Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.schen Namen und der Tugend der Engländerinnen, welchen jede Traviata (Verirrte) Literatur. Sebastian Franck und deutsche Geschichtschreibung. Beitrag zur schen Namen und der Tugend der Engländerinnen, welchen jede Traviata (Verirrte) Literatur. Sebastian Franck und deutsche Geschichtschreibung. Beitrag zur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103420"/> <p xml:id="ID_1035" prev="#ID_1034"> schen Namen und der Tugend der Engländerinnen, welchen jede Traviata (Verirrte)<lb/> dos Juteresse einer neuen Erscheinung bietet. Die komische Oper hatte die alte<lb/> Farce vom uvoeut I'Älelin fast ganz ohne Veränderung des Textes (was den Gang<lb/> des Stückes und deu wesentlichen Inhalt betrifft) auf die Bühne gebracht und einen<lb/> immensen Erfolg gefunden. Die Musik hat das Verdienst, den Localton des Stückes,<lb/> die Färbung der Zeit getroffen zu haben und sich in ehrerbietiger Entferung neben<lb/> dem Stücke zu halten. Ueber jedes Lob erhaben aber sind die Darsteller.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_1036" next="#ID_1037"> Sebastian Franck und deutsche Geschichtschreibung. Beitrag zur<lb/> Culturgeschichte vorzüglich des -16. Jahrhunderts. Von Hermann Bischof.<lb/> Tübingen, E. Riecker. — Sebastian Franck, der jüngere Zeitgenosse Luthers (geb.<lb/> um 15i)g, geht. loi'S) greift durch seine historischen und philosophischen Arbeiten<lb/> sehr bedeutend in die culturhistorische Bewegung des 16. Jahrhunderts, namentlich<lb/> der historischen Stiddien ein. Die philosophische Facultcit zu Tübingen hatte<lb/> die Charakteristik dieses bedeutenden Maunes als Preisaufgabe gestellt, und krönte<lb/> die vorliegende Schrift aus den folgenden Motiven. „Die Abhandlung zeichnet<lb/> sich durch umfassende Belesenheit auch in der Quellenliteratur; bestimmte wissen¬<lb/> schaftliche Begriffe; Schärfe, Umsicht und Unbefangenheit des Urtheils; tieferes<lb/> Eindringen in das Wesen des Gegenstandes; Planmäßigkeit; Abrundung; gebil¬<lb/> dete Sprache und fließenden, belebten Stil vortheilhaft aus. Ueberall wird aus<lb/> den Kern der Sache, ans die eigenthümlichen Grundideen des Schriftstellers zurück¬<lb/> gegangen; diese auf oft geistvolle Weise in Beziehung gesetzt zu den Zeitideen;<lb/> und sein Verhältniß zu der Reformation, zu seinen Vorgängern, den Chronisten<lb/> des Mittelalters, wie zu der modernen Historiographie, — seine Stellung im Ent¬<lb/> wicklungsprocesse der Wissenschaft klar und treffend bestimmt." Zum Theil aus<lb/> Pietät gegen das Urtheil der Facultcit hat der junge Verfasser sich bestimmen lassen,<lb/> das Buch im Wesentlichen in der Form herauszugeben, in der es zuerst geschrieben<lb/> ist. Wir können das nicht für zweckmäßig halten, denn so sehr wir dem Urtheil<lb/> der Facultcit in der Anerkennung der gründlichen und gelehrte» Forschung bei¬<lb/> pflichten, so wenig können wir das für richtig halten, was sie über die künstlerische<lb/> Behandlung des Stoffes sagt. Der Stil ist im höchsten Grade maiüerirt und<lb/> wird namentlich durch die Neigung zu Citaten und Anspielungen entstellt — wir<lb/> meinen damit natürlich nicht die Citate aus deu Quelle», die vielmehr alles Lob<lb/> verdienen, namentlich das genaue Register der Parallelstellen, um »achzuweiseu,<lb/> wie Franck seine Quellen benutzt hat, sondern die Citate aus belletristischen und<lb/> Philosophischen Schriftstellern, die sammt und sonders überflüssig sind und den Ver¬<lb/> fasser nicht selten zu einem gespreizten Wesen verleiten, das sich für die Natur des<lb/> Gegenstandes nicht eignet. Bei einer Erstlingsarbeit halten wir es um so nöthiger,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
schen Namen und der Tugend der Engländerinnen, welchen jede Traviata (Verirrte)
dos Juteresse einer neuen Erscheinung bietet. Die komische Oper hatte die alte
Farce vom uvoeut I'Älelin fast ganz ohne Veränderung des Textes (was den Gang
des Stückes und deu wesentlichen Inhalt betrifft) auf die Bühne gebracht und einen
immensen Erfolg gefunden. Die Musik hat das Verdienst, den Localton des Stückes,
die Färbung der Zeit getroffen zu haben und sich in ehrerbietiger Entferung neben
dem Stücke zu halten. Ueber jedes Lob erhaben aber sind die Darsteller.
Literatur.
Sebastian Franck und deutsche Geschichtschreibung. Beitrag zur
Culturgeschichte vorzüglich des -16. Jahrhunderts. Von Hermann Bischof.
Tübingen, E. Riecker. — Sebastian Franck, der jüngere Zeitgenosse Luthers (geb.
um 15i)g, geht. loi'S) greift durch seine historischen und philosophischen Arbeiten
sehr bedeutend in die culturhistorische Bewegung des 16. Jahrhunderts, namentlich
der historischen Stiddien ein. Die philosophische Facultcit zu Tübingen hatte
die Charakteristik dieses bedeutenden Maunes als Preisaufgabe gestellt, und krönte
die vorliegende Schrift aus den folgenden Motiven. „Die Abhandlung zeichnet
sich durch umfassende Belesenheit auch in der Quellenliteratur; bestimmte wissen¬
schaftliche Begriffe; Schärfe, Umsicht und Unbefangenheit des Urtheils; tieferes
Eindringen in das Wesen des Gegenstandes; Planmäßigkeit; Abrundung; gebil¬
dete Sprache und fließenden, belebten Stil vortheilhaft aus. Ueberall wird aus
den Kern der Sache, ans die eigenthümlichen Grundideen des Schriftstellers zurück¬
gegangen; diese auf oft geistvolle Weise in Beziehung gesetzt zu den Zeitideen;
und sein Verhältniß zu der Reformation, zu seinen Vorgängern, den Chronisten
des Mittelalters, wie zu der modernen Historiographie, — seine Stellung im Ent¬
wicklungsprocesse der Wissenschaft klar und treffend bestimmt." Zum Theil aus
Pietät gegen das Urtheil der Facultcit hat der junge Verfasser sich bestimmen lassen,
das Buch im Wesentlichen in der Form herauszugeben, in der es zuerst geschrieben
ist. Wir können das nicht für zweckmäßig halten, denn so sehr wir dem Urtheil
der Facultcit in der Anerkennung der gründlichen und gelehrte» Forschung bei¬
pflichten, so wenig können wir das für richtig halten, was sie über die künstlerische
Behandlung des Stoffes sagt. Der Stil ist im höchsten Grade maiüerirt und
wird namentlich durch die Neigung zu Citaten und Anspielungen entstellt — wir
meinen damit natürlich nicht die Citate aus deu Quelle», die vielmehr alles Lob
verdienen, namentlich das genaue Register der Parallelstellen, um »achzuweiseu,
wie Franck seine Quellen benutzt hat, sondern die Citate aus belletristischen und
Philosophischen Schriftstellern, die sammt und sonders überflüssig sind und den Ver¬
fasser nicht selten zu einem gespreizten Wesen verleiten, das sich für die Natur des
Gegenstandes nicht eignet. Bei einer Erstlingsarbeit halten wir es um so nöthiger,
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