Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.bürgerlichen Gleichheit in Frankreich zugetragen hatte, welchem die Zeitgenossen So stellt sich die gesammte Geschichte als eine große Einheit dar, in Thierry scheint die Enttäuschungen der letzten Jahre doch stark empfunden Die große türkische Centraleisenbahn. Die jetzige Bedeutung des osmanischen Reiches liegt nicht in dem Staat, 13*
bürgerlichen Gleichheit in Frankreich zugetragen hatte, welchem die Zeitgenossen So stellt sich die gesammte Geschichte als eine große Einheit dar, in Thierry scheint die Enttäuschungen der letzten Jahre doch stark empfunden Die große türkische Centraleisenbahn. Die jetzige Bedeutung des osmanischen Reiches liegt nicht in dem Staat, 13*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103240"/> <p xml:id="ID_310" prev="#ID_309"> bürgerlichen Gleichheit in Frankreich zugetragen hatte, welchem die Zeitgenossen<lb/> den Charakter einer Revolution beilegten."</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> So stellt sich die gesammte Geschichte als eine große Einheit dar, in<lb/> welcher Schritt für Schritt den Bewegungen von 1789 in die Hände gear¬<lb/> beitet wurde. Wir haben bereits bemerkt, daß die Februarrevolution durch<lb/> die anscheinend vollständige Unterdrückung der bürgerlichen Freiheit manche<lb/> von diesen Ansichten als eine Illusion darstellte. Trotzdem behalten sie, ab¬<lb/> gesehen von ihrer geistvollen Darstellung, schon insofern ihre Bedeutung, als<lb/> sie das Glaubensbekenntniß der großen Mehrzahl des französischen Volkes<lb/> aussprechen, wie es von einem hochgebildeten Geiste concipirt und mit der<lb/> Welt der Thatsachen in eine leidliche Uebereinstimmung gebracht wor¬<lb/> den ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_312"> Thierry scheint die Enttäuschungen der letzten Jahre doch stark empfunden<lb/> zu haben. Er hatte zugleich den Verlust der meisten seiner nächsten Freunde<lb/> zu bedauern, die ihm bei seinen Arbeiten hilfreich Hand geleistet hatten; aber<lb/> er konnte in seinen letzten Lebenstagen sich durch das Bewußtsein trösten, daß<lb/> die öffentliche Meinung ihn als den ersten Geschichtschreiber seiner Nation<lb/><note type="byline"> I. S.</note> ehrte; ein Urtheil, dem wir völlig beipflichten. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die große türkische Centraleisenbahn.</head><lb/> <p xml:id="ID_313" next="#ID_314"> Die jetzige Bedeutung des osmanischen Reiches liegt nicht in dem Staat,<lb/> sondern in seiner geographischen Lage. Die türkischen Länder in Asten, Eu¬<lb/> ropa und Afrika bilden zusammenbetrachtet den Mittelpunkt des großen Kon¬<lb/> tinents, welcher sich aus den drei Erdtheilen zusammensetzt, die Herzgegend<lb/> der ganzen östlichen Hemisphäre. Diese Situation im Centrum des Welt¬<lb/> ganzen hat diese Ländermassen in allen Zeiten zum Durchgangspunkt aller<lb/> universalen Bewegungen gemacht. Die Cultur der Pharaonen, die Zelte Moses<lb/> standen auf dem Grunde, welcher jetzt türkisch ist. Von hier aus kam durch die Phö¬<lb/> nicier Seehandel und Buchstabenschrift in die Welt, hier erblühte die Schönheit<lb/> griechischenLebens. Um seinen Welterobernngsplänen nachzugehen, mußte Alexan¬<lb/> der diese Länder in seinen Händen halten, weil von ihnen aus sich Deboucheen<lb/> nach drei Erdtheilen eröffnen; Roms Herrschaft über das Mittelmcerreich, über<lb/> Asien und Afrika wurde gewonnen, als es seine Adler hierhergetragen, hier<lb/> entschieden die Schlachten von Pharsalus und Antium, wer über den Orbis<lb/> herrschen sollte; das Christenthum nahm von hier aus seinen Ausgang, des¬<lb/> gleichen der Islam, und der in den Kreuzzügen gescheiterte Versuch, das</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 13*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
bürgerlichen Gleichheit in Frankreich zugetragen hatte, welchem die Zeitgenossen
den Charakter einer Revolution beilegten."
So stellt sich die gesammte Geschichte als eine große Einheit dar, in
welcher Schritt für Schritt den Bewegungen von 1789 in die Hände gear¬
beitet wurde. Wir haben bereits bemerkt, daß die Februarrevolution durch
die anscheinend vollständige Unterdrückung der bürgerlichen Freiheit manche
von diesen Ansichten als eine Illusion darstellte. Trotzdem behalten sie, ab¬
gesehen von ihrer geistvollen Darstellung, schon insofern ihre Bedeutung, als
sie das Glaubensbekenntniß der großen Mehrzahl des französischen Volkes
aussprechen, wie es von einem hochgebildeten Geiste concipirt und mit der
Welt der Thatsachen in eine leidliche Uebereinstimmung gebracht wor¬
den ist.
Thierry scheint die Enttäuschungen der letzten Jahre doch stark empfunden
zu haben. Er hatte zugleich den Verlust der meisten seiner nächsten Freunde
zu bedauern, die ihm bei seinen Arbeiten hilfreich Hand geleistet hatten; aber
er konnte in seinen letzten Lebenstagen sich durch das Bewußtsein trösten, daß
die öffentliche Meinung ihn als den ersten Geschichtschreiber seiner Nation
I. S. ehrte; ein Urtheil, dem wir völlig beipflichten.
Die große türkische Centraleisenbahn.
Die jetzige Bedeutung des osmanischen Reiches liegt nicht in dem Staat,
sondern in seiner geographischen Lage. Die türkischen Länder in Asten, Eu¬
ropa und Afrika bilden zusammenbetrachtet den Mittelpunkt des großen Kon¬
tinents, welcher sich aus den drei Erdtheilen zusammensetzt, die Herzgegend
der ganzen östlichen Hemisphäre. Diese Situation im Centrum des Welt¬
ganzen hat diese Ländermassen in allen Zeiten zum Durchgangspunkt aller
universalen Bewegungen gemacht. Die Cultur der Pharaonen, die Zelte Moses
standen auf dem Grunde, welcher jetzt türkisch ist. Von hier aus kam durch die Phö¬
nicier Seehandel und Buchstabenschrift in die Welt, hier erblühte die Schönheit
griechischenLebens. Um seinen Welterobernngsplänen nachzugehen, mußte Alexan¬
der diese Länder in seinen Händen halten, weil von ihnen aus sich Deboucheen
nach drei Erdtheilen eröffnen; Roms Herrschaft über das Mittelmcerreich, über
Asien und Afrika wurde gewonnen, als es seine Adler hierhergetragen, hier
entschieden die Schlachten von Pharsalus und Antium, wer über den Orbis
herrschen sollte; das Christenthum nahm von hier aus seinen Ausgang, des¬
gleichen der Islam, und der in den Kreuzzügen gescheiterte Versuch, das
13*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |