Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

In Würtemberg ward 1820 ein statistisches Bureau errichtet und. dem
Finanzministerium untergeordnet.

In Sachsen werden die statistischen Arbeiten beim Ministerium des
Innern besorgt. Ein 1831 gegründeter Privatverein hat hier die hauptsäch¬
lichste Anregung zur Statistik gegeben.

In Hannover ist erst vor kurzer Zeit eine besondere Centralstelle für
Statistik eingerichtet worden.

In Baden wird, nach den Mittheilungen Mittermaiers auf dem statisti¬
schen Kongreß in Brüssel, jetzt ein besonderes statistisches Bureau organisirt.
Die Centralcommisston, welche schon 1836 eingerichtet werden sollte, law nicht
zu Stande, und ein ähnlicher Versuch scheiterte in den Stürmen der Re¬
volution.

In Braunschweig wurde 1841 die Centralcommisston für Statistik ein¬
gerichtet.

In Hamburg besteht ein besonderes Bureau für die Handelsstatistik.

In Dänemark hat die Statistik seit 1833 Eingang gefunden; seit 1849
ist eine besondere Ministerialabtheilung unter einem eignen Director dasür
organisirt.

In Schweden ist die Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit der
Anfertigung der Bevölkerungslisten beauftragt. Das übrige statistische Material
wird bei den einzelnen Ministerien gesammelt. Für Norwegen besteht
indeß in Christiania ein besonderes statistisches Bureau (seit 1830).

In Rußland hat ebenfalls die Petersburger Akademie durch ihre statisti¬
schen Arbeiten sich ausgezeichnet. Die ersten statistischen Ermittlungen in
dem weiten Reich begann Peter der Große. Durch Einführung geordneter
Kirchenbücher legte er den Grundstein zu einer künftigen guten Statistik der
Bevölkerung. Später haben Katharina II. und Alexander mehr dafür gethan.
Ein eignes statistisches Centralbureau aber eristirt noch nicht. Jedes Ministe¬
rium hat eine besondere Abtheilung, die sich mit der Sammlung und Zu¬
sammenstellung des statistischen Materials befaßt. Auch erscheint in Petersburg
um Journal für die Statistik des russischen Reichs. In neuerer Zeit ist es
besonders der russische Geheimrath von Tengoborski, der sich durch seine
statistischen Arbeiten über Rußland, die um so willkommener waren, als man
sonst im Allgemeinen wenig von Rußlands innern Verhältnissen erfährt, einen
wohlverdienten Ruf erworben hat. Für Handelsstatistik ist die in Petersburg
erscheinende Handelszeiuuig von Interesse.

In Holland entwickelten sich schon 1804 die Keime rineS statistischen
Bureaus, das 1826 organisirt, 1830 aber schon wieder aufgehoben wurde;
1848 wurden darauf zwei statistische Bureaus, eins beim Handels- und eins
beim Finanzministerium eingerichtet.


Grenzboten. IV. <8so. 8

In Würtemberg ward 1820 ein statistisches Bureau errichtet und. dem
Finanzministerium untergeordnet.

In Sachsen werden die statistischen Arbeiten beim Ministerium des
Innern besorgt. Ein 1831 gegründeter Privatverein hat hier die hauptsäch¬
lichste Anregung zur Statistik gegeben.

In Hannover ist erst vor kurzer Zeit eine besondere Centralstelle für
Statistik eingerichtet worden.

In Baden wird, nach den Mittheilungen Mittermaiers auf dem statisti¬
schen Kongreß in Brüssel, jetzt ein besonderes statistisches Bureau organisirt.
Die Centralcommisston, welche schon 1836 eingerichtet werden sollte, law nicht
zu Stande, und ein ähnlicher Versuch scheiterte in den Stürmen der Re¬
volution.

In Braunschweig wurde 1841 die Centralcommisston für Statistik ein¬
gerichtet.

In Hamburg besteht ein besonderes Bureau für die Handelsstatistik.

In Dänemark hat die Statistik seit 1833 Eingang gefunden; seit 1849
ist eine besondere Ministerialabtheilung unter einem eignen Director dasür
organisirt.

In Schweden ist die Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit der
Anfertigung der Bevölkerungslisten beauftragt. Das übrige statistische Material
wird bei den einzelnen Ministerien gesammelt. Für Norwegen besteht
indeß in Christiania ein besonderes statistisches Bureau (seit 1830).

In Rußland hat ebenfalls die Petersburger Akademie durch ihre statisti¬
schen Arbeiten sich ausgezeichnet. Die ersten statistischen Ermittlungen in
dem weiten Reich begann Peter der Große. Durch Einführung geordneter
Kirchenbücher legte er den Grundstein zu einer künftigen guten Statistik der
Bevölkerung. Später haben Katharina II. und Alexander mehr dafür gethan.
Ein eignes statistisches Centralbureau aber eristirt noch nicht. Jedes Ministe¬
rium hat eine besondere Abtheilung, die sich mit der Sammlung und Zu¬
sammenstellung des statistischen Materials befaßt. Auch erscheint in Petersburg
um Journal für die Statistik des russischen Reichs. In neuerer Zeit ist es
besonders der russische Geheimrath von Tengoborski, der sich durch seine
statistischen Arbeiten über Rußland, die um so willkommener waren, als man
sonst im Allgemeinen wenig von Rußlands innern Verhältnissen erfährt, einen
wohlverdienten Ruf erworben hat. Für Handelsstatistik ist die in Petersburg
erscheinende Handelszeiuuig von Interesse.

In Holland entwickelten sich schon 1804 die Keime rineS statistischen
Bureaus, das 1826 organisirt, 1830 aber schon wieder aufgehoben wurde;
1848 wurden darauf zwei statistische Bureaus, eins beim Handels- und eins
beim Finanzministerium eingerichtet.


Grenzboten. IV. <8so. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102660"/>
          <p xml:id="ID_176"> In Würtemberg ward 1820 ein statistisches Bureau errichtet und. dem<lb/>
Finanzministerium untergeordnet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_177"> In Sachsen werden die statistischen Arbeiten beim Ministerium des<lb/>
Innern besorgt. Ein 1831 gegründeter Privatverein hat hier die hauptsäch¬<lb/>
lichste Anregung zur Statistik gegeben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_178"> In Hannover ist erst vor kurzer Zeit eine besondere Centralstelle für<lb/>
Statistik eingerichtet worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_179"> In Baden wird, nach den Mittheilungen Mittermaiers auf dem statisti¬<lb/>
schen Kongreß in Brüssel, jetzt ein besonderes statistisches Bureau organisirt.<lb/>
Die Centralcommisston, welche schon 1836 eingerichtet werden sollte, law nicht<lb/>
zu Stande, und ein ähnlicher Versuch scheiterte in den Stürmen der Re¬<lb/>
volution.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_180"> In Braunschweig wurde 1841 die Centralcommisston für Statistik ein¬<lb/>
gerichtet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_181"> In Hamburg besteht ein besonderes Bureau für die Handelsstatistik.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_182"> In Dänemark hat die Statistik seit 1833 Eingang gefunden; seit 1849<lb/>
ist eine besondere Ministerialabtheilung unter einem eignen Director dasür<lb/>
organisirt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_183"> In Schweden ist die Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit der<lb/>
Anfertigung der Bevölkerungslisten beauftragt. Das übrige statistische Material<lb/>
wird bei den einzelnen Ministerien gesammelt. Für Norwegen besteht<lb/>
indeß in Christiania ein besonderes statistisches Bureau (seit 1830).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_184"> In Rußland hat ebenfalls die Petersburger Akademie durch ihre statisti¬<lb/>
schen Arbeiten sich ausgezeichnet. Die ersten statistischen Ermittlungen in<lb/>
dem weiten Reich begann Peter der Große. Durch Einführung geordneter<lb/>
Kirchenbücher legte er den Grundstein zu einer künftigen guten Statistik der<lb/>
Bevölkerung. Später haben Katharina II. und Alexander mehr dafür gethan.<lb/>
Ein eignes statistisches Centralbureau aber eristirt noch nicht. Jedes Ministe¬<lb/>
rium hat eine besondere Abtheilung, die sich mit der Sammlung und Zu¬<lb/>
sammenstellung des statistischen Materials befaßt. Auch erscheint in Petersburg<lb/>
um Journal für die Statistik des russischen Reichs. In neuerer Zeit ist es<lb/>
besonders der russische Geheimrath von Tengoborski, der sich durch seine<lb/>
statistischen Arbeiten über Rußland, die um so willkommener waren, als man<lb/>
sonst im Allgemeinen wenig von Rußlands innern Verhältnissen erfährt, einen<lb/>
wohlverdienten Ruf erworben hat. Für Handelsstatistik ist die in Petersburg<lb/>
erscheinende Handelszeiuuig von Interesse.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_185"> In Holland entwickelten sich schon 1804 die Keime rineS statistischen<lb/>
Bureaus, das 1826 organisirt, 1830 aber schon wieder aufgehoben wurde;<lb/>
1848 wurden darauf zwei statistische Bureaus, eins beim Handels- und eins<lb/>
beim Finanzministerium eingerichtet.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. IV. &lt;8so. 8</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] In Würtemberg ward 1820 ein statistisches Bureau errichtet und. dem Finanzministerium untergeordnet. In Sachsen werden die statistischen Arbeiten beim Ministerium des Innern besorgt. Ein 1831 gegründeter Privatverein hat hier die hauptsäch¬ lichste Anregung zur Statistik gegeben. In Hannover ist erst vor kurzer Zeit eine besondere Centralstelle für Statistik eingerichtet worden. In Baden wird, nach den Mittheilungen Mittermaiers auf dem statisti¬ schen Kongreß in Brüssel, jetzt ein besonderes statistisches Bureau organisirt. Die Centralcommisston, welche schon 1836 eingerichtet werden sollte, law nicht zu Stande, und ein ähnlicher Versuch scheiterte in den Stürmen der Re¬ volution. In Braunschweig wurde 1841 die Centralcommisston für Statistik ein¬ gerichtet. In Hamburg besteht ein besonderes Bureau für die Handelsstatistik. In Dänemark hat die Statistik seit 1833 Eingang gefunden; seit 1849 ist eine besondere Ministerialabtheilung unter einem eignen Director dasür organisirt. In Schweden ist die Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit der Anfertigung der Bevölkerungslisten beauftragt. Das übrige statistische Material wird bei den einzelnen Ministerien gesammelt. Für Norwegen besteht indeß in Christiania ein besonderes statistisches Bureau (seit 1830). In Rußland hat ebenfalls die Petersburger Akademie durch ihre statisti¬ schen Arbeiten sich ausgezeichnet. Die ersten statistischen Ermittlungen in dem weiten Reich begann Peter der Große. Durch Einführung geordneter Kirchenbücher legte er den Grundstein zu einer künftigen guten Statistik der Bevölkerung. Später haben Katharina II. und Alexander mehr dafür gethan. Ein eignes statistisches Centralbureau aber eristirt noch nicht. Jedes Ministe¬ rium hat eine besondere Abtheilung, die sich mit der Sammlung und Zu¬ sammenstellung des statistischen Materials befaßt. Auch erscheint in Petersburg um Journal für die Statistik des russischen Reichs. In neuerer Zeit ist es besonders der russische Geheimrath von Tengoborski, der sich durch seine statistischen Arbeiten über Rußland, die um so willkommener waren, als man sonst im Allgemeinen wenig von Rußlands innern Verhältnissen erfährt, einen wohlverdienten Ruf erworben hat. Für Handelsstatistik ist die in Petersburg erscheinende Handelszeiuuig von Interesse. In Holland entwickelten sich schon 1804 die Keime rineS statistischen Bureaus, das 1826 organisirt, 1830 aber schon wieder aufgehoben wurde; 1848 wurden darauf zwei statistische Bureaus, eins beim Handels- und eins beim Finanzministerium eingerichtet. Grenzboten. IV. <8so. 8

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/65
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/65>, abgerufen am 23.07.2024.