Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.immer sogleich den Wald weg, um die schauerliche Wildniß zugänglich zu Unterdeß war denn doch die Kunde durchs Land gedrungen, es seien Heil¬ Noch schreckte die fürchterliche Einöde von dem Besuch ab, und um diesem Ob der Grund und Boden, auf dem die Quellen entspringen, Eigenthum immer sogleich den Wald weg, um die schauerliche Wildniß zugänglich zu Unterdeß war denn doch die Kunde durchs Land gedrungen, es seien Heil¬ Noch schreckte die fürchterliche Einöde von dem Besuch ab, und um diesem Ob der Grund und Boden, auf dem die Quellen entspringen, Eigenthum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103289"/> <p xml:id="ID_510" prev="#ID_509"> immer sogleich den Wald weg, um die schauerliche Wildniß zugänglich zu<lb/> machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_511"> Unterdeß war denn doch die Kunde durchs Land gedrungen, es seien Heil¬<lb/> quellen entdeckt worden, und es gelang den rastlosen Bemühungen des Sardar<lb/> Michalaki durch Beseitigung von Felsstücken und Ausdauer des Waldes etwas<lb/> einem Wege Aehnliches zu Stande zu bringen, wodurch es möglich wurde,<lb/> wenigstens zu Pferde den Ort zu erreichen. Aber erst im Jahr 1812 fanden<lb/> sich die ersten Badegäste ein, zwei oder drei an der Zahl, Leute, welche, weil sie<lb/> von Deutschlands Heilquellen gehört hatten, die Wirkung von Mineralwasser<lb/> hoch schätzten. Wenn man bedenkt, daß noch heute Wölfe, Bären und Wild¬<lb/> schweine in die Gehege der wenigen hier lebenden Bauern dringen, und ihnen<lb/> nicht selten Schaden thun, so kann man sich vorstellen, was diese Ansiedler¬<lb/> patienten für ein geselliges Leben mit den Bewohnern des Waldes geführt<lb/> haben müssen, zumal sie, was ein Obdach betrifft, nur auf ihr eigenes<lb/> Talent für Baukunst angewiesen waren. Aber die wohlthätige Wirkung des<lb/> Wassers soll sie für alle überstandenen Beschwerden entschädigt haben, lang¬<lb/> jährige, hartnäckige Uebel sollen verschwunden sein ohne alle ärztliche An¬<lb/> weisung, und nur weil der Kranke Mineralwasser trank, so viel in ihn hinein<lb/> wollte, und zwar von der Quelle, die. am wenigsten schlecht schmeckte. — Kurz<lb/> der Ruf Slaniks stieg, so daß im Jahr 1816 auch der Metrvpolyt Benjamin<lb/> Gerassim sich einfand, für welchen der Sardar Michalaki Spridon die ersten-<lb/> zwei Breterbudcn oder Häuser zusammennagelte.</p><lb/> <p xml:id="ID_512"> Noch schreckte die fürchterliche Einöde von dem Besuch ab, und um diesem<lb/> Uebelstande abzuhelfen, erbat Spridon von dem damals regierenden Fürsten<lb/> Kalimach die Erlaubniß, zwölf Bauern in dem Slanikthale abgabenfrei anzu¬<lb/> siedeln. Die Zahl der Ansiedler wurde im Jahre 1826 von dem Fürsten Ivan<lb/> Sturdza auf 27, und im Jahr 1836 durch Michael Sturdza auf 30 erhöht,<lb/> wobei jedoch letzterer dem Unternehmer die Verpflichtung auferlegte, sechs<lb/> Zimmer für mittellose Kranke herzurichten. So entstanden die Häusergruppen,<lb/> an denen man, durch das Thal ziehend, vorüberfährt. Unterdeß waren auch<lb/> in dem eigentlichen Starik die Bauten vorgerückt, und es eristirten also vor<lb/> 20 Jahren schon 3i Nummern.</p><lb/> <p xml:id="ID_513" next="#ID_514"> Ob der Grund und Boden, auf dem die Quellen entspringen, Eigenthum<lb/> des kühnen Jägers gewesen, oder ob der Instinct ihm den justinianischen<lb/> Grundsatz zugeflüstert: rc-8 nulla-z eeäit primo oceupkmti, genug, der Sardar<lb/> Michalaki hatte die Badeanstalt seit 39 Jahren als sein Eigenthum betrachtet,<lb/> als 1840 die Regierung sie ihm wegnahm unter dem Vorwande, ein Gemein¬<lb/> gut dieser Art könne nur dem Fiscus gehören. Keine Vergütung ward ihm<lb/> sür die gehabten Unkosten und Bemühungen; die Kränkung griff ihm aus<lb/> Leben, und der Entdecker der Heilquellen starb den 22. November 184L. Kein</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
immer sogleich den Wald weg, um die schauerliche Wildniß zugänglich zu
machen.
Unterdeß war denn doch die Kunde durchs Land gedrungen, es seien Heil¬
quellen entdeckt worden, und es gelang den rastlosen Bemühungen des Sardar
Michalaki durch Beseitigung von Felsstücken und Ausdauer des Waldes etwas
einem Wege Aehnliches zu Stande zu bringen, wodurch es möglich wurde,
wenigstens zu Pferde den Ort zu erreichen. Aber erst im Jahr 1812 fanden
sich die ersten Badegäste ein, zwei oder drei an der Zahl, Leute, welche, weil sie
von Deutschlands Heilquellen gehört hatten, die Wirkung von Mineralwasser
hoch schätzten. Wenn man bedenkt, daß noch heute Wölfe, Bären und Wild¬
schweine in die Gehege der wenigen hier lebenden Bauern dringen, und ihnen
nicht selten Schaden thun, so kann man sich vorstellen, was diese Ansiedler¬
patienten für ein geselliges Leben mit den Bewohnern des Waldes geführt
haben müssen, zumal sie, was ein Obdach betrifft, nur auf ihr eigenes
Talent für Baukunst angewiesen waren. Aber die wohlthätige Wirkung des
Wassers soll sie für alle überstandenen Beschwerden entschädigt haben, lang¬
jährige, hartnäckige Uebel sollen verschwunden sein ohne alle ärztliche An¬
weisung, und nur weil der Kranke Mineralwasser trank, so viel in ihn hinein
wollte, und zwar von der Quelle, die. am wenigsten schlecht schmeckte. — Kurz
der Ruf Slaniks stieg, so daß im Jahr 1816 auch der Metrvpolyt Benjamin
Gerassim sich einfand, für welchen der Sardar Michalaki Spridon die ersten-
zwei Breterbudcn oder Häuser zusammennagelte.
Noch schreckte die fürchterliche Einöde von dem Besuch ab, und um diesem
Uebelstande abzuhelfen, erbat Spridon von dem damals regierenden Fürsten
Kalimach die Erlaubniß, zwölf Bauern in dem Slanikthale abgabenfrei anzu¬
siedeln. Die Zahl der Ansiedler wurde im Jahre 1826 von dem Fürsten Ivan
Sturdza auf 27, und im Jahr 1836 durch Michael Sturdza auf 30 erhöht,
wobei jedoch letzterer dem Unternehmer die Verpflichtung auferlegte, sechs
Zimmer für mittellose Kranke herzurichten. So entstanden die Häusergruppen,
an denen man, durch das Thal ziehend, vorüberfährt. Unterdeß waren auch
in dem eigentlichen Starik die Bauten vorgerückt, und es eristirten also vor
20 Jahren schon 3i Nummern.
Ob der Grund und Boden, auf dem die Quellen entspringen, Eigenthum
des kühnen Jägers gewesen, oder ob der Instinct ihm den justinianischen
Grundsatz zugeflüstert: rc-8 nulla-z eeäit primo oceupkmti, genug, der Sardar
Michalaki hatte die Badeanstalt seit 39 Jahren als sein Eigenthum betrachtet,
als 1840 die Regierung sie ihm wegnahm unter dem Vorwande, ein Gemein¬
gut dieser Art könne nur dem Fiscus gehören. Keine Vergütung ward ihm
sür die gehabten Unkosten und Bemühungen; die Kränkung griff ihm aus
Leben, und der Entdecker der Heilquellen starb den 22. November 184L. Kein
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