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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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bis zum 30jährigen Kriege von Karl Biedermann. -- Aberglaube in Krain gegen
Ende des 17. Jahrhunderts von Dr. Rehlen. Mittheilungen aus Familienaunalcn
des -16. Jahrhunderts von K. Scifart. Bücherschau. Buntes: die polnischen
Auguste und ihre Schmeichler. -- Monsieur Alamode, der Stutzer des 30jährigen
Kriegs von Jac. Falke. Das frühere Schützenwescn der Deutschen von !>>'. A. Ba-
rack. Eine Selbstbiographie aus dem Ende des -16. und Anfang des -17. Jahr¬
hunderts, mitgetheilt vom Archivar Dr. Lcindau. Buntes: Zum Hofleben. -- Zur
Sittengeschichte von Nürnberg in'der zweiten Hälfte des -16. Jahrhunderts von
Dr. Lochner. Die Hexenprocesse zu Eßlingen im -16. und -17. Jahrhundert von
Dr. K. Pfaff. Culturgeschichtliche Annalen der Stadt Frankfurt a. M., mit beson¬
derer Rücksicht aus Gesundheitszustand und Mcdicinalvcrfassung von Dr. W. Stricker.
Buntes: Der Dilettantismus in der Culturgeschichte. -- Die einzelnen Arbeiten sind
mit Umsicht und Gründlichkeit ausgeführt und der Ton grade so einfach und populär,
wie sich für ein Werk ziemt, welches für das größre Publicum bestimmt ist. Die
Wissenschaft kann durch eine solche geordnete Zusammenstellung monographischer Bei¬
träge nur gewinnen und so sprechen wir den lebhaften Wunsch aus, daß das Inter¬
esse des Publicums dem Werth der Leistung entsprechen möge^

Weimarer Sonntagsblatt. Zweiter Jahrgang. Weimar, Bostan. --
Ein Localblatt kaun anch für die allgemeine Literatur Interesse erregen, wenn die
Localität, die es vertritt, einen positiven Inhalt hat. Weimar besitzt ausgezeichnete
Gelehrte und tüchtige Künstler, die noch den Vorzug eines engern Zusammenhangs
haben, als in einer größern Stadt möglich wäre, es besitzt eine kriegerische musi¬
kalisch-kritische Schule, es besitzt ferner die Traditionen an die große Vergangenheit.
Das Letzte ist das eigentlich Interessante an diesem Blatt. So heben wir nament¬
lich einen größer" Aufsatz von E. W. Weber hervor: was Weimar in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts für die Oper that. Ferner einen Brief von Tieck
an Riemer über dessen Mittheilungen, wo einige interessante Notizen über die
Stellung der romantischen Schule zu Goethe gegeben werden; dann einzelne Er¬
läuterungen über Stellen ans Goethe von I. S. (Sanpe?), z. B. eine Erklärung
des Hans von Nippach. Noch in den neunziger Jahren war der Ausdruck Hans
von Rippach.in Leipzig gäng und gäbe, um einen landjunkerlichen Großhans aus
der nächsten Runde (Rippach war nämlich die letzte Station auf der alten Post-
strasze von Naumburg nach Leipzig), und im weitern Sinne einen stolzen Gimpel
Und ungeleckten'Bären zu bezeichnen. -- Am willkommensten war uns ein ungedrucktes
Gedicht von Goethe in Fräulein von Schillers Stammbuch am -10. August -18-19.


Weil so viel zu sagen war
Wußt ich nichts zu sagen,,
Ob die Blätter gleich ein Jahr
Mir vorm Auge lagen.
Jetzo da du sie entführt,
Mag die Feder walten
Denn es bleibt, wie sichs gebührt,
Immerfort beim Alten.
Milde zum Verständlichen
Wird die Mutter mahne",
Dentend zum Unendlichen
Auf des Vaters Bahnen.

bis zum 30jährigen Kriege von Karl Biedermann. — Aberglaube in Krain gegen
Ende des 17. Jahrhunderts von Dr. Rehlen. Mittheilungen aus Familienaunalcn
des -16. Jahrhunderts von K. Scifart. Bücherschau. Buntes: die polnischen
Auguste und ihre Schmeichler. — Monsieur Alamode, der Stutzer des 30jährigen
Kriegs von Jac. Falke. Das frühere Schützenwescn der Deutschen von !>>'. A. Ba-
rack. Eine Selbstbiographie aus dem Ende des -16. und Anfang des -17. Jahr¬
hunderts, mitgetheilt vom Archivar Dr. Lcindau. Buntes: Zum Hofleben. — Zur
Sittengeschichte von Nürnberg in'der zweiten Hälfte des -16. Jahrhunderts von
Dr. Lochner. Die Hexenprocesse zu Eßlingen im -16. und -17. Jahrhundert von
Dr. K. Pfaff. Culturgeschichtliche Annalen der Stadt Frankfurt a. M., mit beson¬
derer Rücksicht aus Gesundheitszustand und Mcdicinalvcrfassung von Dr. W. Stricker.
Buntes: Der Dilettantismus in der Culturgeschichte. — Die einzelnen Arbeiten sind
mit Umsicht und Gründlichkeit ausgeführt und der Ton grade so einfach und populär,
wie sich für ein Werk ziemt, welches für das größre Publicum bestimmt ist. Die
Wissenschaft kann durch eine solche geordnete Zusammenstellung monographischer Bei¬
träge nur gewinnen und so sprechen wir den lebhaften Wunsch aus, daß das Inter¬
esse des Publicums dem Werth der Leistung entsprechen möge^

Weimarer Sonntagsblatt. Zweiter Jahrgang. Weimar, Bostan. —
Ein Localblatt kaun anch für die allgemeine Literatur Interesse erregen, wenn die
Localität, die es vertritt, einen positiven Inhalt hat. Weimar besitzt ausgezeichnete
Gelehrte und tüchtige Künstler, die noch den Vorzug eines engern Zusammenhangs
haben, als in einer größern Stadt möglich wäre, es besitzt eine kriegerische musi¬
kalisch-kritische Schule, es besitzt ferner die Traditionen an die große Vergangenheit.
Das Letzte ist das eigentlich Interessante an diesem Blatt. So heben wir nament¬
lich einen größer» Aufsatz von E. W. Weber hervor: was Weimar in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts für die Oper that. Ferner einen Brief von Tieck
an Riemer über dessen Mittheilungen, wo einige interessante Notizen über die
Stellung der romantischen Schule zu Goethe gegeben werden; dann einzelne Er¬
läuterungen über Stellen ans Goethe von I. S. (Sanpe?), z. B. eine Erklärung
des Hans von Nippach. Noch in den neunziger Jahren war der Ausdruck Hans
von Rippach.in Leipzig gäng und gäbe, um einen landjunkerlichen Großhans aus
der nächsten Runde (Rippach war nämlich die letzte Station auf der alten Post-
strasze von Naumburg nach Leipzig), und im weitern Sinne einen stolzen Gimpel
Und ungeleckten'Bären zu bezeichnen. — Am willkommensten war uns ein ungedrucktes
Gedicht von Goethe in Fräulein von Schillers Stammbuch am -10. August -18-19.


Weil so viel zu sagen war
Wußt ich nichts zu sagen,,
Ob die Blätter gleich ein Jahr
Mir vorm Auge lagen.
Jetzo da du sie entführt,
Mag die Feder walten
Denn es bleibt, wie sichs gebührt,
Immerfort beim Alten.
Milde zum Verständlichen
Wird die Mutter mahne»,
Dentend zum Unendlichen
Auf des Vaters Bahnen.

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[0365] bis zum 30jährigen Kriege von Karl Biedermann. — Aberglaube in Krain gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Dr. Rehlen. Mittheilungen aus Familienaunalcn des -16. Jahrhunderts von K. Scifart. Bücherschau. Buntes: die polnischen Auguste und ihre Schmeichler. — Monsieur Alamode, der Stutzer des 30jährigen Kriegs von Jac. Falke. Das frühere Schützenwescn der Deutschen von !>>'. A. Ba- rack. Eine Selbstbiographie aus dem Ende des -16. und Anfang des -17. Jahr¬ hunderts, mitgetheilt vom Archivar Dr. Lcindau. Buntes: Zum Hofleben. — Zur Sittengeschichte von Nürnberg in'der zweiten Hälfte des -16. Jahrhunderts von Dr. Lochner. Die Hexenprocesse zu Eßlingen im -16. und -17. Jahrhundert von Dr. K. Pfaff. Culturgeschichtliche Annalen der Stadt Frankfurt a. M., mit beson¬ derer Rücksicht aus Gesundheitszustand und Mcdicinalvcrfassung von Dr. W. Stricker. Buntes: Der Dilettantismus in der Culturgeschichte. — Die einzelnen Arbeiten sind mit Umsicht und Gründlichkeit ausgeführt und der Ton grade so einfach und populär, wie sich für ein Werk ziemt, welches für das größre Publicum bestimmt ist. Die Wissenschaft kann durch eine solche geordnete Zusammenstellung monographischer Bei¬ träge nur gewinnen und so sprechen wir den lebhaften Wunsch aus, daß das Inter¬ esse des Publicums dem Werth der Leistung entsprechen möge^ Weimarer Sonntagsblatt. Zweiter Jahrgang. Weimar, Bostan. — Ein Localblatt kaun anch für die allgemeine Literatur Interesse erregen, wenn die Localität, die es vertritt, einen positiven Inhalt hat. Weimar besitzt ausgezeichnete Gelehrte und tüchtige Künstler, die noch den Vorzug eines engern Zusammenhangs haben, als in einer größern Stadt möglich wäre, es besitzt eine kriegerische musi¬ kalisch-kritische Schule, es besitzt ferner die Traditionen an die große Vergangenheit. Das Letzte ist das eigentlich Interessante an diesem Blatt. So heben wir nament¬ lich einen größer» Aufsatz von E. W. Weber hervor: was Weimar in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts für die Oper that. Ferner einen Brief von Tieck an Riemer über dessen Mittheilungen, wo einige interessante Notizen über die Stellung der romantischen Schule zu Goethe gegeben werden; dann einzelne Er¬ läuterungen über Stellen ans Goethe von I. S. (Sanpe?), z. B. eine Erklärung des Hans von Nippach. Noch in den neunziger Jahren war der Ausdruck Hans von Rippach.in Leipzig gäng und gäbe, um einen landjunkerlichen Großhans aus der nächsten Runde (Rippach war nämlich die letzte Station auf der alten Post- strasze von Naumburg nach Leipzig), und im weitern Sinne einen stolzen Gimpel Und ungeleckten'Bären zu bezeichnen. — Am willkommensten war uns ein ungedrucktes Gedicht von Goethe in Fräulein von Schillers Stammbuch am -10. August -18-19. Weil so viel zu sagen war Wußt ich nichts zu sagen,, Ob die Blätter gleich ein Jahr Mir vorm Auge lagen. Jetzo da du sie entführt, Mag die Feder walten Denn es bleibt, wie sichs gebührt, Immerfort beim Alten. Milde zum Verständlichen Wird die Mutter mahne», Dentend zum Unendlichen Auf des Vaters Bahnen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/365>, abgerufen am 21.06.2024.