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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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"Verzeichnis der Stücke, in denen der Unterzeichnete aufzutreten wünscht
Hausvater -- Gras V. Streichen -- Zar. Scheinverdienst -- Rechtler.
Dienstpflicht -- Dallner. Stille Wasser - Lieut. Wallner. Ehliche Probe --
Treumund. Sonnenjungfrau -- Oberpriester. Aussteuer -- Commissär.
Spieler -- Baron Wallenseld.

Wenn irgend eine andere Rolle befohlen wird, biete ich mich mit Ver¬
gnügen dazu an."

Ueber die Ertrapostreise von Mannheim nach Weimar reichte Jffland eine
specificirte Rechnung von 192 si. 27 kr. ein.

Sein Spiel gefiel in Weimar so sehr und ihm sagte der Aufenthalt
daselbst dermaßen zu, daß es zu Unterhandlungen wegen seiner Uebersiedelung
nach Weimar kam. Er selbst gab an die Hoftheatercommission folgendes
Schreiben ein: Meine Wünsche, an einem Orte, der für Geist und Herz so
reiche Nahrung darbeut, zu bleiben, in Ruhe zu leben, sind sehr bestimmt.

Doch wünsche ich, anständig und nicht übereilt von Mannheim wegzugehn.
Dazu sehe ich manche Möglichkeit voraus. Ueberhaupt habe ich Mannheim
vieles, zu viel geopfert, so daß überall erfüllte Pflicht auf meiner Seite ist.
"Menagement gegen Herrn von Dalberg, dem ich Achtung schuldig bin, macht,
daß ich ehrlicherweise erst von dort, bei meiner Rückkehr, das Wie und Wann
bestimmen kann.

Ich würde mich, wenn das berichtigt ist, alsdann gern der Regie zu
Weimar unterziehen mit Beiseitsetzung aller ökonomischen Details, denen ich
nicht gewachsen bin.

Meine dortige Besoldung ist 1700 si. rhein. Ich würde nicht mehr hier
verlangen, ich könnte nicht weniger nehmen. Meine Pension ist 700 si.,
deren Zustcherung im Fall das Theater aufhört, sei es aus welcher Ursache es
aufhören möge, oder im Fall ich Alters oder Krankheits halber nicht mehr
spielen könnte, ich, so wie daß meine Besoldung an nämlicher Kasse wie andere
herzogliche Diener ausbezahlt werde (nicht an einer temporären Theaterkasse),
erwarten müßte.

Ich wünsche dem Decret inserirt, daß, falls ich eintretenden Falls die
Pensionöbezüge anhalten sollte selbe alsdann auswärts zu genießen, solches,
mit Herabsetzung von 700 auf ö00 si. gnädigst bewilligt werden wolle.

Ich kann, wenn das Theater auswärts spielen sollte, mich nur dazu ver-
stehn, solches in herzoglichen Landen zu thun.

Ich würde als Regisseur von allem, was geschehen soll, 1i Tage vorher
der herzoglichen Intendanz auf vierzehn Tage voraus einen detaillirten Plan
vorlegen zur Genehmigung; so wie Vorschläge zur Führung des Ganzen in
der Natur meiner Stelle lägen, so würde ich Abdankungen und Engagements
Zu schließen die Vollmacht gehorsamst erbitten.


Grcnzbvteir. I. 18V7. Zj,

„Verzeichnis der Stücke, in denen der Unterzeichnete aufzutreten wünscht
Hausvater — Gras V. Streichen — Zar. Scheinverdienst — Rechtler.
Dienstpflicht — Dallner. Stille Wasser - Lieut. Wallner. Ehliche Probe —
Treumund. Sonnenjungfrau — Oberpriester. Aussteuer — Commissär.
Spieler — Baron Wallenseld.

Wenn irgend eine andere Rolle befohlen wird, biete ich mich mit Ver¬
gnügen dazu an."

Ueber die Ertrapostreise von Mannheim nach Weimar reichte Jffland eine
specificirte Rechnung von 192 si. 27 kr. ein.

Sein Spiel gefiel in Weimar so sehr und ihm sagte der Aufenthalt
daselbst dermaßen zu, daß es zu Unterhandlungen wegen seiner Uebersiedelung
nach Weimar kam. Er selbst gab an die Hoftheatercommission folgendes
Schreiben ein: Meine Wünsche, an einem Orte, der für Geist und Herz so
reiche Nahrung darbeut, zu bleiben, in Ruhe zu leben, sind sehr bestimmt.

Doch wünsche ich, anständig und nicht übereilt von Mannheim wegzugehn.
Dazu sehe ich manche Möglichkeit voraus. Ueberhaupt habe ich Mannheim
vieles, zu viel geopfert, so daß überall erfüllte Pflicht auf meiner Seite ist.
«Menagement gegen Herrn von Dalberg, dem ich Achtung schuldig bin, macht,
daß ich ehrlicherweise erst von dort, bei meiner Rückkehr, das Wie und Wann
bestimmen kann.

Ich würde mich, wenn das berichtigt ist, alsdann gern der Regie zu
Weimar unterziehen mit Beiseitsetzung aller ökonomischen Details, denen ich
nicht gewachsen bin.

Meine dortige Besoldung ist 1700 si. rhein. Ich würde nicht mehr hier
verlangen, ich könnte nicht weniger nehmen. Meine Pension ist 700 si.,
deren Zustcherung im Fall das Theater aufhört, sei es aus welcher Ursache es
aufhören möge, oder im Fall ich Alters oder Krankheits halber nicht mehr
spielen könnte, ich, so wie daß meine Besoldung an nämlicher Kasse wie andere
herzogliche Diener ausbezahlt werde (nicht an einer temporären Theaterkasse),
erwarten müßte.

Ich wünsche dem Decret inserirt, daß, falls ich eintretenden Falls die
Pensionöbezüge anhalten sollte selbe alsdann auswärts zu genießen, solches,
mit Herabsetzung von 700 auf ö00 si. gnädigst bewilligt werden wolle.

Ich kann, wenn das Theater auswärts spielen sollte, mich nur dazu ver-
stehn, solches in herzoglichen Landen zu thun.

Ich würde als Regisseur von allem, was geschehen soll, 1i Tage vorher
der herzoglichen Intendanz auf vierzehn Tage voraus einen detaillirten Plan
vorlegen zur Genehmigung; so wie Vorschläge zur Führung des Ganzen in
der Natur meiner Stelle lägen, so würde ich Abdankungen und Engagements
Zu schließen die Vollmacht gehorsamst erbitten.


Grcnzbvteir. I. 18V7. Zj,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/193>, abgerufen am 22.12.2024.