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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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ÄÄ 3. Er habe keine Nachricht und auch keinen Verdacht auf irgend je¬
mand, daß außer der für das Theater gefertigten Abschrift noch eine andere
gemacht worden.

Soufleur Seysarth.

act -I. Er habe das Mspt. von Wallensteins Lager niemand geborgt; nach
der ersten Vorstellung habe er es an den Herrn Hofkammerrath Kirms gegeben.
Auch vor der Vorstellung habe er dasselbe nicht gehabt, sondern es habe unter
den Mitgliedern der Gesellschaft circulirt. Bei der letzten Vorstellung sei das
Buch erst am Tage der Aufführung aus des Herrn Geh. N. von Goethe
Wohnung geholt worden, hieraus habe er es in den Schrank gelegt, wo es
jetzt noch liege. .

sa 2. Es habe ihn niemand um das Mspt. angesprochen.
3. Es sei ihm von einer anderweitigen Abschrift nichts bewußt.
scribere Schumann.
Act 1. Das Mspt. sei nicht aus seinen Händen gekommen.
aä 2. ES habe niemand dasselbe von ihm borgen wollen, auch
aä 3. Sei ihm nicht wissend, daß jemand anders eine Abschrift davon
habe nehmen können. Er habe die Abschrift davon für das Theater in vier
Tagen liefern müssen und seitdem nichts wieder davon gesehen.

Ein jeder der fünf Comparentcn bekräftigte die Wahrheit seiner Aussagi:
mittelst Handschlags unter den Worten: "so wahr mir Gott helfe!"

Hofkammerrath Kirms declarirt, daß von ihm das mehrgedachte Mspt.
niemand erhalten habe.

, Kurz darauf erschien, abermals der Wöchner Schall und gab zu vernehmen:
er habe eben mit dem Herrn Oberconsistorialrath Böttiger gesprochen und dieser be¬
jahe es, daß er das Mspt. von Wallensteins Lager zum Behuf eines kleinen
Aufsatzes in das Modejournal eines Abends von ihm, Comparenten, erhalten
habe, den Morgen darauf mit dem Frühesten sei es aber wieder abgeholt und
zu dem Herrn Hofkammerrath Kirms getragen worden. Der Herr Obercon¬
sistorialrath Böttiger sei erbötig, solches schriftlich zu bezeugen.

Der Brief lautet:

Schall ist bei mir gewesen und hat mich wegen des Mspts. zu Wallen¬
stein befragt, das ich mir zu der Zeit, wo ich den Aussatz über die Vorstellung
dieses Vorspiels für das Modejournal ausgearbeitet > auf einige Stunden
nur geben ließ und sodann sogleich an Sie zurückschickte.

Wie ich höre, soll eine Abschrift davon genommen worden sein und
Schiller hat deshalb reguirirt. Mir ist dies um so unangenehmer, da ich
nun selbst in den Verdacht gezogen werden könnte, wiewol es sich von selbst
ergibt, daß ich in den paar Stunden, wo es allein bei mir war, unmöglich
das ganze Mspt. copiren konnte. Auf jeden Fall will ich aber hiermit seier-


33 *

ÄÄ 3. Er habe keine Nachricht und auch keinen Verdacht auf irgend je¬
mand, daß außer der für das Theater gefertigten Abschrift noch eine andere
gemacht worden.

Soufleur Seysarth.

act -I. Er habe das Mspt. von Wallensteins Lager niemand geborgt; nach
der ersten Vorstellung habe er es an den Herrn Hofkammerrath Kirms gegeben.
Auch vor der Vorstellung habe er dasselbe nicht gehabt, sondern es habe unter
den Mitgliedern der Gesellschaft circulirt. Bei der letzten Vorstellung sei das
Buch erst am Tage der Aufführung aus des Herrn Geh. N. von Goethe
Wohnung geholt worden, hieraus habe er es in den Schrank gelegt, wo es
jetzt noch liege. .

sa 2. Es habe ihn niemand um das Mspt. angesprochen.
3. Es sei ihm von einer anderweitigen Abschrift nichts bewußt.
scribere Schumann.
Act 1. Das Mspt. sei nicht aus seinen Händen gekommen.
aä 2. ES habe niemand dasselbe von ihm borgen wollen, auch
aä 3. Sei ihm nicht wissend, daß jemand anders eine Abschrift davon
habe nehmen können. Er habe die Abschrift davon für das Theater in vier
Tagen liefern müssen und seitdem nichts wieder davon gesehen.

Ein jeder der fünf Comparentcn bekräftigte die Wahrheit seiner Aussagi:
mittelst Handschlags unter den Worten: „so wahr mir Gott helfe!"

Hofkammerrath Kirms declarirt, daß von ihm das mehrgedachte Mspt.
niemand erhalten habe.

, Kurz darauf erschien, abermals der Wöchner Schall und gab zu vernehmen:
er habe eben mit dem Herrn Oberconsistorialrath Böttiger gesprochen und dieser be¬
jahe es, daß er das Mspt. von Wallensteins Lager zum Behuf eines kleinen
Aufsatzes in das Modejournal eines Abends von ihm, Comparenten, erhalten
habe, den Morgen darauf mit dem Frühesten sei es aber wieder abgeholt und
zu dem Herrn Hofkammerrath Kirms getragen worden. Der Herr Obercon¬
sistorialrath Böttiger sei erbötig, solches schriftlich zu bezeugen.

Der Brief lautet:

Schall ist bei mir gewesen und hat mich wegen des Mspts. zu Wallen¬
stein befragt, das ich mir zu der Zeit, wo ich den Aussatz über die Vorstellung
dieses Vorspiels für das Modejournal ausgearbeitet > auf einige Stunden
nur geben ließ und sodann sogleich an Sie zurückschickte.

Wie ich höre, soll eine Abschrift davon genommen worden sein und
Schiller hat deshalb reguirirt. Mir ist dies um so unangenehmer, da ich
nun selbst in den Verdacht gezogen werden könnte, wiewol es sich von selbst
ergibt, daß ich in den paar Stunden, wo es allein bei mir war, unmöglich
das ganze Mspt. copiren konnte. Auf jeden Fall will ich aber hiermit seier-


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[0267] ÄÄ 3. Er habe keine Nachricht und auch keinen Verdacht auf irgend je¬ mand, daß außer der für das Theater gefertigten Abschrift noch eine andere gemacht worden. Soufleur Seysarth. act -I. Er habe das Mspt. von Wallensteins Lager niemand geborgt; nach der ersten Vorstellung habe er es an den Herrn Hofkammerrath Kirms gegeben. Auch vor der Vorstellung habe er dasselbe nicht gehabt, sondern es habe unter den Mitgliedern der Gesellschaft circulirt. Bei der letzten Vorstellung sei das Buch erst am Tage der Aufführung aus des Herrn Geh. N. von Goethe Wohnung geholt worden, hieraus habe er es in den Schrank gelegt, wo es jetzt noch liege. . sa 2. Es habe ihn niemand um das Mspt. angesprochen. 3. Es sei ihm von einer anderweitigen Abschrift nichts bewußt. scribere Schumann. Act 1. Das Mspt. sei nicht aus seinen Händen gekommen. aä 2. ES habe niemand dasselbe von ihm borgen wollen, auch aä 3. Sei ihm nicht wissend, daß jemand anders eine Abschrift davon habe nehmen können. Er habe die Abschrift davon für das Theater in vier Tagen liefern müssen und seitdem nichts wieder davon gesehen. Ein jeder der fünf Comparentcn bekräftigte die Wahrheit seiner Aussagi: mittelst Handschlags unter den Worten: „so wahr mir Gott helfe!" Hofkammerrath Kirms declarirt, daß von ihm das mehrgedachte Mspt. niemand erhalten habe. , Kurz darauf erschien, abermals der Wöchner Schall und gab zu vernehmen: er habe eben mit dem Herrn Oberconsistorialrath Böttiger gesprochen und dieser be¬ jahe es, daß er das Mspt. von Wallensteins Lager zum Behuf eines kleinen Aufsatzes in das Modejournal eines Abends von ihm, Comparenten, erhalten habe, den Morgen darauf mit dem Frühesten sei es aber wieder abgeholt und zu dem Herrn Hofkammerrath Kirms getragen worden. Der Herr Obercon¬ sistorialrath Böttiger sei erbötig, solches schriftlich zu bezeugen. Der Brief lautet: Schall ist bei mir gewesen und hat mich wegen des Mspts. zu Wallen¬ stein befragt, das ich mir zu der Zeit, wo ich den Aussatz über die Vorstellung dieses Vorspiels für das Modejournal ausgearbeitet > auf einige Stunden nur geben ließ und sodann sogleich an Sie zurückschickte. Wie ich höre, soll eine Abschrift davon genommen worden sein und Schiller hat deshalb reguirirt. Mir ist dies um so unangenehmer, da ich nun selbst in den Verdacht gezogen werden könnte, wiewol es sich von selbst ergibt, daß ich in den paar Stunden, wo es allein bei mir war, unmöglich das ganze Mspt. copiren konnte. Auf jeden Fall will ich aber hiermit seier- 33 *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/267>, abgerufen am 23.07.2024.