Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.richteten keinen erheblichen musikalischen Schaden an; als Opfer siel nur, wie Glücklicherweise sind alle diese Umstände, wenn sie. auch dazu beitragen, Als die beiden Grundpfeiler der Aufführungen hatte man Ment elssohns richteten keinen erheblichen musikalischen Schaden an; als Opfer siel nur, wie Glücklicherweise sind alle diese Umstände, wenn sie. auch dazu beitragen, Als die beiden Grundpfeiler der Aufführungen hatte man Ment elssohns <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102020"/> <p xml:id="ID_1354" prev="#ID_1353"> richteten keinen erheblichen musikalischen Schaden an; als Opfer siel nur, wie<lb/> im vorigen Jahr die gadesche Ouvertüre, so dies Mal der.erste Satz von<lb/> Beethovens Tripelconcert, das vor dem unwiderstehlichen Crescendo eines hef¬<lb/> tigen Platzregens allmiilig völlig verschwand, so daß man die Künstler be¬<lb/> wundern mußte, die sich auch durch ein solches Accompagnement nicht aus der<lb/> Fassung bringen ließen, Uebrigens war es eine wahre Wohlthat, daß man<lb/> in der'langen Pause, welche sehr zweckmäßig die langen Concerte unterbricht,<lb/> aus der Schwüle des Saales in den schönen großen Garten des Festlocals<lb/> gehen und frische Luft schöpfen konnte, wenn gleich die Maitranksconsumtion<lb/> nicht völlig so erheblich zu sein schien wie voriges Jahr. Am zweiten Pfingst-<lb/> tag wurde dann auch die heitere Morgenconferenz auf dem Ananasberg nach¬<lb/> geholt, und. die Geistlichkeit, welche gegen die frühere Gewohnheit es durch¬<lb/> gesetzt hatte, daß die Generalprobe während der Kirchzell ausgesetzt wurde,<lb/> hatte dadurch wesentlich die gute Stimmung gefördert; denn es ist kaum zu<lb/> sagen, wie sehr ein ungezwungenes Beisammensein im Freien, der mannig¬<lb/> fache Austausch der Gedanken und Ansichten,^ durch die Wechselnde Begegnung<lb/> stets neu angeregt, grade bei so gehäuften künstlerischen Genüssen erfrischt und<lb/> erhebt. Auch nahm die äußere und innere Betheiligung sichtlich zu, die<lb/> letzten Tage waren ungleich frequenter und belebter, als der erste. Die Zahl<lb/> der anwesenden Nobilitäten war kaum so groß als im vorigen Jahr, allein<lb/> auch so war an Musikdirektoren kein Mangel fühlbar.</p><lb/> <p xml:id="ID_1355"> Glücklicherweise sind alle diese Umstände, wenn sie. auch dazu beitragen,<lb/> den Eindruck des Festes mehr oder weniger glänzend, heiter oder behaglich zu<lb/> machen, doch nicht das, wodurch Wesen und Charakter desselben bestimmt wird.<lb/> Denn zuletzt ist und bleibt es ein Musikfest, und die Wahl und Aus¬<lb/> führung der Kunstwerke gibt den Ausschlag; in dieser Hinsicht ist das Musik¬<lb/> fest, wie schon bemerkt, in allen wesentlichen Punkten zu völliger Befriedigung<lb/> gelungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1356" next="#ID_1357"> Als die beiden Grundpfeiler der Aufführungen hatte man Ment elssohns<lb/> Elias und Beethovens nennte Symphonie mit Chören ausersehen, und<lb/> mit dieser Wahl konnte man wohl zufrieden sein. Auffallenderweise ist der<lb/> Elias bisher noch auf keinem niederrheinischen Musikfeste gegeben, und es<lb/> war daher sehr angemessen, in die ohnehin beschränkte Zahl großer Oratorien,<lb/> welche für derartige Aufführungen zur Frage kommen, ein Werk aufzunehmen,<lb/> das in jeder Hinsicht gerechten Anspruch auf diese Auszeichnung hat. Eine<lb/> eingehende Betrachtung des Oratoriums würde hier zu weit führen. Allein<lb/> wenn man auch zugeben wird, daß im Elias wie im Paulus die Charakteristik<lb/> des Trägers beider Kunstwerke die ganze Kraft und Energie dieser gewaltigen<lb/> Männer/ wie die heilige Schrift sie darstellt, nicht erreicht, sondern wesentlich<lb/> eine Seite ihres Wirkens, ihre glaubensstarke Zuversicht auf inbrünstiges</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
richteten keinen erheblichen musikalischen Schaden an; als Opfer siel nur, wie
im vorigen Jahr die gadesche Ouvertüre, so dies Mal der.erste Satz von
Beethovens Tripelconcert, das vor dem unwiderstehlichen Crescendo eines hef¬
tigen Platzregens allmiilig völlig verschwand, so daß man die Künstler be¬
wundern mußte, die sich auch durch ein solches Accompagnement nicht aus der
Fassung bringen ließen, Uebrigens war es eine wahre Wohlthat, daß man
in der'langen Pause, welche sehr zweckmäßig die langen Concerte unterbricht,
aus der Schwüle des Saales in den schönen großen Garten des Festlocals
gehen und frische Luft schöpfen konnte, wenn gleich die Maitranksconsumtion
nicht völlig so erheblich zu sein schien wie voriges Jahr. Am zweiten Pfingst-
tag wurde dann auch die heitere Morgenconferenz auf dem Ananasberg nach¬
geholt, und. die Geistlichkeit, welche gegen die frühere Gewohnheit es durch¬
gesetzt hatte, daß die Generalprobe während der Kirchzell ausgesetzt wurde,
hatte dadurch wesentlich die gute Stimmung gefördert; denn es ist kaum zu
sagen, wie sehr ein ungezwungenes Beisammensein im Freien, der mannig¬
fache Austausch der Gedanken und Ansichten,^ durch die Wechselnde Begegnung
stets neu angeregt, grade bei so gehäuften künstlerischen Genüssen erfrischt und
erhebt. Auch nahm die äußere und innere Betheiligung sichtlich zu, die
letzten Tage waren ungleich frequenter und belebter, als der erste. Die Zahl
der anwesenden Nobilitäten war kaum so groß als im vorigen Jahr, allein
auch so war an Musikdirektoren kein Mangel fühlbar.
Glücklicherweise sind alle diese Umstände, wenn sie. auch dazu beitragen,
den Eindruck des Festes mehr oder weniger glänzend, heiter oder behaglich zu
machen, doch nicht das, wodurch Wesen und Charakter desselben bestimmt wird.
Denn zuletzt ist und bleibt es ein Musikfest, und die Wahl und Aus¬
führung der Kunstwerke gibt den Ausschlag; in dieser Hinsicht ist das Musik¬
fest, wie schon bemerkt, in allen wesentlichen Punkten zu völliger Befriedigung
gelungen.
Als die beiden Grundpfeiler der Aufführungen hatte man Ment elssohns
Elias und Beethovens nennte Symphonie mit Chören ausersehen, und
mit dieser Wahl konnte man wohl zufrieden sein. Auffallenderweise ist der
Elias bisher noch auf keinem niederrheinischen Musikfeste gegeben, und es
war daher sehr angemessen, in die ohnehin beschränkte Zahl großer Oratorien,
welche für derartige Aufführungen zur Frage kommen, ein Werk aufzunehmen,
das in jeder Hinsicht gerechten Anspruch auf diese Auszeichnung hat. Eine
eingehende Betrachtung des Oratoriums würde hier zu weit führen. Allein
wenn man auch zugeben wird, daß im Elias wie im Paulus die Charakteristik
des Trägers beider Kunstwerke die ganze Kraft und Energie dieser gewaltigen
Männer/ wie die heilige Schrift sie darstellt, nicht erreicht, sondern wesentlich
eine Seite ihres Wirkens, ihre glaubensstarke Zuversicht auf inbrünstiges
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |