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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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deutschen Knechte dem Allmächtigen auf den Knieen dankten und großmüthig
alle Beute von sich abwiesen. AIS es zur Schlacht ging, traten Fabian von
Schlabrendorf, ein Sachse, ver riesigste Mann in Europa, uno Herr Johann
Spät von Pumern, daS Haupt mit grünen Kränzen geschmückt vor die Rei¬
hen und forderten einige Spanier zum Kampfe auf; der starke Fabian erlegte
seinen Gegner, der Schwabe aber fiel, zu Tode verwundet von einer hämischen
Kugel, noch ehe er seinen Mann erreicht. -- So fern! auch Herr George von
Frundsvcrg, wie eine wandelnde Säule vvranschreilend und nach jedem-mäch¬
tigen Streiche mit dem Schlachtschwert tief aufseufzend. Erst die überhand¬
nehmende Mörderlichkeil des Feuergewehres hat diesen Helventhaten ein Ziel
gesetzt. .

Keine schönere Glorie der Landsknechte als die Schlacht von Pavia
welche Dr-. Bartholds vortreffliches Werk auch mit so hinreißender Lebenvigkeu
schildert. An der Spitze seiner Gendarmen, unter welchen Bayard ohne Furcht
uno Tadel und viele hundert Edle fechten, führt der erste Ritter Frankreichs,
König Franz 1., den sein Heer verehrt, die Romantik der Ritterzeit zum letzten
Male in die Schranken. Schweizer stehen den herrlichen Reitern zur Seile
und deutsches Fußvolk, die berüchtigten "schwarzen Knechte", Mann für Mann
vom Scheitel bis zur Zehe in der Farbe des Todes gerüstet, slorfarbene
Fähnlein wehen gar düster über die Häupter her. Versuchte Offiziere, größten-
theils im Neichsbanne lebend, weil sie frühern Abmahnungen von fremdem
Kriegsdienst nicht nachgekommen, führen die verwegne Schar, welche sich für
den fremden König so ehrlich geopfert hat. Auf der andern Seite fechten
Spanier und Deutsche gegen dieses Heer, das sein ritterlicher König selbst
unüberwindlich nennt. Angriff auf Angriff hausend stürmen die Gendarmen,
wie von heroischer Trunkenheit berauscht, in den Tod, wanke^ hält das deutsche
Fußvolk, in stundenlangen Kanoneuseuer nicht erschüttert, und als es mit
seinen erbitterten Erbfeinden, den Eidgenossen zusammenstößt, um ihnen "baß
den Kühl zu binden," büßen diese mit dem Leben zugleich .ihren alten Ruf
der Unbesiegbarkeit ein. In unnatürlichem Haß lassen die Deutschen im frein-l
den Solde von den Spaniern ab, um sich gegen die kaiserlichen L,anbsleute zu
wenden, aber die schwarze Lande wird bis auf den letzten Mann erschlagen.
Das stolzeste Heer zu Boden geworfen, Ver König gefangen, ein gar herrlicher
Ausgang! --

.Ein Kriegsvolk, welches sich so zu schlagen verstand ' "in weiter breiter
Welt" uno dessen liederreiche Gesellen dein Stande entsprossen, worin die neue
Muse ihren Sitz aufgeschlagen, mußte zumal bei Ver Richtung des deutschen
Gemüthes, sich über Freud und Leiv des Lebens in Spruch und Liev beschaulich
zu'ergehen, einen gar köstlichen Schatz von Liedern haben, von Venen einzelne,
wie: "Straßburg, vu wunderschöne Stadt" "och h^nie ver deutsche solvat


deutschen Knechte dem Allmächtigen auf den Knieen dankten und großmüthig
alle Beute von sich abwiesen. AIS es zur Schlacht ging, traten Fabian von
Schlabrendorf, ein Sachse, ver riesigste Mann in Europa, uno Herr Johann
Spät von Pumern, daS Haupt mit grünen Kränzen geschmückt vor die Rei¬
hen und forderten einige Spanier zum Kampfe auf; der starke Fabian erlegte
seinen Gegner, der Schwabe aber fiel, zu Tode verwundet von einer hämischen
Kugel, noch ehe er seinen Mann erreicht. — So fern! auch Herr George von
Frundsvcrg, wie eine wandelnde Säule vvranschreilend und nach jedem-mäch¬
tigen Streiche mit dem Schlachtschwert tief aufseufzend. Erst die überhand¬
nehmende Mörderlichkeil des Feuergewehres hat diesen Helventhaten ein Ziel
gesetzt. .

Keine schönere Glorie der Landsknechte als die Schlacht von Pavia
welche Dr-. Bartholds vortreffliches Werk auch mit so hinreißender Lebenvigkeu
schildert. An der Spitze seiner Gendarmen, unter welchen Bayard ohne Furcht
uno Tadel und viele hundert Edle fechten, führt der erste Ritter Frankreichs,
König Franz 1., den sein Heer verehrt, die Romantik der Ritterzeit zum letzten
Male in die Schranken. Schweizer stehen den herrlichen Reitern zur Seile
und deutsches Fußvolk, die berüchtigten „schwarzen Knechte", Mann für Mann
vom Scheitel bis zur Zehe in der Farbe des Todes gerüstet, slorfarbene
Fähnlein wehen gar düster über die Häupter her. Versuchte Offiziere, größten-
theils im Neichsbanne lebend, weil sie frühern Abmahnungen von fremdem
Kriegsdienst nicht nachgekommen, führen die verwegne Schar, welche sich für
den fremden König so ehrlich geopfert hat. Auf der andern Seite fechten
Spanier und Deutsche gegen dieses Heer, das sein ritterlicher König selbst
unüberwindlich nennt. Angriff auf Angriff hausend stürmen die Gendarmen,
wie von heroischer Trunkenheit berauscht, in den Tod, wanke^ hält das deutsche
Fußvolk, in stundenlangen Kanoneuseuer nicht erschüttert, und als es mit
seinen erbitterten Erbfeinden, den Eidgenossen zusammenstößt, um ihnen „baß
den Kühl zu binden," büßen diese mit dem Leben zugleich .ihren alten Ruf
der Unbesiegbarkeit ein. In unnatürlichem Haß lassen die Deutschen im frein-l
den Solde von den Spaniern ab, um sich gegen die kaiserlichen L,anbsleute zu
wenden, aber die schwarze Lande wird bis auf den letzten Mann erschlagen.
Das stolzeste Heer zu Boden geworfen, Ver König gefangen, ein gar herrlicher
Ausgang! —

.Ein Kriegsvolk, welches sich so zu schlagen verstand ' „in weiter breiter
Welt" uno dessen liederreiche Gesellen dein Stande entsprossen, worin die neue
Muse ihren Sitz aufgeschlagen, mußte zumal bei Ver Richtung des deutschen
Gemüthes, sich über Freud und Leiv des Lebens in Spruch und Liev beschaulich
zu'ergehen, einen gar köstlichen Schatz von Liedern haben, von Venen einzelne,
wie: „Straßburg, vu wunderschöne Stadt" »och h^nie ver deutsche solvat


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[0466] deutschen Knechte dem Allmächtigen auf den Knieen dankten und großmüthig alle Beute von sich abwiesen. AIS es zur Schlacht ging, traten Fabian von Schlabrendorf, ein Sachse, ver riesigste Mann in Europa, uno Herr Johann Spät von Pumern, daS Haupt mit grünen Kränzen geschmückt vor die Rei¬ hen und forderten einige Spanier zum Kampfe auf; der starke Fabian erlegte seinen Gegner, der Schwabe aber fiel, zu Tode verwundet von einer hämischen Kugel, noch ehe er seinen Mann erreicht. — So fern! auch Herr George von Frundsvcrg, wie eine wandelnde Säule vvranschreilend und nach jedem-mäch¬ tigen Streiche mit dem Schlachtschwert tief aufseufzend. Erst die überhand¬ nehmende Mörderlichkeil des Feuergewehres hat diesen Helventhaten ein Ziel gesetzt. . Keine schönere Glorie der Landsknechte als die Schlacht von Pavia welche Dr-. Bartholds vortreffliches Werk auch mit so hinreißender Lebenvigkeu schildert. An der Spitze seiner Gendarmen, unter welchen Bayard ohne Furcht uno Tadel und viele hundert Edle fechten, führt der erste Ritter Frankreichs, König Franz 1., den sein Heer verehrt, die Romantik der Ritterzeit zum letzten Male in die Schranken. Schweizer stehen den herrlichen Reitern zur Seile und deutsches Fußvolk, die berüchtigten „schwarzen Knechte", Mann für Mann vom Scheitel bis zur Zehe in der Farbe des Todes gerüstet, slorfarbene Fähnlein wehen gar düster über die Häupter her. Versuchte Offiziere, größten- theils im Neichsbanne lebend, weil sie frühern Abmahnungen von fremdem Kriegsdienst nicht nachgekommen, führen die verwegne Schar, welche sich für den fremden König so ehrlich geopfert hat. Auf der andern Seite fechten Spanier und Deutsche gegen dieses Heer, das sein ritterlicher König selbst unüberwindlich nennt. Angriff auf Angriff hausend stürmen die Gendarmen, wie von heroischer Trunkenheit berauscht, in den Tod, wanke^ hält das deutsche Fußvolk, in stundenlangen Kanoneuseuer nicht erschüttert, und als es mit seinen erbitterten Erbfeinden, den Eidgenossen zusammenstößt, um ihnen „baß den Kühl zu binden," büßen diese mit dem Leben zugleich .ihren alten Ruf der Unbesiegbarkeit ein. In unnatürlichem Haß lassen die Deutschen im frein-l den Solde von den Spaniern ab, um sich gegen die kaiserlichen L,anbsleute zu wenden, aber die schwarze Lande wird bis auf den letzten Mann erschlagen. Das stolzeste Heer zu Boden geworfen, Ver König gefangen, ein gar herrlicher Ausgang! — .Ein Kriegsvolk, welches sich so zu schlagen verstand ' „in weiter breiter Welt" uno dessen liederreiche Gesellen dein Stande entsprossen, worin die neue Muse ihren Sitz aufgeschlagen, mußte zumal bei Ver Richtung des deutschen Gemüthes, sich über Freud und Leiv des Lebens in Spruch und Liev beschaulich zu'ergehen, einen gar köstlichen Schatz von Liedern haben, von Venen einzelne, wie: „Straßburg, vu wunderschöne Stadt" »och h^nie ver deutsche solvat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/466>, abgerufen am 21.06.2024.