Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Da ich mir mein Weggehn von Mannheim unnöthig erschweren würde,
wenn hiervon vor der Zeit etwas bekannt würde, so muß ich gehorsamst bitten,
nichts davon bekannt werden zu lassen.

Ich bin unfähig, etwas zu mißbrauchen oder leere Versprechungen zu
thun; es ist daher meine Pflicht, die nähere Bestimmung des Ganzen von
Mannheim aus zu machen, da in einer Krise, wie jetzt dort ist, bei nur wenig
Wochen sich vieles entwickeln muß, was mir gegenüber Herrn von Dalberg
alles erleichtert.

Das ist, was ich vorläufig sagen kann. Nähere Kenntniß deö ökono¬
mischen Fonds vom hiesigen Theater läßt demnächst mich bestimmt sagen, aus
welche Höhe das hiesige Theater noch gebracht werden kann, dem ich mich ganz
widmen würde.

Ich würde mich auf den Fall meines unter den sonst proponirten Be¬
dingungen geschlossenen Engagements zu Weimar gern reversiren, diesen Ort
nie zu verlassen, um ein anderes Engagement anzunehmen. Dagegen, um
mir Neuheit zu erhalten, würden Herzog!. Durchlaucht gnädigst geruhen, mir
alle zwei Jahre etwa einen Monat Reiseurlaub zu gestatten.

So lange die Reise nach Lauchstädt nöthig ist oder nach Erfurt, kann"
außer den Operretlen leicht ein andrer meine Rollen übernehmen. Ich wende
nichts ein, wenn der Fall sich so träfe, nach Gotha oder einem andern ähn¬
lichen Orte anzugehn. Einige Kompensation der Quartlerunkosten ist etwas,
das ich nach seiner natürlichen Billigkeit hier nur im Vorbeigehn berühre.


Iffland.

Weimar, den 8. April 1796.

Karl August schrieb an den Rand dieser Eingabe:

Weimar, 23. April 1796.

"Ich bin im Allgemeinen mit diesen Vorschlägen zufrieden, und es kann,
C. A. nach näherer Erklärung, die Unterhandlung fortgesetzt werden."

Mündlich hatte Iffland bei den Besprechungen über sein Engagement in
Weimar den Wunsch ausgesprochen, Herrn und Mad. Beck von Mannheim
zugleich mit sich nach Weimar bringen zu können, weil er mit denselben lange
in Freundschaft gelebt. In Weimar hielt man dies für zu theuer, auch ge¬
fielen die BeckS nicht sonderlich und kamen überdies bereits zu alt vor. Da
schreibt denn Iffland am 1. Juni 96:

"Warum will das Schicksal an einem Orte, daran mein ganzes Herz
so wahr, so warm, so innig, so herzlich hängt, wie das ""einige an Weimar,
warum will es, daß ich dadurch, daß ich dorthin gehe, eine zwanzigjährige
Freundschaft zerreiße!"

Darauf antwortet Kirms am 7. Juli unter andern:

"Sie sind wahrscheinlich wegen Becks Angelegenheiten mit Goethe unzu¬
frieden. Dies ist aber wol vorübergehend. Goethe schätzt Sie hoch, was


Da ich mir mein Weggehn von Mannheim unnöthig erschweren würde,
wenn hiervon vor der Zeit etwas bekannt würde, so muß ich gehorsamst bitten,
nichts davon bekannt werden zu lassen.

Ich bin unfähig, etwas zu mißbrauchen oder leere Versprechungen zu
thun; es ist daher meine Pflicht, die nähere Bestimmung des Ganzen von
Mannheim aus zu machen, da in einer Krise, wie jetzt dort ist, bei nur wenig
Wochen sich vieles entwickeln muß, was mir gegenüber Herrn von Dalberg
alles erleichtert.

Das ist, was ich vorläufig sagen kann. Nähere Kenntniß deö ökono¬
mischen Fonds vom hiesigen Theater läßt demnächst mich bestimmt sagen, aus
welche Höhe das hiesige Theater noch gebracht werden kann, dem ich mich ganz
widmen würde.

Ich würde mich auf den Fall meines unter den sonst proponirten Be¬
dingungen geschlossenen Engagements zu Weimar gern reversiren, diesen Ort
nie zu verlassen, um ein anderes Engagement anzunehmen. Dagegen, um
mir Neuheit zu erhalten, würden Herzog!. Durchlaucht gnädigst geruhen, mir
alle zwei Jahre etwa einen Monat Reiseurlaub zu gestatten.

So lange die Reise nach Lauchstädt nöthig ist oder nach Erfurt, kann»
außer den Operretlen leicht ein andrer meine Rollen übernehmen. Ich wende
nichts ein, wenn der Fall sich so träfe, nach Gotha oder einem andern ähn¬
lichen Orte anzugehn. Einige Kompensation der Quartlerunkosten ist etwas,
das ich nach seiner natürlichen Billigkeit hier nur im Vorbeigehn berühre.


Iffland.

Weimar, den 8. April 1796.

Karl August schrieb an den Rand dieser Eingabe:

Weimar, 23. April 1796.

„Ich bin im Allgemeinen mit diesen Vorschlägen zufrieden, und es kann,
C. A. nach näherer Erklärung, die Unterhandlung fortgesetzt werden."

Mündlich hatte Iffland bei den Besprechungen über sein Engagement in
Weimar den Wunsch ausgesprochen, Herrn und Mad. Beck von Mannheim
zugleich mit sich nach Weimar bringen zu können, weil er mit denselben lange
in Freundschaft gelebt. In Weimar hielt man dies für zu theuer, auch ge¬
fielen die BeckS nicht sonderlich und kamen überdies bereits zu alt vor. Da
schreibt denn Iffland am 1. Juni 96:

„Warum will das Schicksal an einem Orte, daran mein ganzes Herz
so wahr, so warm, so innig, so herzlich hängt, wie das »«einige an Weimar,
warum will es, daß ich dadurch, daß ich dorthin gehe, eine zwanzigjährige
Freundschaft zerreiße!"

Darauf antwortet Kirms am 7. Juli unter andern:

„Sie sind wahrscheinlich wegen Becks Angelegenheiten mit Goethe unzu¬
frieden. Dies ist aber wol vorübergehend. Goethe schätzt Sie hoch, was


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103327"/>
            <p xml:id="ID_648"> Da ich mir mein Weggehn von Mannheim unnöthig erschweren würde,<lb/>
wenn hiervon vor der Zeit etwas bekannt würde, so muß ich gehorsamst bitten,<lb/>
nichts davon bekannt werden zu lassen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_649"> Ich bin unfähig, etwas zu mißbrauchen oder leere Versprechungen zu<lb/>
thun; es ist daher meine Pflicht, die nähere Bestimmung des Ganzen von<lb/>
Mannheim aus zu machen, da in einer Krise, wie jetzt dort ist, bei nur wenig<lb/>
Wochen sich vieles entwickeln muß, was mir gegenüber Herrn von Dalberg<lb/>
alles erleichtert.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_650"> Das ist, was ich vorläufig sagen kann. Nähere Kenntniß deö ökono¬<lb/>
mischen Fonds vom hiesigen Theater läßt demnächst mich bestimmt sagen, aus<lb/>
welche Höhe das hiesige Theater noch gebracht werden kann, dem ich mich ganz<lb/>
widmen würde.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_651"> Ich würde mich auf den Fall meines unter den sonst proponirten Be¬<lb/>
dingungen geschlossenen Engagements zu Weimar gern reversiren, diesen Ort<lb/>
nie zu verlassen, um ein anderes Engagement anzunehmen. Dagegen, um<lb/>
mir Neuheit zu erhalten, würden Herzog!. Durchlaucht gnädigst geruhen, mir<lb/>
alle zwei Jahre etwa einen Monat Reiseurlaub zu gestatten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_652"> So lange die Reise nach Lauchstädt nöthig ist oder nach Erfurt, kann»<lb/>
außer den Operretlen leicht ein andrer meine Rollen übernehmen.  Ich wende<lb/>
nichts ein, wenn der Fall sich so träfe, nach Gotha oder einem andern ähn¬<lb/>
lichen Orte anzugehn.  Einige Kompensation der Quartlerunkosten ist etwas,<lb/>
das ich nach seiner natürlichen Billigkeit hier nur im Vorbeigehn berühre.</p><lb/>
            <note type="bibl"> Iffland.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_653"> Weimar, den 8. April 1796.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_654"> Karl August schrieb an den Rand dieser Eingabe:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_655"> Weimar, 23. April 1796.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_656"> &#x201E;Ich bin im Allgemeinen mit diesen Vorschlägen zufrieden, und es kann,<lb/><note type="bibl"> C. A.</note> nach näherer Erklärung, die Unterhandlung fortgesetzt werden."   </p><lb/>
            <p xml:id="ID_657"> Mündlich hatte Iffland bei den Besprechungen über sein Engagement in<lb/>
Weimar den Wunsch ausgesprochen, Herrn und Mad. Beck von Mannheim<lb/>
zugleich mit sich nach Weimar bringen zu können, weil er mit denselben lange<lb/>
in Freundschaft gelebt. In Weimar hielt man dies für zu theuer, auch ge¬<lb/>
fielen die BeckS nicht sonderlich und kamen überdies bereits zu alt vor. Da<lb/>
schreibt denn Iffland am 1. Juni 96:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_658"> &#x201E;Warum will das Schicksal an einem Orte, daran mein ganzes Herz<lb/>
so wahr, so warm, so innig, so herzlich hängt, wie das »«einige an Weimar,<lb/>
warum will es, daß ich dadurch, daß ich dorthin gehe, eine zwanzigjährige<lb/>
Freundschaft zerreiße!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_659"> Darauf antwortet Kirms am 7. Juli unter andern:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_660" next="#ID_661"> &#x201E;Sie sind wahrscheinlich wegen Becks Angelegenheiten mit Goethe unzu¬<lb/>
frieden.  Dies ist aber wol vorübergehend.  Goethe schätzt Sie hoch, was</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0194] Da ich mir mein Weggehn von Mannheim unnöthig erschweren würde, wenn hiervon vor der Zeit etwas bekannt würde, so muß ich gehorsamst bitten, nichts davon bekannt werden zu lassen. Ich bin unfähig, etwas zu mißbrauchen oder leere Versprechungen zu thun; es ist daher meine Pflicht, die nähere Bestimmung des Ganzen von Mannheim aus zu machen, da in einer Krise, wie jetzt dort ist, bei nur wenig Wochen sich vieles entwickeln muß, was mir gegenüber Herrn von Dalberg alles erleichtert. Das ist, was ich vorläufig sagen kann. Nähere Kenntniß deö ökono¬ mischen Fonds vom hiesigen Theater läßt demnächst mich bestimmt sagen, aus welche Höhe das hiesige Theater noch gebracht werden kann, dem ich mich ganz widmen würde. Ich würde mich auf den Fall meines unter den sonst proponirten Be¬ dingungen geschlossenen Engagements zu Weimar gern reversiren, diesen Ort nie zu verlassen, um ein anderes Engagement anzunehmen. Dagegen, um mir Neuheit zu erhalten, würden Herzog!. Durchlaucht gnädigst geruhen, mir alle zwei Jahre etwa einen Monat Reiseurlaub zu gestatten. So lange die Reise nach Lauchstädt nöthig ist oder nach Erfurt, kann» außer den Operretlen leicht ein andrer meine Rollen übernehmen. Ich wende nichts ein, wenn der Fall sich so träfe, nach Gotha oder einem andern ähn¬ lichen Orte anzugehn. Einige Kompensation der Quartlerunkosten ist etwas, das ich nach seiner natürlichen Billigkeit hier nur im Vorbeigehn berühre. Iffland. Weimar, den 8. April 1796. Karl August schrieb an den Rand dieser Eingabe: Weimar, 23. April 1796. „Ich bin im Allgemeinen mit diesen Vorschlägen zufrieden, und es kann, C. A. nach näherer Erklärung, die Unterhandlung fortgesetzt werden." Mündlich hatte Iffland bei den Besprechungen über sein Engagement in Weimar den Wunsch ausgesprochen, Herrn und Mad. Beck von Mannheim zugleich mit sich nach Weimar bringen zu können, weil er mit denselben lange in Freundschaft gelebt. In Weimar hielt man dies für zu theuer, auch ge¬ fielen die BeckS nicht sonderlich und kamen überdies bereits zu alt vor. Da schreibt denn Iffland am 1. Juni 96: „Warum will das Schicksal an einem Orte, daran mein ganzes Herz so wahr, so warm, so innig, so herzlich hängt, wie das »«einige an Weimar, warum will es, daß ich dadurch, daß ich dorthin gehe, eine zwanzigjährige Freundschaft zerreiße!" Darauf antwortet Kirms am 7. Juli unter andern: „Sie sind wahrscheinlich wegen Becks Angelegenheiten mit Goethe unzu¬ frieden. Dies ist aber wol vorübergehend. Goethe schätzt Sie hoch, was

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/194
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/194>, abgerufen am 22.12.2024.