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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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dirigiren hat, gibt sich die Ehre (unbekannterweise) Ihnen, im Fall Sie unsere
Hoffnung realisiren und Ihre Reise nach Weimar über Frankfurt machen
sollten, einen Brief an die Herrn Gebrüder Meyer anbei zu übersenden,
welche Ihnen so viel Geld, als Sie zu Ihrer Reise für nothwendig finden,
einhändigen würden. Ich habe die Ehre ;c."

Weimar, i>. November 1793.

In dem beigeschlossenen Brief an die Gebrüder Meyer heißt es :

"Ueberbringer dieses, Herr Jffland, welcher uns in Weimar einige Zeit
zu besuchen die Hoffnung macht, wird zu seiner Reise Geld benöthigt sein,
welches Sie ihm, meine sehr werthen Freunde, auf meine Rechnung gegen
Quittung auszuzahlen die Gefälligkeit haben werden, als worum ich ganz
ergebenst bitte.

Schön wäre eS, im Fall Herr Jffland nicht eine eigne Chaise haben
sollte, und der Herr Assessor Wieland von Weimar, der doch sich jetzt in
Frankfurt befindet, eben zurückkehren könnte, wuur ersterer in letzteres be¬
quemer Chaise mit nach Weimar reisen köniue. Ich zweifle, daß es sich so
treffen sollte, indessen wäre es doch einer Anfrage werth."

Jffland schreibt nun unter dem 18. Februar 1796 an den Schauspieler
Schall unter anderm:

... Ich wünsche dort in einem Privathause ein Zimmer, Kammer und
zwei Betten, eins für mich, eins für meinen Schreiber. Ich esse nicht zur
Nacht und wünsche mein Essen deS Mittags holen zu lassen, so frugal als
möglich, denn ich hasse es, unnöthige Kosten zu machen. Das Honorar des
Hofes wünsche ich in Gelde, nicht in Werth. Mein Logis wünsche ich in
keinem Hause, wo ich durch Rücksicht der Ceremonie genirt wäre. Sie kennen
ja meine einfache, aber bequeme Lebensweise. . . Meine eignen Theateranzüge
bringe ich mit.

Man hat mich auf etwas von der Kette gelassen; den 19. kann ich ab¬
reisen, Ostermontag kann ich zu Weimar spielen. Ich fürchte, man möchte
eine zu günstige Erwartung von meinem Talent dort haben. Der Ruf ist
freigebig, wenn er einmal wohin sich wende-. Meine Vorstellungen bezeugen
das Bestreben nach Wahrheit. Vielleicht haben sie deswegen wenig Glanz,
weil mir die Natur vieles versagt, was dazu gehört. Gewiß ist, daß sie wenig
Glanz haben. DaS hat meine Zuschauer anfangs mehrentheils unangenehm
betroffen, obgleich ich auch fühle, baß es zuletzt sie mehr an mich zog, als
es gewöhnlich der Fall ist. Vergönnen Sie mir zu bitten, daß der bedeutende
Theil des Publicums durch Ihre Güte mich von der Seite kennen lernen wolle.
Ich freue mich herzlich, und werde rasch und muthvoll mich in den Wagen
werfen, der mich zu Ihnen bringen soll. Ihr herzlicher Verehrer

Mannheim, 16. März 1796.


Jffland."

dirigiren hat, gibt sich die Ehre (unbekannterweise) Ihnen, im Fall Sie unsere
Hoffnung realisiren und Ihre Reise nach Weimar über Frankfurt machen
sollten, einen Brief an die Herrn Gebrüder Meyer anbei zu übersenden,
welche Ihnen so viel Geld, als Sie zu Ihrer Reise für nothwendig finden,
einhändigen würden. Ich habe die Ehre ;c."

Weimar, i>. November 1793.

In dem beigeschlossenen Brief an die Gebrüder Meyer heißt es :

„Ueberbringer dieses, Herr Jffland, welcher uns in Weimar einige Zeit
zu besuchen die Hoffnung macht, wird zu seiner Reise Geld benöthigt sein,
welches Sie ihm, meine sehr werthen Freunde, auf meine Rechnung gegen
Quittung auszuzahlen die Gefälligkeit haben werden, als worum ich ganz
ergebenst bitte.

Schön wäre eS, im Fall Herr Jffland nicht eine eigne Chaise haben
sollte, und der Herr Assessor Wieland von Weimar, der doch sich jetzt in
Frankfurt befindet, eben zurückkehren könnte, wuur ersterer in letzteres be¬
quemer Chaise mit nach Weimar reisen köniue. Ich zweifle, daß es sich so
treffen sollte, indessen wäre es doch einer Anfrage werth."

Jffland schreibt nun unter dem 18. Februar 1796 an den Schauspieler
Schall unter anderm:

... Ich wünsche dort in einem Privathause ein Zimmer, Kammer und
zwei Betten, eins für mich, eins für meinen Schreiber. Ich esse nicht zur
Nacht und wünsche mein Essen deS Mittags holen zu lassen, so frugal als
möglich, denn ich hasse es, unnöthige Kosten zu machen. Das Honorar des
Hofes wünsche ich in Gelde, nicht in Werth. Mein Logis wünsche ich in
keinem Hause, wo ich durch Rücksicht der Ceremonie genirt wäre. Sie kennen
ja meine einfache, aber bequeme Lebensweise. . . Meine eignen Theateranzüge
bringe ich mit.

Man hat mich auf etwas von der Kette gelassen; den 19. kann ich ab¬
reisen, Ostermontag kann ich zu Weimar spielen. Ich fürchte, man möchte
eine zu günstige Erwartung von meinem Talent dort haben. Der Ruf ist
freigebig, wenn er einmal wohin sich wende-. Meine Vorstellungen bezeugen
das Bestreben nach Wahrheit. Vielleicht haben sie deswegen wenig Glanz,
weil mir die Natur vieles versagt, was dazu gehört. Gewiß ist, daß sie wenig
Glanz haben. DaS hat meine Zuschauer anfangs mehrentheils unangenehm
betroffen, obgleich ich auch fühle, baß es zuletzt sie mehr an mich zog, als
es gewöhnlich der Fall ist. Vergönnen Sie mir zu bitten, daß der bedeutende
Theil des Publicums durch Ihre Güte mich von der Seite kennen lernen wolle.
Ich freue mich herzlich, und werde rasch und muthvoll mich in den Wagen
werfen, der mich zu Ihnen bringen soll. Ihr herzlicher Verehrer

Mannheim, 16. März 1796.


Jffland."
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/192>, abgerufen am 22.07.2024.