Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.Als Brasiliens Unabhängigkeit anerkannt ward, mußte eS eine Schuld von Als Brasiliens Unabhängigkeit anerkannt ward, mußte eS eine Schuld von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103154"/> <p xml:id="ID_57" prev="#ID_56" next="#ID_58"> Als Brasiliens Unabhängigkeit anerkannt ward, mußte eS eine Schuld von<lb/> 1 Mill. Pfd. Se. von Portugal übernehmen, das Land war mit einem entwertheten<lb/> Papiergeld überschwemmt, es hatte keine zuverlässige Beamten. Langsam hat<lb/> es sich aus dieser schlimmen Lage emporgearbeitet und immer hat es seine<lb/> Verbindlichkeiten pünktlich erfüllt, infolge dessen erhielten sich während deS<lb/> letzten Krieges, als alle Papiere fielen, die brasilianischen 5 proceutigen auf<lb/> dem londoner Markt über Pari. Die auswärtige Schuld Brasiliens verrin¬<lb/> gert sich alle Jahre durch Tilgung, am 7. März -1853 betrug sie 6,000,000<lb/> Pfd. Se.. im December -1855 5,635,900 Pfd. Se. Das letzte Anlehen wurde<lb/> trotz der ungünstigen Umstände des orientalischen Krieges 4V« procentig zu<lb/> 95 geschlossen. Die innere Schuld beträgt ca. 183 Mill. Fras. außer dem<lb/> zinslosen Papiergeld, das jetzt allmälig von der Bank eingezogen wird. —<lb/> Das Zutrauen, das Brasilien bei seinen Gläubigern genießt, ist wohl begrün¬<lb/> det, einmal durch die Gewissenhaftigkeit der kaiserlichen Negierung in ihren<lb/> Zahlungen und andrerseits durch den gewaltigen Aufschwung der Wohlfahrt<lb/> des Reiches, der sich namentlich in dem raschen Steigen seiner Einnahmen<lb/> zeigt. Dieselben betrugen in der brasilianischen Münze (der Conto de reif —<lb/> 333Vz Fras.) 1847—48: 24,732. -1849 — 50: 28,000. -185-1 — 52:35,809.<lb/> 1852—53: 36,394. 1854-55: 35,596 Contos. Für 1857-58 sind sie sehr<lb/> mäßig auf 35,450 Contos angeschlagen. — Eine Hauptquelle der brasiliani¬<lb/> schen Finanzen sind die Eingangszölle, 1836 — 37 ergaben sie 7826 Contos,<lb/> 1853 — 54: 23,521 C. der Betrag der Einfuhr hat sich also verdreifacht und<lb/> 'die jährliche durchschnittliche Steigerung war 10,7"/.,, der Betrag der Ausfuhr¬<lb/> zölle stieg im Jahresdurchschnitt um 4,35"/g. In dem Specialbudget der<lb/> Provinz Rio de Janeiro von 1847 — 48 ergab der Ausgangszoll von 5"/«<lb/> auf Kaffee: 1,764,000 Fras., während er auf 4"/o herabgesetzt für das Jahr<lb/> 1856—57 mit 3,240,000 Fras, veranschlagt ist, in acht Jahren hat sich also<lb/> die Einnahme fast verdoppelt, obwol die Abgabe um Vs herabgesetzt ist.<lb/> Nichtsdestoweniger sind die Finanzkräfte Brasiliens noch immer für ein so<lb/> großes Reich sehr beschränkt, seine Einkünfte belaufen sich auf ca. 130 Mill.<lb/> Fras.. wovon .100 Mill. auf das Generalbudget, 30 Mill. auf die Provinzial-<lb/> budgets kommen. Ueberall herrscht in den Ausgaben große Sparsamkeit, die<lb/> Civilliste des kaiserlichen Hauses beträgt nur 3,249,000 Fras., das Budget<lb/> des.Finanzministeriums beläuft sich 1856—57 auf 29'/» Mill. Fras., das der<lb/> Marine auf 13^ Mill. u. s. >v. Das Heer ist nicht zahlreich, etwa 20,000 M.<lb/> ohne die Nationalgarde, welche regelmäßig organisirt und leicht zu mobilisiren<lb/> ist. Die Flotte besteht aus 34 Segelschiffen und 13 Dampfern, sie soll noch<lb/> ansehnlich vermehrt werden; bei den südamerikanischen Verhältnissen ist diese<lb/> Kriegsmacht imposant, sie soll Brasilien nur gegen seine unruhigen Nachbaren<lb/> schützen und ! hat sich dafür bewährt, übrigens verfolgt die kaiserliche Negierung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Als Brasiliens Unabhängigkeit anerkannt ward, mußte eS eine Schuld von
1 Mill. Pfd. Se. von Portugal übernehmen, das Land war mit einem entwertheten
Papiergeld überschwemmt, es hatte keine zuverlässige Beamten. Langsam hat
es sich aus dieser schlimmen Lage emporgearbeitet und immer hat es seine
Verbindlichkeiten pünktlich erfüllt, infolge dessen erhielten sich während deS
letzten Krieges, als alle Papiere fielen, die brasilianischen 5 proceutigen auf
dem londoner Markt über Pari. Die auswärtige Schuld Brasiliens verrin¬
gert sich alle Jahre durch Tilgung, am 7. März -1853 betrug sie 6,000,000
Pfd. Se.. im December -1855 5,635,900 Pfd. Se. Das letzte Anlehen wurde
trotz der ungünstigen Umstände des orientalischen Krieges 4V« procentig zu
95 geschlossen. Die innere Schuld beträgt ca. 183 Mill. Fras. außer dem
zinslosen Papiergeld, das jetzt allmälig von der Bank eingezogen wird. —
Das Zutrauen, das Brasilien bei seinen Gläubigern genießt, ist wohl begrün¬
det, einmal durch die Gewissenhaftigkeit der kaiserlichen Negierung in ihren
Zahlungen und andrerseits durch den gewaltigen Aufschwung der Wohlfahrt
des Reiches, der sich namentlich in dem raschen Steigen seiner Einnahmen
zeigt. Dieselben betrugen in der brasilianischen Münze (der Conto de reif —
333Vz Fras.) 1847—48: 24,732. -1849 — 50: 28,000. -185-1 — 52:35,809.
1852—53: 36,394. 1854-55: 35,596 Contos. Für 1857-58 sind sie sehr
mäßig auf 35,450 Contos angeschlagen. — Eine Hauptquelle der brasiliani¬
schen Finanzen sind die Eingangszölle, 1836 — 37 ergaben sie 7826 Contos,
1853 — 54: 23,521 C. der Betrag der Einfuhr hat sich also verdreifacht und
'die jährliche durchschnittliche Steigerung war 10,7"/.,, der Betrag der Ausfuhr¬
zölle stieg im Jahresdurchschnitt um 4,35"/g. In dem Specialbudget der
Provinz Rio de Janeiro von 1847 — 48 ergab der Ausgangszoll von 5"/«
auf Kaffee: 1,764,000 Fras., während er auf 4"/o herabgesetzt für das Jahr
1856—57 mit 3,240,000 Fras, veranschlagt ist, in acht Jahren hat sich also
die Einnahme fast verdoppelt, obwol die Abgabe um Vs herabgesetzt ist.
Nichtsdestoweniger sind die Finanzkräfte Brasiliens noch immer für ein so
großes Reich sehr beschränkt, seine Einkünfte belaufen sich auf ca. 130 Mill.
Fras.. wovon .100 Mill. auf das Generalbudget, 30 Mill. auf die Provinzial-
budgets kommen. Ueberall herrscht in den Ausgaben große Sparsamkeit, die
Civilliste des kaiserlichen Hauses beträgt nur 3,249,000 Fras., das Budget
des.Finanzministeriums beläuft sich 1856—57 auf 29'/» Mill. Fras., das der
Marine auf 13^ Mill. u. s. >v. Das Heer ist nicht zahlreich, etwa 20,000 M.
ohne die Nationalgarde, welche regelmäßig organisirt und leicht zu mobilisiren
ist. Die Flotte besteht aus 34 Segelschiffen und 13 Dampfern, sie soll noch
ansehnlich vermehrt werden; bei den südamerikanischen Verhältnissen ist diese
Kriegsmacht imposant, sie soll Brasilien nur gegen seine unruhigen Nachbaren
schützen und ! hat sich dafür bewährt, übrigens verfolgt die kaiserliche Negierung
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