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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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und fest glauben, das Hauptmittel, sich mit den Geistern des Jenseits in Ver¬
bindung zu setzen, seien klopfende Tische?

Auch die sprachliche Verschiedenheit der verschiedenen Racen und Völker
der Erde kann nicht >viel größer sein, als die Verschiedenheit der Ausdrucks¬
weise unter den einzelnen Classen der hauptstädischen Bevölkerung. Es ist wahr,
der alte charakteristische Cockneydialekt ist im Bereiche der Glocken von Bow-
bells, seiner Heimath, sast aus der Mode gekommen. Die Aldermänner Lon¬
dons setzen heutzutage nur noch selten ein W für ein V, lassen selten das H
weg, wo es nicht hingehört und brauchen es selten, wo es nicht gebraucht
werden soll. Nicht oft hört man sie noch von ihrem 'vuse und ihrem 'eas,
von einer "Hixtdalian wilwr" statt "Jouan villg" und andern derartigen Ku¬
riositäten sprechen. Aber wenn diese Form verschwunden ist, so gibt es noch
zahlreiche merkwürdigere Arten, sich auszudrücken, unter den Bewohnern der
Themsestadt.

Der londoner Stutzer z. B. vermag das N nicht auszusprechen. Er hilft
sich mit dem W und redet so von seinem Nachmittagsritt als von einem ,M<zr-
noon vlcliz", geht in die "Opevg"'statt in die "Opsrg", nennt Rotten Now
"Lotten Wov" und entschließt sich, wenn die Zeit der Wettrennen zu Epsom,
Worcester oder Shrewsbury kommt, ,,w our üown t" t.de vaess".

Die affectirte hauptstädtische Miß andrerseits spricht die englischen Worte
für "blauer Himmel", wie ,,blju skjei" aus, ist statt,.Kilt6" (gütig) stets "l^sinnt"
gegen arme Leute und findet, daß Miß Soundso in ihrem neuen Hut ,,8>v<zö>>
>7 prstt/' aussieht.

Der burschikose junge Gentleman ferner nennt seinen Vater "governor"
wenn er sich noch mehr gehen läßt, auch "viel briet", Geld ist ihm "tin",
eine Cigarre heißt bei ihm "wseä" u. s. w.

Sodann ist der "caclgczrg can>."> die Bettlersprachc, zu erwähnen, eine
Ausdrucksweise, die von der später zu charakterisierenden Diebssprache dadurch
verschieden ist, daß sie Worte braucht, die den gewöhnlichen Bezeichnungen für
dieselbe Idee ähnlich sind. Dann wieder muß des "Rösler 8lanx" gedacht
werden, der Sprache, welcher sich die Höker bedienen, und in welcher jedes
Wort so ausgesprochen wird, als würde es von hinten buchstabirt. "I "ax,
<^M'l<z^, will z?on alö a wy ok i-ösb?" würde ein Höker sich einem Kameraden
gegenüber ausdrücken, wenn er sagen wollte: ,,Hör' mal, Curley, willst' du
nicht einen Krug Bier zum Besten geben?" Und der andre könnte antworten:
"It's an äoog', >VK<z1Ke^, on cloog' (no Koocl), t'of 1rg,ä s rsg'lar tlo8"zi>o
(vno 8ort, b-ra 8ort) to al^. I'v<z höhlt cloinx K1c>oZ^ bat (back) vMi no
wi (tot) oder 8loeK). it'an't macle a ^hunc-p (penn^)." d. h. es geht nicht gut
Whelkey, es geht nicht gut an. Ich habe heute schlechte Geschäfte, verteufelt
schlechte Geschäfte gemacht mit meinem Kram, habe nicht einen Pfennig verdient."


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und fest glauben, das Hauptmittel, sich mit den Geistern des Jenseits in Ver¬
bindung zu setzen, seien klopfende Tische?

Auch die sprachliche Verschiedenheit der verschiedenen Racen und Völker
der Erde kann nicht >viel größer sein, als die Verschiedenheit der Ausdrucks¬
weise unter den einzelnen Classen der hauptstädischen Bevölkerung. Es ist wahr,
der alte charakteristische Cockneydialekt ist im Bereiche der Glocken von Bow-
bells, seiner Heimath, sast aus der Mode gekommen. Die Aldermänner Lon¬
dons setzen heutzutage nur noch selten ein W für ein V, lassen selten das H
weg, wo es nicht hingehört und brauchen es selten, wo es nicht gebraucht
werden soll. Nicht oft hört man sie noch von ihrem 'vuse und ihrem 'eas,
von einer „Hixtdalian wilwr" statt „Jouan villg" und andern derartigen Ku¬
riositäten sprechen. Aber wenn diese Form verschwunden ist, so gibt es noch
zahlreiche merkwürdigere Arten, sich auszudrücken, unter den Bewohnern der
Themsestadt.

Der londoner Stutzer z. B. vermag das N nicht auszusprechen. Er hilft
sich mit dem W und redet so von seinem Nachmittagsritt als von einem ,M<zr-
noon vlcliz", geht in die „Opevg"'statt in die „Opsrg", nennt Rotten Now
„Lotten Wov" und entschließt sich, wenn die Zeit der Wettrennen zu Epsom,
Worcester oder Shrewsbury kommt, ,,w our üown t» t.de vaess".

Die affectirte hauptstädtische Miß andrerseits spricht die englischen Worte
für „blauer Himmel", wie ,,blju skjei" aus, ist statt,.Kilt6" (gütig) stets „l^sinnt"
gegen arme Leute und findet, daß Miß Soundso in ihrem neuen Hut ,,8>v<zö>>
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Der burschikose junge Gentleman ferner nennt seinen Vater „governor"
wenn er sich noch mehr gehen läßt, auch „viel briet", Geld ist ihm „tin",
eine Cigarre heißt bei ihm „wseä" u. s. w.

Sodann ist der „caclgczrg can>."> die Bettlersprachc, zu erwähnen, eine
Ausdrucksweise, die von der später zu charakterisierenden Diebssprache dadurch
verschieden ist, daß sie Worte braucht, die den gewöhnlichen Bezeichnungen für
dieselbe Idee ähnlich sind. Dann wieder muß des „Rösler 8lanx" gedacht
werden, der Sprache, welcher sich die Höker bedienen, und in welcher jedes
Wort so ausgesprochen wird, als würde es von hinten buchstabirt. „I «ax,
<^M'l<z^, will z?on alö a wy ok i-ösb?" würde ein Höker sich einem Kameraden
gegenüber ausdrücken, wenn er sagen wollte: ,,Hör' mal, Curley, willst' du
nicht einen Krug Bier zum Besten geben?" Und der andre könnte antworten:
»It's an äoog', >VK<z1Ke^, on cloog' (no Koocl), t'of 1rg,ä s rsg'lar tlo8«zi>o
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wi (tot) oder 8loeK). it'an't macle a ^hunc-p (penn^)." d. h. es geht nicht gut
Whelkey, es geht nicht gut an. Ich habe heute schlechte Geschäfte, verteufelt
schlechte Geschäfte gemacht mit meinem Kram, habe nicht einen Pfennig verdient."


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[0419] und fest glauben, das Hauptmittel, sich mit den Geistern des Jenseits in Ver¬ bindung zu setzen, seien klopfende Tische? Auch die sprachliche Verschiedenheit der verschiedenen Racen und Völker der Erde kann nicht >viel größer sein, als die Verschiedenheit der Ausdrucks¬ weise unter den einzelnen Classen der hauptstädischen Bevölkerung. Es ist wahr, der alte charakteristische Cockneydialekt ist im Bereiche der Glocken von Bow- bells, seiner Heimath, sast aus der Mode gekommen. Die Aldermänner Lon¬ dons setzen heutzutage nur noch selten ein W für ein V, lassen selten das H weg, wo es nicht hingehört und brauchen es selten, wo es nicht gebraucht werden soll. Nicht oft hört man sie noch von ihrem 'vuse und ihrem 'eas, von einer „Hixtdalian wilwr" statt „Jouan villg" und andern derartigen Ku¬ riositäten sprechen. Aber wenn diese Form verschwunden ist, so gibt es noch zahlreiche merkwürdigere Arten, sich auszudrücken, unter den Bewohnern der Themsestadt. Der londoner Stutzer z. B. vermag das N nicht auszusprechen. Er hilft sich mit dem W und redet so von seinem Nachmittagsritt als von einem ,M<zr- noon vlcliz", geht in die „Opevg"'statt in die „Opsrg", nennt Rotten Now „Lotten Wov" und entschließt sich, wenn die Zeit der Wettrennen zu Epsom, Worcester oder Shrewsbury kommt, ,,w our üown t» t.de vaess". Die affectirte hauptstädtische Miß andrerseits spricht die englischen Worte für „blauer Himmel", wie ,,blju skjei" aus, ist statt,.Kilt6" (gütig) stets „l^sinnt" gegen arme Leute und findet, daß Miß Soundso in ihrem neuen Hut ,,8>v<zö>> >7 prstt/' aussieht. Der burschikose junge Gentleman ferner nennt seinen Vater „governor" wenn er sich noch mehr gehen läßt, auch „viel briet", Geld ist ihm „tin", eine Cigarre heißt bei ihm „wseä" u. s. w. Sodann ist der „caclgczrg can>."> die Bettlersprachc, zu erwähnen, eine Ausdrucksweise, die von der später zu charakterisierenden Diebssprache dadurch verschieden ist, daß sie Worte braucht, die den gewöhnlichen Bezeichnungen für dieselbe Idee ähnlich sind. Dann wieder muß des „Rösler 8lanx" gedacht werden, der Sprache, welcher sich die Höker bedienen, und in welcher jedes Wort so ausgesprochen wird, als würde es von hinten buchstabirt. „I «ax, <^M'l<z^, will z?on alö a wy ok i-ösb?" würde ein Höker sich einem Kameraden gegenüber ausdrücken, wenn er sagen wollte: ,,Hör' mal, Curley, willst' du nicht einen Krug Bier zum Besten geben?" Und der andre könnte antworten: »It's an äoog', >VK<z1Ke^, on cloog' (no Koocl), t'of 1rg,ä s rsg'lar tlo8«zi>o (vno 8ort, b-ra 8ort) to al^. I'v<z höhlt cloinx K1c>oZ^ bat (back) vMi no wi (tot) oder 8loeK). it'an't macle a ^hunc-p (penn^)." d. h. es geht nicht gut Whelkey, es geht nicht gut an. Ich habe heute schlechte Geschäfte, verteufelt schlechte Geschäfte gemacht mit meinem Kram, habe nicht einen Pfennig verdient." SÄ*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/419>, abgerufen am 28.07.2024.