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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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Partei angehörten,*) so kann es leicht sein, daß diese zur Zeit der letzten
Wahl die wirkliche Mehrheit der Ansiedler bildeten.

Wenn es aber der republikanischen Partei gelänge, die Nebraskabill
zu stürzen, bevor Kansas förmlich als Sklavenstaat in die Union aufgenommen
ist, und das im Missouricompromiß ausgesprochene Verbot, oder womöglich
eine noch größere geographische Beschränkung der Sklaverei wieder ins Leben
zu rufen (denn dies ist das Programm der Republikaner), so wäre Kansas
dem Sklaventhum entrissen.

Ohne Frage hing ein solcher Erfolg von der Präsidentenwahl ab.
Einmal, weil das Ergebniß der Präsidentenwahl den Geist bezeichnet, der die
Mehrzahl des amerikanischen Volkes beseelt, mithin auf die Richtung der künf¬
tigen Mehrheit im Congresse einen ziemlich untrüglichen Schluß zuläßt, da
im republikanischen Staate der Geist des Volkes zuletzt immer die entscheidende
Macht bleibt. Zweitens ist aber auch die persönliche Macht des Präsidenten
der Vereinigten Staaten dabei von großem Gewichte. Denn obgleich ihm in
der Gesetzgebung keine Initiative, sondern nur das Recht, gewisse Maßregeln
zu empfehlen, verliehen ist, so steht ihm doch in Bezug aus alle Gesetze und
Beschlüsse des Congresses ein Veto zu, das nur durch Nicderstimmung mit
einer Mehrheit von zwei Drittheilen in beiden Häusern des Congresses ent¬
kräftet werden kann. Ferner liegt die ganze e"ecutive Staatsgewalt in
seiner Hand: er vollzieht die Gesetze; er ist Generalissiömus deS Heeres, der
Nationalmiliz und der Flotte; er schließt Tractate mit Zustimmung von zwei
Drittheilen des Senats; er ernennt alle höhern Unionsbeamten unter Gut¬
heißung des Senats, und ohne diese ein Heer von Unterbeamten (namentlich
im Zoll- und Postwesen), was ihm auch indirecten Einfluß auf die Wahlen
gibt; mit einem Worte, er ist für die Dauer seiner Präsidentschaft, (4 Jahre) --
ein konstitutioneller Monarch. --

Wie also wird der Sieg der Demokraten, die Wahl Buchancms auf das
Ganze der Union wirken? Daß der Norden nicht zu den Waffen greisen wird,
versteht sich von selbst. Denn nicht zu vergessen, daß auch im Norden die Partei,
die eS mit der Nebraskabill hält, sehr stark ist -- gilt die Union in ihrer Integrität
jedem Amerikaner als das Allerheiligste, als die politische Bundeslade, wenn er
auch in Anwandlungen des blinden Zornes bisweilen von ihrer Auflösung spricht.
Auch erregt es fast Schwindel, wenn man nur die tausendfachen Schwierig¬
keiten erwägt, die im Fall einer Trennung schon mit der bloßen Abtheilung
des noch unbesiedelten Landes, des übrigen Vermögens und der nationalen



*) Der Bericht sagt: Wenn die Wahl vom 30. März 1833 ohne fremde Einmischung statt¬
gefunden hätte, so wurde das wahrscheinliche Resultat folgendes gewesen sein: Fiir den
Terrilorialsenat (Council) 7 Freibodemnänncr, 3 Anhäugerder Sklaverei und 3 zweifelhaft; --
fiir das Repräsentantenhaus ->i> Freibodenmäuucr, 7 Anhänger der Sklavenpartei und ö zweifelhaft.
Grenzboten. IV. 1886. . 33.

Partei angehörten,*) so kann es leicht sein, daß diese zur Zeit der letzten
Wahl die wirkliche Mehrheit der Ansiedler bildeten.

Wenn es aber der republikanischen Partei gelänge, die Nebraskabill
zu stürzen, bevor Kansas förmlich als Sklavenstaat in die Union aufgenommen
ist, und das im Missouricompromiß ausgesprochene Verbot, oder womöglich
eine noch größere geographische Beschränkung der Sklaverei wieder ins Leben
zu rufen (denn dies ist das Programm der Republikaner), so wäre Kansas
dem Sklaventhum entrissen.

Ohne Frage hing ein solcher Erfolg von der Präsidentenwahl ab.
Einmal, weil das Ergebniß der Präsidentenwahl den Geist bezeichnet, der die
Mehrzahl des amerikanischen Volkes beseelt, mithin auf die Richtung der künf¬
tigen Mehrheit im Congresse einen ziemlich untrüglichen Schluß zuläßt, da
im republikanischen Staate der Geist des Volkes zuletzt immer die entscheidende
Macht bleibt. Zweitens ist aber auch die persönliche Macht des Präsidenten
der Vereinigten Staaten dabei von großem Gewichte. Denn obgleich ihm in
der Gesetzgebung keine Initiative, sondern nur das Recht, gewisse Maßregeln
zu empfehlen, verliehen ist, so steht ihm doch in Bezug aus alle Gesetze und
Beschlüsse des Congresses ein Veto zu, das nur durch Nicderstimmung mit
einer Mehrheit von zwei Drittheilen in beiden Häusern des Congresses ent¬
kräftet werden kann. Ferner liegt die ganze e»ecutive Staatsgewalt in
seiner Hand: er vollzieht die Gesetze; er ist Generalissiömus deS Heeres, der
Nationalmiliz und der Flotte; er schließt Tractate mit Zustimmung von zwei
Drittheilen des Senats; er ernennt alle höhern Unionsbeamten unter Gut¬
heißung des Senats, und ohne diese ein Heer von Unterbeamten (namentlich
im Zoll- und Postwesen), was ihm auch indirecten Einfluß auf die Wahlen
gibt; mit einem Worte, er ist für die Dauer seiner Präsidentschaft, (4 Jahre) —
ein konstitutioneller Monarch. —

Wie also wird der Sieg der Demokraten, die Wahl Buchancms auf das
Ganze der Union wirken? Daß der Norden nicht zu den Waffen greisen wird,
versteht sich von selbst. Denn nicht zu vergessen, daß auch im Norden die Partei,
die eS mit der Nebraskabill hält, sehr stark ist — gilt die Union in ihrer Integrität
jedem Amerikaner als das Allerheiligste, als die politische Bundeslade, wenn er
auch in Anwandlungen des blinden Zornes bisweilen von ihrer Auflösung spricht.
Auch erregt es fast Schwindel, wenn man nur die tausendfachen Schwierig¬
keiten erwägt, die im Fall einer Trennung schon mit der bloßen Abtheilung
des noch unbesiedelten Landes, des übrigen Vermögens und der nationalen



*) Der Bericht sagt: Wenn die Wahl vom 30. März 1833 ohne fremde Einmischung statt¬
gefunden hätte, so wurde das wahrscheinliche Resultat folgendes gewesen sein: Fiir den
Terrilorialsenat (Council) 7 Freibodemnänncr, 3 Anhäugerder Sklaverei und 3 zweifelhaft; —
fiir das Repräsentantenhaus ->i> Freibodenmäuucr, 7 Anhänger der Sklavenpartei und ö zweifelhaft.
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[0425] Partei angehörten,*) so kann es leicht sein, daß diese zur Zeit der letzten Wahl die wirkliche Mehrheit der Ansiedler bildeten. Wenn es aber der republikanischen Partei gelänge, die Nebraskabill zu stürzen, bevor Kansas förmlich als Sklavenstaat in die Union aufgenommen ist, und das im Missouricompromiß ausgesprochene Verbot, oder womöglich eine noch größere geographische Beschränkung der Sklaverei wieder ins Leben zu rufen (denn dies ist das Programm der Republikaner), so wäre Kansas dem Sklaventhum entrissen. Ohne Frage hing ein solcher Erfolg von der Präsidentenwahl ab. Einmal, weil das Ergebniß der Präsidentenwahl den Geist bezeichnet, der die Mehrzahl des amerikanischen Volkes beseelt, mithin auf die Richtung der künf¬ tigen Mehrheit im Congresse einen ziemlich untrüglichen Schluß zuläßt, da im republikanischen Staate der Geist des Volkes zuletzt immer die entscheidende Macht bleibt. Zweitens ist aber auch die persönliche Macht des Präsidenten der Vereinigten Staaten dabei von großem Gewichte. Denn obgleich ihm in der Gesetzgebung keine Initiative, sondern nur das Recht, gewisse Maßregeln zu empfehlen, verliehen ist, so steht ihm doch in Bezug aus alle Gesetze und Beschlüsse des Congresses ein Veto zu, das nur durch Nicderstimmung mit einer Mehrheit von zwei Drittheilen in beiden Häusern des Congresses ent¬ kräftet werden kann. Ferner liegt die ganze e»ecutive Staatsgewalt in seiner Hand: er vollzieht die Gesetze; er ist Generalissiömus deS Heeres, der Nationalmiliz und der Flotte; er schließt Tractate mit Zustimmung von zwei Drittheilen des Senats; er ernennt alle höhern Unionsbeamten unter Gut¬ heißung des Senats, und ohne diese ein Heer von Unterbeamten (namentlich im Zoll- und Postwesen), was ihm auch indirecten Einfluß auf die Wahlen gibt; mit einem Worte, er ist für die Dauer seiner Präsidentschaft, (4 Jahre) — ein konstitutioneller Monarch. — Wie also wird der Sieg der Demokraten, die Wahl Buchancms auf das Ganze der Union wirken? Daß der Norden nicht zu den Waffen greisen wird, versteht sich von selbst. Denn nicht zu vergessen, daß auch im Norden die Partei, die eS mit der Nebraskabill hält, sehr stark ist — gilt die Union in ihrer Integrität jedem Amerikaner als das Allerheiligste, als die politische Bundeslade, wenn er auch in Anwandlungen des blinden Zornes bisweilen von ihrer Auflösung spricht. Auch erregt es fast Schwindel, wenn man nur die tausendfachen Schwierig¬ keiten erwägt, die im Fall einer Trennung schon mit der bloßen Abtheilung des noch unbesiedelten Landes, des übrigen Vermögens und der nationalen *) Der Bericht sagt: Wenn die Wahl vom 30. März 1833 ohne fremde Einmischung statt¬ gefunden hätte, so wurde das wahrscheinliche Resultat folgendes gewesen sein: Fiir den Terrilorialsenat (Council) 7 Freibodemnänncr, 3 Anhäugerder Sklaverei und 3 zweifelhaft; — fiir das Repräsentantenhaus ->i> Freibodenmäuucr, 7 Anhänger der Sklavenpartei und ö zweifelhaft. Grenzboten. IV. 1886. . 33.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/425>, abgerufen am 23.07.2024.