Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.Ruf und Leistungen den so hoch gespannten Kräften und Anforderungen eines Um dem Fest als Fest- und als Pfingstfest seine reckte Bedeutung zu geben Ruf und Leistungen den so hoch gespannten Kräften und Anforderungen eines Um dem Fest als Fest- und als Pfingstfest seine reckte Bedeutung zu geben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0492" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102019"/> <p xml:id="ID_1352" prev="#ID_1351"> Ruf und Leistungen den so hoch gespannten Kräften und Anforderungen eines<lb/> solchen Festes genügen, ist von der Art, daß man sich über jeden Glücksfall<lb/> freuen, und, was nicht gelingen will, mit Resignation ertragen muß, Ein<lb/> Sonnenglanz, wie ihn Jenny Lind über das vorjährige Musikfest ausbreitete,<lb/> ist nur durch sie zu erreichen, und sie ist leider nicht immer zu erreichen. Das<lb/> Festcomitv hat durch die Berufung von Frl. Therese Tietjens aus Wien,<lb/> welcher Frl. Louise Theilen aus Düsseldorf und Frl. Jda Dannemann<lb/> aus Elberfeld für die zweiten Sopranpartien zur Seite standen, und von Frau<lb/> Johanna Hoffbauer-Fi ndors aus Halberstadt als Altistin gezeigt, daß<lb/> man darauf bedacht war, anerkannt tüchtige Kräfte zu gewinnen. Neben diesen<lb/> Damen war Herr Schneider aus Leipzig, schon durch den allgemeinen Bei¬<lb/> fall, den er voriges Jahr gefunden hatte, für daS diesjährige Musikfest<lb/> designirt; Herr Dumont-Fin.es aus Köln ist seit Jahren der Bassist<lb/> der Rheinlande. Durch die Theilnahme des Herr» Jules Stockhausen<lb/> war endlich für die Solovorträge ein Sänger gewonnen, welcher auch diesem<lb/> Theil der Leistungen des Musikfestes eine Bedeutung gab, wie sie allein eine<lb/> im höchsten Sinne künstlerische Bollendung zu verleihen im Stande ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1353" next="#ID_1354"> Um dem Fest als Fest- und als Pfingstfest seine reckte Bedeutung zu geben<lb/> muß vor allem schönes Wetter sein, und dafür kann freilich das ssomitu beim<lb/> besten Willen nicht sorgen. Das vorige Musikfest dankte dem herrlichen Wetter,<lb/> wodurch es begünstigt wurde, zum guten Theil die heitere, festliche Stimmung,<lb/> mit welcher man es sich in der gemeinsamen Anstrengung und dem gemein¬<lb/> samen Genuß so wohl sein ließ; daS unfreundliche Regenwetter, welches dies<lb/> Mal schon vor dem Beginn des Festes eintrat, stellte demselben kein günstiges<lb/> Prognostikon, und 'einige leere Plätze auf dem Orchester und im Zuschauerraum<lb/> wären wol besetzt worden, wenn nicht die Witterung fröhliche Neisegedankeu<lb/> bei vielen niedergeschlagen hätte. Manchen, die an Vorbedeutungen glauben<lb/> und deshalb auf das Motto der hillerschen. Symphonie: Es muß doch<lb/> Frühling werden, große Stücke hielten, meinten, das wochenlange Unaus¬<lb/> gesetzte Rufen nach Regen in allen Proben zum Elias habe am Ende doch<lb/> seine Wirkung gethan; es machte wirklich einen tragikomischen Effect, als in<lb/> der Probe mit steigendem Eifer um Regen gebeten wurde, während dieser<lb/> höchst ungelegen prasselnd aus das Dach strömte. Die ersten Proben waren<lb/> daher auch, nur schwach besucht; am Morgen des ersten Festtags sah man sich<lb/> vergebens nach dem festlichen Gedränge um, das im vorigen Jahr die Straßen<lb/> und Spaziergänge erfüllte, und ein Zusammensein auf dem Ananasberg, bei,<lb/> welchem sich damals die heiterste Stimmung unter allen Anwesenden verbreitete,<lb/> wie sie Gelingen Und Genuß verbürgt, fand dies Mal gar nicht statt. Indessen<lb/> klärte sich das Wetter bis zum Concert selbst auf, und blieb auch in den fol¬<lb/> genden Tagen, abgesehen von einigen Gewitterschauern, schön. Selbst diese</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0492]
Ruf und Leistungen den so hoch gespannten Kräften und Anforderungen eines
solchen Festes genügen, ist von der Art, daß man sich über jeden Glücksfall
freuen, und, was nicht gelingen will, mit Resignation ertragen muß, Ein
Sonnenglanz, wie ihn Jenny Lind über das vorjährige Musikfest ausbreitete,
ist nur durch sie zu erreichen, und sie ist leider nicht immer zu erreichen. Das
Festcomitv hat durch die Berufung von Frl. Therese Tietjens aus Wien,
welcher Frl. Louise Theilen aus Düsseldorf und Frl. Jda Dannemann
aus Elberfeld für die zweiten Sopranpartien zur Seite standen, und von Frau
Johanna Hoffbauer-Fi ndors aus Halberstadt als Altistin gezeigt, daß
man darauf bedacht war, anerkannt tüchtige Kräfte zu gewinnen. Neben diesen
Damen war Herr Schneider aus Leipzig, schon durch den allgemeinen Bei¬
fall, den er voriges Jahr gefunden hatte, für daS diesjährige Musikfest
designirt; Herr Dumont-Fin.es aus Köln ist seit Jahren der Bassist
der Rheinlande. Durch die Theilnahme des Herr» Jules Stockhausen
war endlich für die Solovorträge ein Sänger gewonnen, welcher auch diesem
Theil der Leistungen des Musikfestes eine Bedeutung gab, wie sie allein eine
im höchsten Sinne künstlerische Bollendung zu verleihen im Stande ist.
Um dem Fest als Fest- und als Pfingstfest seine reckte Bedeutung zu geben
muß vor allem schönes Wetter sein, und dafür kann freilich das ssomitu beim
besten Willen nicht sorgen. Das vorige Musikfest dankte dem herrlichen Wetter,
wodurch es begünstigt wurde, zum guten Theil die heitere, festliche Stimmung,
mit welcher man es sich in der gemeinsamen Anstrengung und dem gemein¬
samen Genuß so wohl sein ließ; daS unfreundliche Regenwetter, welches dies
Mal schon vor dem Beginn des Festes eintrat, stellte demselben kein günstiges
Prognostikon, und 'einige leere Plätze auf dem Orchester und im Zuschauerraum
wären wol besetzt worden, wenn nicht die Witterung fröhliche Neisegedankeu
bei vielen niedergeschlagen hätte. Manchen, die an Vorbedeutungen glauben
und deshalb auf das Motto der hillerschen. Symphonie: Es muß doch
Frühling werden, große Stücke hielten, meinten, das wochenlange Unaus¬
gesetzte Rufen nach Regen in allen Proben zum Elias habe am Ende doch
seine Wirkung gethan; es machte wirklich einen tragikomischen Effect, als in
der Probe mit steigendem Eifer um Regen gebeten wurde, während dieser
höchst ungelegen prasselnd aus das Dach strömte. Die ersten Proben waren
daher auch, nur schwach besucht; am Morgen des ersten Festtags sah man sich
vergebens nach dem festlichen Gedränge um, das im vorigen Jahr die Straßen
und Spaziergänge erfüllte, und ein Zusammensein auf dem Ananasberg, bei,
welchem sich damals die heiterste Stimmung unter allen Anwesenden verbreitete,
wie sie Gelingen Und Genuß verbürgt, fand dies Mal gar nicht statt. Indessen
klärte sich das Wetter bis zum Concert selbst auf, und blieb auch in den fol¬
genden Tagen, abgesehen von einigen Gewitterschauern, schön. Selbst diese
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