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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Besonders oft kommen fernerhin religiöse Titel vor^ Weltbekannt ist die
Buchhändlerstraße Paternoster-Now. Dann gibt es eine Ave Maria Laue,
einen Amen Comer, einen Adam und Eva Court, einige All Hallows Chambers
(Allerheiligcnkammern) und mehre Gassen, die nach der Vorsehung benannt
sind. Außerdem gibt es Kirch- und Kapellengassen, einen.Bischofsspaziergang,
einen Dekanhof, einen Miere Court (Bischofsmützenhof), im-hre Oertlichkeiten,
die an Klöster und Abteien erinnern, einen Tabernacle Wall (Stiftshütten-
spaziergang) eine Worshipstreet (Anbetungsstraße), eine Menge Engelgassen
und Engelhöfe und nicht weniger als zwanzig Straßen und Plätze, die nach'
der Dreifaltigkeit genannt sind.

Wieder, andere dagegen haben ihre Namen aus dem Heidenthum. Wir
finden in der Vorstadt zwei Neptunstraßen und eine Hermcsstraße, vier Mi¬
nervaterrassen, zwei Apollogebäude, einen Dianenplatz und sine HerculeSpassage,
außerdem mehre Straßen, welche den Namen der Britannia führen und un¬
gefähr ebensoviel^, welche mit Caledonia zusammengesetzt sind. Derselbe pa¬
triotische Geist scheint unter den Pathen und Gevatterinnen der Straßen^
^ den Namen Albion änßerst beliebt gemacht zu haben; denn es erfreuen sich
nicht weniger als fünfzig Straßen, Gebäude, Seitengäßchen und Sackgäßchen
des stolzen nationalen Beinamens.

Die Wissenschaft der Astronomie und die der Geographie haben alsdann
gleichfalls ihre Rechte geltend gemacht. Es gibt Sonnenstraßen, Sternenalleen
(sogar einen Sterncnwinkcl) und eine Half Moon Street, und es gibt Themse-,
Fluß-, Bach- und Quclleustraßen, Wassergassen, ja sogar eine Ocean Now.
- Bei andern hat die Zoologie Gevatter gestanden. Man findet eine Fisch¬
straße, einen Elephantengarten, eine Kuhgasse, eine Lämmerallce, eine Bären¬
straße, eine Enten- und selbst eine Entrichsgasse, eine Neben- und eine Tauben¬
gasse, zahlreiche Schwanengäßch en, Adlerstraßen. Schwalbenstraßen und einen
Sperlingswinkel (8purrov Cornvr). In dieselbe Kategorie sind die Lokalitäten
zu verweisen, welche nach fabelhaften.Ungeheuern und mythologischen Geschöpfen
benannt sind, wie die Red- und die White Lion Street, der Seejungfernhof und
der Phönirplatz.'

Als Anhang hierzu muß die Reihe derer erwähnt werden, welche ihre
Benennung von Nahrungsmitteln herleiten, wie die Milch-, die Bier-, die
Brotstraße, der Ananasplatz, der Zyckerhuthof, der Essighof, die alte Pasteten¬
gasse und -- der Puddingswinkel. Auch die Orangenstraße, die Citronenstraße,
der Birnbaums- und der Feigenbaumshof und das Kirschbaumsgäßchen dürfen
nicht vergessen werden.

Auch die Botanik hat ihr Theil bekommen. Es gibt zehn Terrassen,
Gäßchen, Höfe und Villas, die nach der Rose, neun, die nach der in England
bekanntlich sehr volkstümlichen und namentlich zu Weihnachten eine Rolle


Besonders oft kommen fernerhin religiöse Titel vor^ Weltbekannt ist die
Buchhändlerstraße Paternoster-Now. Dann gibt es eine Ave Maria Laue,
einen Amen Comer, einen Adam und Eva Court, einige All Hallows Chambers
(Allerheiligcnkammern) und mehre Gassen, die nach der Vorsehung benannt
sind. Außerdem gibt es Kirch- und Kapellengassen, einen.Bischofsspaziergang,
einen Dekanhof, einen Miere Court (Bischofsmützenhof), im-hre Oertlichkeiten,
die an Klöster und Abteien erinnern, einen Tabernacle Wall (Stiftshütten-
spaziergang) eine Worshipstreet (Anbetungsstraße), eine Menge Engelgassen
und Engelhöfe und nicht weniger als zwanzig Straßen und Plätze, die nach'
der Dreifaltigkeit genannt sind.

Wieder, andere dagegen haben ihre Namen aus dem Heidenthum. Wir
finden in der Vorstadt zwei Neptunstraßen und eine Hermcsstraße, vier Mi¬
nervaterrassen, zwei Apollogebäude, einen Dianenplatz und sine HerculeSpassage,
außerdem mehre Straßen, welche den Namen der Britannia führen und un¬
gefähr ebensoviel^, welche mit Caledonia zusammengesetzt sind. Derselbe pa¬
triotische Geist scheint unter den Pathen und Gevatterinnen der Straßen^
^ den Namen Albion änßerst beliebt gemacht zu haben; denn es erfreuen sich
nicht weniger als fünfzig Straßen, Gebäude, Seitengäßchen und Sackgäßchen
des stolzen nationalen Beinamens.

Die Wissenschaft der Astronomie und die der Geographie haben alsdann
gleichfalls ihre Rechte geltend gemacht. Es gibt Sonnenstraßen, Sternenalleen
(sogar einen Sterncnwinkcl) und eine Half Moon Street, und es gibt Themse-,
Fluß-, Bach- und Quclleustraßen, Wassergassen, ja sogar eine Ocean Now.
- Bei andern hat die Zoologie Gevatter gestanden. Man findet eine Fisch¬
straße, einen Elephantengarten, eine Kuhgasse, eine Lämmerallce, eine Bären¬
straße, eine Enten- und selbst eine Entrichsgasse, eine Neben- und eine Tauben¬
gasse, zahlreiche Schwanengäßch en, Adlerstraßen. Schwalbenstraßen und einen
Sperlingswinkel (8purrov Cornvr). In dieselbe Kategorie sind die Lokalitäten
zu verweisen, welche nach fabelhaften.Ungeheuern und mythologischen Geschöpfen
benannt sind, wie die Red- und die White Lion Street, der Seejungfernhof und
der Phönirplatz.'

Als Anhang hierzu muß die Reihe derer erwähnt werden, welche ihre
Benennung von Nahrungsmitteln herleiten, wie die Milch-, die Bier-, die
Brotstraße, der Ananasplatz, der Zyckerhuthof, der Essighof, die alte Pasteten¬
gasse und — der Puddingswinkel. Auch die Orangenstraße, die Citronenstraße,
der Birnbaums- und der Feigenbaumshof und das Kirschbaumsgäßchen dürfen
nicht vergessen werden.

Auch die Botanik hat ihr Theil bekommen. Es gibt zehn Terrassen,
Gäßchen, Höfe und Villas, die nach der Rose, neun, die nach der in England
bekanntlich sehr volkstümlichen und namentlich zu Weihnachten eine Rolle


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[0454] Besonders oft kommen fernerhin religiöse Titel vor^ Weltbekannt ist die Buchhändlerstraße Paternoster-Now. Dann gibt es eine Ave Maria Laue, einen Amen Comer, einen Adam und Eva Court, einige All Hallows Chambers (Allerheiligcnkammern) und mehre Gassen, die nach der Vorsehung benannt sind. Außerdem gibt es Kirch- und Kapellengassen, einen.Bischofsspaziergang, einen Dekanhof, einen Miere Court (Bischofsmützenhof), im-hre Oertlichkeiten, die an Klöster und Abteien erinnern, einen Tabernacle Wall (Stiftshütten- spaziergang) eine Worshipstreet (Anbetungsstraße), eine Menge Engelgassen und Engelhöfe und nicht weniger als zwanzig Straßen und Plätze, die nach' der Dreifaltigkeit genannt sind. Wieder, andere dagegen haben ihre Namen aus dem Heidenthum. Wir finden in der Vorstadt zwei Neptunstraßen und eine Hermcsstraße, vier Mi¬ nervaterrassen, zwei Apollogebäude, einen Dianenplatz und sine HerculeSpassage, außerdem mehre Straßen, welche den Namen der Britannia führen und un¬ gefähr ebensoviel^, welche mit Caledonia zusammengesetzt sind. Derselbe pa¬ triotische Geist scheint unter den Pathen und Gevatterinnen der Straßen^ ^ den Namen Albion änßerst beliebt gemacht zu haben; denn es erfreuen sich nicht weniger als fünfzig Straßen, Gebäude, Seitengäßchen und Sackgäßchen des stolzen nationalen Beinamens. Die Wissenschaft der Astronomie und die der Geographie haben alsdann gleichfalls ihre Rechte geltend gemacht. Es gibt Sonnenstraßen, Sternenalleen (sogar einen Sterncnwinkcl) und eine Half Moon Street, und es gibt Themse-, Fluß-, Bach- und Quclleustraßen, Wassergassen, ja sogar eine Ocean Now. - Bei andern hat die Zoologie Gevatter gestanden. Man findet eine Fisch¬ straße, einen Elephantengarten, eine Kuhgasse, eine Lämmerallce, eine Bären¬ straße, eine Enten- und selbst eine Entrichsgasse, eine Neben- und eine Tauben¬ gasse, zahlreiche Schwanengäßch en, Adlerstraßen. Schwalbenstraßen und einen Sperlingswinkel (8purrov Cornvr). In dieselbe Kategorie sind die Lokalitäten zu verweisen, welche nach fabelhaften.Ungeheuern und mythologischen Geschöpfen benannt sind, wie die Red- und die White Lion Street, der Seejungfernhof und der Phönirplatz.' Als Anhang hierzu muß die Reihe derer erwähnt werden, welche ihre Benennung von Nahrungsmitteln herleiten, wie die Milch-, die Bier-, die Brotstraße, der Ananasplatz, der Zyckerhuthof, der Essighof, die alte Pasteten¬ gasse und — der Puddingswinkel. Auch die Orangenstraße, die Citronenstraße, der Birnbaums- und der Feigenbaumshof und das Kirschbaumsgäßchen dürfen nicht vergessen werden. Auch die Botanik hat ihr Theil bekommen. Es gibt zehn Terrassen, Gäßchen, Höfe und Villas, die nach der Rose, neun, die nach der in England bekanntlich sehr volkstümlichen und namentlich zu Weihnachten eine Rolle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/454>, abgerufen am 21.06.2024.