Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.dort sah mich meine Zukünftige vorübergehen in meiner spanischen Kappe und Am folgenden Morgen kam der Hummel zu mir, mich in der Stadt Darnach zogen wir das Martinsgäßlein hinab ; als wir unten hin kamen, der Unterdeß stellte mein Vater die Sache an, daß ich mit meiner Zukünfti¬ dort sah mich meine Zukünftige vorübergehen in meiner spanischen Kappe und Am folgenden Morgen kam der Hummel zu mir, mich in der Stadt Darnach zogen wir das Martinsgäßlein hinab ; als wir unten hin kamen, der Unterdeß stellte mein Vater die Sache an, daß ich mit meiner Zukünfti¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103372"/> <p xml:id="ID_859" prev="#ID_858"> dort sah mich meine Zukünftige vorübergehen in meiner spanischen Kappe und<lb/> floh. Der Wirth, welcher selbst um meine Zukünftige geworben hatte, verirte<lb/> mich, so daß ich wol merkte, der Handel sei ziemlich bekannt, ich zog darnach<lb/> wieder nach Hause.</p><lb/> <p xml:id="ID_860"> Am folgenden Morgen kam der Hummel zu mir, mich in der Stadt<lb/> herumzuführen. Wir zogen zuerst über den Münsterplatz; da ersah mich Herr<lb/> Ludwig von Rischach und verwunderte sich, wer ich wäre, weil ich ein sammt-<lb/> nes Barett aufhalte und meine Wehr trug, dem erklärte ich mich. Darnach<lb/> salutirte ich den »r. Sulzer , Pfarrherrn am Münster, darnach Dr. Haus<lb/> Huber, der mich freundlich empfing und sich zu allem Guten erbot. Ich ver¬<lb/> ehrte ihm den Clemens Marot, der zu Paris schön eingebunden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_861"> Darnach zogen wir das Martinsgäßlein hinab ; als wir unten hin kamen, der<lb/> Schule gegenüber, stand meine Zukünftige an der Schulbank, ich sah sie nicht,<lb/> sie aber erblickte mich, lief in die Schule hinein und wieder heim, ist auch<lb/> später nicht mehr in die Fleischbänke gegangen, weil die Metzger anfingen, sie<lb/> zu verireru Nach dem Essen führte mich mein Vater auf sein Gut nach Gun-<lb/> drldingen, er redete unterwegs mit mir, ermahnte mich, nicht zu schnell zu<lb/> sprechen, wie die Wälschen sonst den Brauch haben, und erzählte mir von<lb/> seinem Haushalt. — Ich fing sogleich an, die cypressene Laute zuzurüsten,<lb/> item eine große Harfe zu beziehen, die mein Vater lange geschlagen, und<lb/> Meine Bücher und Scripta alles in Ordnung zu bringen, und brachte so die<lb/> ganze Woche hin.</p><lb/> <p xml:id="ID_862" next="#ID_863"> Unterdeß stellte mein Vater die Sache an, daß ich mit meiner Zukünfti¬<lb/> gen reden könnte und sie mit mir; er lud deshalb Meister Franz und seine<lb/> Tochter ein, den zukünftigen Sonntag Nachmittag gen Gundeldingen hinaus¬<lb/> zukommen, es war der 16. Mai, ein lustiger Tag und Maienzeit. Ich zog<lb/> nach dem Essen mit Thiebold Schönauer hinaus, wir schickten unsere Lauten<lb/> voraus, und als wir zu Gundeldingen in den Hof hineingingen, sahen wir<lb/> Zwei Jungfrauen daselbst stehen, die eine war die Base der Schenkin, dem<lb/> Daniel versprochen, dem Sohne von Meister Franz, die andere war sie,<lb/> seine Tochter Magdalena, die ich freundlich grüßte, wie auch sie mich, nicht<lb/> ohne Veränderung der Farbe. So kamen wir ins Gespräch, dazu käm auch<lb/> bald ihr Bruder Daniel, wir spazierten hin und her auf dem Gute mit vieler¬<lb/> lei Reden, bei welchen meine Zukünftige gar bescheiden und von stillem, züch¬<lb/> tigen Wesen war. Als es nun drei Uhr war, kamen wir wieder ins Haus,<lb/> gingen hinauf, ich und Thiebold schlugen zusammen die Lauten und ich tanzte<lb/> Gaillarde, wie mein Brauch war. Indem kam auch Mejster Franz, ihr<lb/> Vater, der mich willkommen hieß, wir setzten uns zu Tisch und thaten einen<lb/> Abendtrunk gleich einem Nachtessen, bis es spät war, daß wir Zeit hatten,<lb/> in die Stadt zu gehen. Unterwegs im Heimgehn ging ihr Vater und der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
dort sah mich meine Zukünftige vorübergehen in meiner spanischen Kappe und
floh. Der Wirth, welcher selbst um meine Zukünftige geworben hatte, verirte
mich, so daß ich wol merkte, der Handel sei ziemlich bekannt, ich zog darnach
wieder nach Hause.
Am folgenden Morgen kam der Hummel zu mir, mich in der Stadt
herumzuführen. Wir zogen zuerst über den Münsterplatz; da ersah mich Herr
Ludwig von Rischach und verwunderte sich, wer ich wäre, weil ich ein sammt-
nes Barett aufhalte und meine Wehr trug, dem erklärte ich mich. Darnach
salutirte ich den »r. Sulzer , Pfarrherrn am Münster, darnach Dr. Haus
Huber, der mich freundlich empfing und sich zu allem Guten erbot. Ich ver¬
ehrte ihm den Clemens Marot, der zu Paris schön eingebunden war.
Darnach zogen wir das Martinsgäßlein hinab ; als wir unten hin kamen, der
Schule gegenüber, stand meine Zukünftige an der Schulbank, ich sah sie nicht,
sie aber erblickte mich, lief in die Schule hinein und wieder heim, ist auch
später nicht mehr in die Fleischbänke gegangen, weil die Metzger anfingen, sie
zu verireru Nach dem Essen führte mich mein Vater auf sein Gut nach Gun-
drldingen, er redete unterwegs mit mir, ermahnte mich, nicht zu schnell zu
sprechen, wie die Wälschen sonst den Brauch haben, und erzählte mir von
seinem Haushalt. — Ich fing sogleich an, die cypressene Laute zuzurüsten,
item eine große Harfe zu beziehen, die mein Vater lange geschlagen, und
Meine Bücher und Scripta alles in Ordnung zu bringen, und brachte so die
ganze Woche hin.
Unterdeß stellte mein Vater die Sache an, daß ich mit meiner Zukünfti¬
gen reden könnte und sie mit mir; er lud deshalb Meister Franz und seine
Tochter ein, den zukünftigen Sonntag Nachmittag gen Gundeldingen hinaus¬
zukommen, es war der 16. Mai, ein lustiger Tag und Maienzeit. Ich zog
nach dem Essen mit Thiebold Schönauer hinaus, wir schickten unsere Lauten
voraus, und als wir zu Gundeldingen in den Hof hineingingen, sahen wir
Zwei Jungfrauen daselbst stehen, die eine war die Base der Schenkin, dem
Daniel versprochen, dem Sohne von Meister Franz, die andere war sie,
seine Tochter Magdalena, die ich freundlich grüßte, wie auch sie mich, nicht
ohne Veränderung der Farbe. So kamen wir ins Gespräch, dazu käm auch
bald ihr Bruder Daniel, wir spazierten hin und her auf dem Gute mit vieler¬
lei Reden, bei welchen meine Zukünftige gar bescheiden und von stillem, züch¬
tigen Wesen war. Als es nun drei Uhr war, kamen wir wieder ins Haus,
gingen hinauf, ich und Thiebold schlugen zusammen die Lauten und ich tanzte
Gaillarde, wie mein Brauch war. Indem kam auch Mejster Franz, ihr
Vater, der mich willkommen hieß, wir setzten uns zu Tisch und thaten einen
Abendtrunk gleich einem Nachtessen, bis es spät war, daß wir Zeit hatten,
in die Stadt zu gehen. Unterwegs im Heimgehn ging ihr Vater und der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |