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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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bessern, Fuße eingerichtet wurden) durch seine statistischen Arbeiten über Frank¬
reich sich so vortheilhaft auszeichnet. Jetzt hat außerdem jedes Ministerium
sein statistisches Bureau. Besonders gut organistrt ist das deö Handelsmini¬
steriums, welches übrigens schon seit 1836 besteht.

In England wurden die ersten größeren officiellen statistischen Arbeiten
im Jahre -1823 auf Befehl des Parlamentes unternommen. Sie gingen bis
1800 zurück, daher man bei vergleichenden Statistiker und nationalökonomischen
Werken über England fast durchweg die statistischen Angaben fortlaufend
nur von diesem Jahre ab findet. 1832 wurde eine besondere statistische Ab¬
theilung ("enerirl KöA.Stör OMos) beim Zoll- und Handelsamte errichtet. Eine
Centralstelle sür die allgemeine Statistik besteht nicht. Jedes Ministerium hat
sein Bureau für Statistik. Die statistischen Arbeiten wurden, sobald sie irgend
von Interesse waren, veröffentlicht. Unter den der Oeffentlichkeit übergebenen
Documenten verdienen namentlich die Bevölkerungslisten, welche alle 10 Jahr
(seit 1801) erschienen und auch in Beziehung auf fremde Länder ver¬
gleichende Angaben enthalten, Erwähnung. Dies ist überhaupt eine
Eigenthümlichkeit der englischen officiellen Statistik; auch die des Handels enthält
vergleichende Angaben in Beziehung auf fremde Länder. Durch Privatvereine,
(z. B. die statistische Gesellschaft in London) Zeitschriften, von Privatpersonen
ausgesetzte Prämien, zahlreiche Broschüren, wird außerdem in England sehr
viel sür Statistik gethan.

In Nordamerika endlich ist jeder Staat der Union verpflichtet, die
Materialien zur Statistik der Vereinigten Staaten zu liefern. In Neujork
besteht das Centralbureau für die Bundesstatistik; die Jahresberichte der einzelnen
Ministerien enthalten je für ihren Verwaltungszweig die umfassendsten stati¬
stischen Angaben, die alsdann generalisirt und in einen Hauptbericht zusammen¬
gestellt werden. --,

Der allgemeine Weltnutzen aller dieser von den Staatsregierungen, von
Privatvereinen und Privatpersonen ausgegangenen Arbeiten wurde aber
wesentlich durch den Mangel an Einheit geschwächt. Es fehlte den Arbeiten
um übereinstimmenden Grundlagen, sie waren nicht nach allgemein anerkannten
Principien aufgestellt, wenngleich sie oft sehr systematisch waren. Hier hatte
man jene, dort diese Eintheilungsart gewählt, hier war man specieller, dort
allgemeiner zu Werke gegangen. Dazu kam die grenzenlose Verschiedenheit
der Münzen, Maße und Gewichte, so wie der Gesetzgebung (namentlich der
Zollgesetzgebung, Tarife), an welche letztere sich die Statistik mehr oder weniger
anschließen muß. Kurz die Arbeiten waren, wenn man Vergleiche zwischen
mehren Ländern anstellen oder auch oft sogar schon, wenn man sie blos zu
einem andern Zweck, als dem bei ihrer Anfertigung vorgelegenen, gebrauchen
wollte, nicht genügend und daher für ein universelles Interesse schwer nutzbar
. , , .


bessern, Fuße eingerichtet wurden) durch seine statistischen Arbeiten über Frank¬
reich sich so vortheilhaft auszeichnet. Jetzt hat außerdem jedes Ministerium
sein statistisches Bureau. Besonders gut organistrt ist das deö Handelsmini¬
steriums, welches übrigens schon seit 1836 besteht.

In England wurden die ersten größeren officiellen statistischen Arbeiten
im Jahre -1823 auf Befehl des Parlamentes unternommen. Sie gingen bis
1800 zurück, daher man bei vergleichenden Statistiker und nationalökonomischen
Werken über England fast durchweg die statistischen Angaben fortlaufend
nur von diesem Jahre ab findet. 1832 wurde eine besondere statistische Ab¬
theilung («enerirl KöA.Stör OMos) beim Zoll- und Handelsamte errichtet. Eine
Centralstelle sür die allgemeine Statistik besteht nicht. Jedes Ministerium hat
sein Bureau für Statistik. Die statistischen Arbeiten wurden, sobald sie irgend
von Interesse waren, veröffentlicht. Unter den der Oeffentlichkeit übergebenen
Documenten verdienen namentlich die Bevölkerungslisten, welche alle 10 Jahr
(seit 1801) erschienen und auch in Beziehung auf fremde Länder ver¬
gleichende Angaben enthalten, Erwähnung. Dies ist überhaupt eine
Eigenthümlichkeit der englischen officiellen Statistik; auch die des Handels enthält
vergleichende Angaben in Beziehung auf fremde Länder. Durch Privatvereine,
(z. B. die statistische Gesellschaft in London) Zeitschriften, von Privatpersonen
ausgesetzte Prämien, zahlreiche Broschüren, wird außerdem in England sehr
viel sür Statistik gethan.

In Nordamerika endlich ist jeder Staat der Union verpflichtet, die
Materialien zur Statistik der Vereinigten Staaten zu liefern. In Neujork
besteht das Centralbureau für die Bundesstatistik; die Jahresberichte der einzelnen
Ministerien enthalten je für ihren Verwaltungszweig die umfassendsten stati¬
stischen Angaben, die alsdann generalisirt und in einen Hauptbericht zusammen¬
gestellt werden. —,

Der allgemeine Weltnutzen aller dieser von den Staatsregierungen, von
Privatvereinen und Privatpersonen ausgegangenen Arbeiten wurde aber
wesentlich durch den Mangel an Einheit geschwächt. Es fehlte den Arbeiten
um übereinstimmenden Grundlagen, sie waren nicht nach allgemein anerkannten
Principien aufgestellt, wenngleich sie oft sehr systematisch waren. Hier hatte
man jene, dort diese Eintheilungsart gewählt, hier war man specieller, dort
allgemeiner zu Werke gegangen. Dazu kam die grenzenlose Verschiedenheit
der Münzen, Maße und Gewichte, so wie der Gesetzgebung (namentlich der
Zollgesetzgebung, Tarife), an welche letztere sich die Statistik mehr oder weniger
anschließen muß. Kurz die Arbeiten waren, wenn man Vergleiche zwischen
mehren Ländern anstellen oder auch oft sogar schon, wenn man sie blos zu
einem andern Zweck, als dem bei ihrer Anfertigung vorgelegenen, gebrauchen
wollte, nicht genügend und daher für ein universelles Interesse schwer nutzbar
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/67>, abgerufen am 23.07.2024.