Blaujacken der Admiralität sind alle Schätzungen vertreten. Wir finden vom letzten Tage d«S Monats Juni bis zum Ende deS Augustmonats nicht weniger als sechzig Regattentage angemeldet und zwar ohne ihre vielen Unterabtheilungen. Die Regatta vom 1. Juli wird durch die Herausforderung des „könig¬ lichen Merscysegelyachtclubs" veranlaßt und ist für alle „königlichen Nachtclubs" offen. Am 3. Juli halten die „königlichen Buchdrucker" eine Ruderregatta. Leanderclub und Westminsterschule messen ihre Kräfte am 8. Juli. Cannon und WattkinS halten am 15. Juli dreißig Pfd. Se. gegen¬ einander. Wer mit concurriren will, hält fünfzig Pfund. In dieser Weise geht es einen guten Theil des Jahres hindurch und immer finden sich zahlreiche Zuschauer zu diesen Wettfahrten ein. Dampfboote pflegen an den londoner Brücken Schaulustige einzunehmen, ihnen den ganzen Tag über die Begleitung der Wettenden möglich zu machen, und nach beendigter Regatta sie wieder an der Brückenstation abzusetzen. Die Royalthamesnationalregatta, welche am 18. 19. und 20. August d. I. stattfand, erfreute sich der Patronage der Königin von England, des Kaisers der Franzosen, des Königs der Belgier, des Herzogs von Cambridge und der Herzogin von Gloucester. Sie trägt in der That mit Recht ihren Titel National, da sie die Betheiligung Aller zuläßt. Großartig drückt das Programm diese Nneingeschränktheit mit den Worten aus: Open de> ins Morta (für alle Welt). Der erste Preis für den Sieg bei dem vierrudrigen Kampf war hun¬ dert Pfund, der zweite zwanzig, der dritte zehn, der vierte fünf Pfund. Die zweirudrigen Preise gingen von dreißig bis zu zwei Pfund abwärts. — Pokale und Becher krönen die Sieger in den vier Wettkämpfen der Tradesmen (aus der Geschäftswelt). Rock, Ehrenzeichen, Dienstfreiheit und zwei Pfd Se. erhält der erste Sieger des Wettkampfes der „Wassermannslehrlinge", ohne Rücksicht darauf, wie kurze Zeit er etwa erst diente. Für Gentlemenamateurs sind nicht weniger als zehn verschiedene Wett¬ fahrten bewilligt, wobei die Preise in Pokalen und Ehrenbechern, einige von Gold, bestehen. Im Ganzen wird zwanzig Mal gerudert. Die Themseuser und der Fluß selbst bieten bei solchen Regattas den belebtesten Anblick. Ist daS Durcheinander der Dampfbote an gewöhnlichen Tagen schon anziehend genug, da die Themsebote ohne Ausnahme die größte Geschwindigkeit anstreben, und stromauf- oder abwärts auch wirklich durch ihre starke Maschinenkrast sie in ungewöhnlichem Grade erreichen, so gesellen sich nun zu diesen Plutonischen Courieren noch zahllose kleine und große Privatbote, angefüllt mit Schau-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/317>, abgerufen am 23.07.2024.